Austin (Texas)
Hoffen auf Beachvolleyball im Sommer

Sportler während der Coronavirus-Zwangspause (24): Joshua Morgan, einstiger Publikumsliebling bei den Ingolstadt Dukes

24.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:46 Uhr
Modellathlet: Auch nach seiner Rückkehr in die USA legt Joshua Morgan weiterhin viel Wert auf "Workout". −Foto: R. Lüger (2)

Austin (Texas) - Außerhalb des American-Footballfeldes: ein herzensguter Zeitgenosse, immer freundlich, ein absoluter Sympathieträger.

 

Aber wehe, Joshua Morgan stand bei den Ingolstadt Dukes auf dem Platz: Da kannte der US-Amerikaner plötzlich keine Freunde mehr, fightete förmlich bis zum Umfallen - sehr zum Pech der jeweiligen Gegner. Und das kam natürlich an bei der Fangemeinde der "Herzöge", sehr schnell hatte sich der mittlerweile 27-Jährige bei ihnen zu einem uneingeschränkten Publikumsliebling entwickelt. Insgesamt drei Spielzeiten lang (von 2015 bis 2017) hielt Morgan seine Knochen für die Mannschaft von Headcoach Eugen Haaf hin, schaffte mit ihr den triumphalen Aufstieg in die GFL 1 und dort im ersten Jahr auch gleich den Einzug in die Play-offs - um 2018, nach einer zusätzlichen Saison bei den Stuttgart Scorpions, wieder in die USA zurückzukehren.

An die Zeit in Deutschland, insbesondere an die bei den "Herzögen", erinnert sich der Modellathlet noch heute liebend gerne zurück. "Ich hatte super Momente bei den Dukes und durfte dort tolle Menschen kennenlernen, die ich inzwischen zu meinen besten Freuden zählen", so der 27-Jährige: "Ich bin äußerst dankbar für all die Möglichkeiten und die Zuneigung, die mir während meiner drei Jahre in Ingolstadt entgegengebracht wurden. "

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Ja, seine Augen leuchten bei diesen Worten. Ein glückliches Lächeln huscht ihm ebenfalls über das Gesicht: "Ich genoss meine Zeit in Deutschland in vollen Zügen und werde auf alle meine dort gewonnenen Erfahrungen stets mit einem Grinsen zurückblicken. " Womit Morgan übrigens nicht nur die sportlichen Triumphe wie die "Perfect Season" 2016 in der GFL 2 meint, sondern auch private Ereignisse - "wie so manch verpassten Zug nach diversen Volksfesten", wie er laut lachend zugibt.

Lang ist's her. Inzwischen lebt der 27-Jährige in Austin, der Hauptstadt des US-Bundesstaats Texas. Und American Football? "Das spiele ich schon lange nicht mehr", antwortet er - ohne hierbei besonders traurig zu wirken. Es gibt ja noch andere Sportarten, die ebenso Spaß machen. So genießt er es momentan in vollen Zügen, einfach nur hart an seiner Fitness (und damit an seinem muskelbepackten Körper) weiterzuarbeiten. Dazu kommt noch hin und wieder ein Flag-Football-Match - "und im Sommer hoffe ich, zudem wieder Beachvolleyball spielen zu dürfen", erzählt der Ex-Duke: "Falls das Corona-Virus bis dahin beseitigt ist. "

Die aktuelle Pandemie ist momentan auch bei ihm in Texas das alles überlagernde Thema. "Leider ist die Krankheit sehr schlimm - und es sterben viele Menschen daran, daran führt kein Weg vorbei", sagt Morgan hierzu: "Aber ich denke trotzdem, dass der wirtschaftliche Abschwung, in den wir wegen dieser Krise eintreten werden, letztendlich viel schwerwiegender sein und deutlich mehr Menschen betreffen wird, als es dieses erschreckende Virus jemals könnte. "

 

Der 27-Jährige selbst verdient seine Semmeln derzeit in einem Verkaufsformat. "Um was es sich hierbei genau handelt, darüber darf ich aber aus Sicherheitsgründen keine weiteren Informationen herausgeben", sagt er geheimnisvoll. Zudem besitzt der Modellathlet weiterhin seine eigene Fitnessmarke, die Workouts für Einzelpersonen entwirft. Mit anderen Worten: Morgan ist gut beschäftigt - auch ohne American Football.

Und wie ist die Lage sonst in Texas? Wie geht die Bevölkerung mit der Corona-Krise um? "Jeder hier hat seine Vorräte eifrig mit Toilettenpapier und Munition aufgefüllt", antwortet er zunächst mit einem Lächeln, um dann doch sehr schnell wieder ernst zu werden: "Eigentlich ist es ganz ruhig. Aber die kleinen Unternehmen haben aktuell doch schwer zu kämpfen, hoffentlich ist dies eher früher als später vorbei. "

Gerade für einen Lebemann wie ihn, für den der Spaß so weit wie möglich im Vordergrund stehen soll, sind die aktuellen Zeiten überhaupt nicht schön. Prompt kann es da den einen oder anderen Augenblick geben, in dem Morgan zusätzlich ins Internet geht, um dort ein-stige Teamkollegen aus seiner Ingolstädter Zeit zu suchen. "Mit den Klubverantwortlichen der Dukes habe ich zwar keinen Kontakt mehr - aber frühere Mannschaftskameraden erreiche ich schon regelmäßig gerne und verfolge sie außerdem über verschiedene Social-Media-Seiten", erzählt der 27-Jährige: "Ich mag ihre Erfolge immer sehr. Ich habe damals in Ingolstadt eine großartige Gruppe von Leuten getroffen und möchte für jeden Einzelnen von ihnen nur das Beste. "

Ob er sogar ein bisschen Sehnsucht nach "good old Germany" empfindet? Nach einem Weißwurstfrühstück auf dem Schrobenhausener Wochenmarkt, wie er es einst zusammen mit Quarterback Rick Webster gerne mal genossen hat? Nach einer schönen Portion Spargel, ganz nach seinem Geschmack mit Käse überbacken? Oder einfach nur nach einem traditionellen "Beerfeast" wie dem Barthelmarkt oder dem Oktoberfest? Morgan lacht: "Okay, ertappt. Ich hatte es in der Tat vor, dieses Jahr eine Gruppenreise nach Deutschland zum Oktoberfest zu organisieren. Nur leider wissen wir jetzt, dass nichts daraus wird. "

Aber das ändere nichts an seinem Entschluss, so bald wie möglich wieder mal nach Bayern zu kommen, um gute Freunde zu treffen. Und eventuell sogar, um die Dukes live spielen zu sehen. Bloß dafür muss erst einmal die Corona-Krise zu Ende sein - was Morgan in Texas selbstverständlich ebenso hofft wie alle seine Kumpels in Deutschland.

SZ

Roland Kaufmann