Sofia
"Jedes fehlende Prozent Fitness bedeutet Welten"

Lorena Brandl verpasst eine Medaille bei Taekwondo-EM - Auswirkungen überstandener Coronainfektion deutlich spürbar

13.04.2021 | Stand 23.09.2023, 17:56 Uhr
Timo Schoch
Nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte: Lorena Brandl ist bei der Taekwondo-EM im Viertelfinale ausgeschieden. −Foto: privat

Sofia - Für die erhoffte Medaille hat es nicht gereicht: Die Pförringerin Lorena Brandl scheiterte am Sonntag im Viertelfinale der Taekwondo-Europameisterschaft im bulgarischen Sofia an der Österreicherin Marlene Jahl. Schuld daran war eine erst kurz vor dem Wettkampf überwundene Coronainfektion.

Es war eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Am vergangenen Dienstag schien der Traum von einer EM-Teilnahme für Lorena Brandl geplatzt. In ihrem Körper befanden sich noch restliche Spuren des Coronavirus. Der Test fiel deshalb positiv aus. Enttäuschung pur. Die deutsche Taekwondo-Equipe flog somit am Mittwoch ohne die Pförringer Medaillenhoffnung ins bulgarische Sofia. Am frühen Donnerstag folgte schließlich die Überraschung: Ein weiterer Coronatest blieb negativ. Freude bei Brandl. Sie durfte am Freitagvormittag nachreisen. Eine EM-Teilnahme auf den letzten Drücker also. Am Sonntag dann aber eine erneute Enttäuschung. Noch konditionell geschwächt stand Brandl auf der Matte, dazu fehlten natürlich durch die Quarantäne-Zeit auch die qualitativ hochwertigen Trainingseinheiten. Im Viertelfinale folgte schließlich das Aus gegen Marlene Jahl mit 21:24. Noch beim Testwettkampf Anfang März hatte Brandl die Österreicherin mit 18:4 klar geschlagen. "Auf diesem Niveau bedeutet jedes fehlende Prozent Fitness einfach Welten", sagt Brandl.

Dieses Konditionsdefizit machte sich schon am Freitag, also zwei Tage vor Brandls EM-Kämpfen, bemerkbar. "Ich hatte nach dem Flug noch die Beine gelockert und zwei Trainings", sagt sie. "Schon da habe ich bemerkt, dass es nicht so läuft, wie ich mich kenne. " Mit diesem Gefühl ging es am Sonntag auch in den ersten EM-Kampf gegen Ikra Kayir. Die Türkin trat erstmals im Schwergewicht an, zuvor kämpfte sie in leichteren Klassen - dort aber erfolgreich. Kayir kürte sich in der Vergangenheit bereits mehrfach zur Europameisterin. Aber da in Sofia alle anderen Klassen von Landsfrauen bereits besetzt waren, wählte Kayir die Klasse +73kg. "Sie hatte einen Vorteil durch ihr geringeres Gewicht und ihre Schnelligkeit", sagt Brandl. Es ging deshalb hin und her. Erst in der vierten Runde gewann die Pförringerin den engen Kampf.

Im Viertelfinale traf Brandl dann auf Marlene Jahl. "Normalerweise packe ich sie", erklärt die 23-Jährige. So wie beim Testwettkampf vor etwas mehr als vier Wochen. "Da hat sie kein Land gesehen", erklärt die Pförringerin. Auch diesmal führte die Deutsche schnell, doch je länger der Kampf dauerte, desto mehr baute sie ab. In der dritten Runde ging Brandl die Kondition aus. "Es waren keine präzisen Kicks mehr möglich", sagt sie. Noch 30 Sekunden vor dem Ende der dritten Runde führte Brandl, dann gelangen Jahl einige Treffer und die Wende. "Ich habe kurz vor dem Ende auf den Punktestand geschaut und nur noch gedacht, ich brauche Punkte. Aber es hat am Schluss nicht mehr gereicht. Wenn der Kopf und die Kondition da sind, sieht der Kampf ganz anders aus. Ich habe Treffer kassiert, die sonst nicht so gefallen wären", glaubt Brandl. So endete der Kampf mit einer bitteren 21:24-Niederlage. "Drei Punkte Abstand sind knapp. Ich wollte eine Medaille - das hätte auch fast geklappt", erklärt die Kämpferin. "Der Körper war aber nicht so da, wie ich es gerne gehabt hätte. Und ohne ausreichend Kondition wird alles unpräzise. "

So lautet Brandls Fazit: "Es war toll, dass es mit der EM noch geklappt hat. Aber Covid hat nun doch fürs Erste das Machtverhältnis gedreht", sagt sie. Aber die 23-Jährige gibt sich bereits kämpferisch - vor allem im Hinblick auf die Anfang Mai bevorstehende Olympia-Qualifikation. "Die Kondition werde ich mir schnell wieder erarbeiten. Bei der Quali steht dann wieder die Lorena auf der Matte, wie man sie kennt", verspricht die Pförringerin. "Verlernt habe ich es ja nicht. " Bereits am Montag, kurz nach der Rückkehr aus Bulgarien, stand die erste Laufeinheit auf dem Programm. Mit High-Intensity-Intervallen, viel Kick-Training und Laufen will sie in den kommenden Wochen das Konditionsdefizit wieder aufholen. Damit dann zur Olympia-Quali wieder das Glücksgefühl vorherrscht.

DK

Timo Schoch