Thalmässing
Thalmässing greift tief in seine Schatulle

Für Investitionen in Höhe von 14 Millionen Euro werden Rücklagen fast aufgebraucht - Große Projekte stehen an

13.04.2021 | Stand 23.09.2023, 17:56 Uhr
In der Erde verbuddelt wird auch heuer viel Geld - so wie bei der Erneuerung der Kanalisation in Thalmässing im vergangenen Jahr. −Foto: Karch, Archiv

Thalmässing - Ein Rekordhaushalt jagt den anderen - so hat sich die Finanzpolitik der Marktgemeinde Thalmässing in den vergangenen Jahren präsentiert.

Und auch der Haushalt für das Jahr 2021 flößt Respekt ein. "Ein Vermögenshaushalt von fast 14 Millionen Euro ist bei der Größe der Gemeinde schon eine Hausnummer", sagt Bürgermeister Georg Küttinger (FW) bei der Vorstellung des Haushaltsplans mit vorsichtigem Stolz. Stolz, weil sich die Kommune auch im zweiten Pandemiejahr wacker schlägt; vorsichtig, weil man nur ganz schlecht abschätzen kann, wie es in den nächsten Jahren aussieht.

Und die 14 Millionen Euro im Vermögenshaushalt sind - anders als bei manchen Forderungen auf Bundesebene - gegenfinanziert. Allerdings muss die Kommune, um all die geplanten Maßnahmen stemmen zu können, tief in ihre Schatulle greifen: Von den knapp 6,6 Millionen Euro an Rücklagen, die sie in den vergangenen Jahren angespart hat, muss sie fast 6 Millionen Euro ausgeben. 2022 werden dann noch einmal 500000 Euro aus den Rücklagen entnommen, so dass gerade einmal 130000 Euro übrigbleiben - die Summe, die dann als Mindestrücklage vorgeschrieben ist. "Die Rücklagen sind dann aufgebraucht", sagt Martin Obermeyer, Geschäftsleiter und Kämmerer der Kommune, im Pressegespräch vor der Haushaltsberatung im Marktgemeinderat. "Es haben sich viele Maßnahmen angesammelt, die sonst über mehrere Jahre refinanziert werden und jetzt auf einmal anstehen. " Obermeyer prognostiziert, dass die Kommune im nächsten Jahr Projekte schieben oder streichen muss.

Allein die Maßnahmen in der grünen Kategorie der Ampel, die Thalmässing eingeführt hat, und die heuer definitiv umgesetzt werden müssen, summieren sich auf knapp 9 Millionen Euro. Dazu gehören beispielsweise der Bau eines neuen Bauhofs, für den gerade die Ausschreibungen laufen, der Bau einer viergruppigen Kindertagesstätte, die im Spätherbst 2022 fertig sein soll, der Bau des Sportzentrums, das schon lange geplant wird, und die Überleitung des Abwassers aus Reichersdorf und Eysölden in die Kläranlage Thalmässing. Sie müssen heuer fertig werden, damit die eingeplanten Zuschüsse auch fließen.

Allein im Tiefbaubereich - neben den Abwasserüberleitungen zählen dazu zum Beispiel der ab Juli geplante Ausbau des Dorner-Ecks, die Restkosten für die Erschließung von Baugebieten, der Bau von Radwegen und der auf rund 400000 Euro veranschlagte Bau eines Parkplatzes beim Freibad - stehen für heuer Ausgaben in Höhe von 7 Millionen Euro auf der Agenda. Wobei diese Ausgaben den Nachteil haben, "dass man sie anders als bei einer neuen Kindertagesstätte hinterher nicht mehr sieht", wie Bürgermeister Georg Küttinger anmerkt. Spannend werde es heuer sicher, so prognostiziert er, ob man die notwendigen Firmen auch finde und wie sich die Preise für Baumaterialien entwickeln.

Wenn alle Maßnahmen, die im Finanzplan für den Zeitraum von vier Jahren aufgelistet sind, auch umgesetzt würden, müsste die Kommune satte 50 Millionen Euro ausgeben. "Das ist schon einer Herausforderung", sagt der Bürgermeister. Nicht nur wegen der gewaltigen Summe, sondern auch wegen der Arbeit, die damit verbunden ist. "Dafür braucht man eine ausreichende Manpower", sagt er und verweist gleichzeitig darauf, dass immer noch eine Stelle im Bauamt mangels geeigneter Bewerber nicht besetzt werden konnte.

Das Geld für die Baumaßnahmen stammt aus Zuschüssen, für deren Zuweisung sich die Verwaltung gewaltig ins Zeug legt. "Die Rechnungen für ein Projekt haben wir buchstäblich in letzter Sekunde bekommen und auf den letzten Drücker weggeschickt", sagt Martin Obermeyer. Und so habe man sich wieder einmal einen höheren Zuschuss gesichert.

Finanziert werden die Maßnahmen aber auch aus Steuern, ein Part, der den Kommunen in der Pandemie Sorgenfalten beschert hat. Anders als andere Kommunen hat Thalmässing aber nicht gejammert und sofort ein Streichkonzert angesetzt, sondern die tatsächlichen Zahlen abgewartet. Diese Gelassenheit wurde belohnt: Mit einer Gewerbesteuer von 1,6 Millionen Euro wurden sogar 100000 Euro mehr eingenommen als veranschlagt. "Das ist zwar weniger als in den Rekordjahren, in denen die Gewerbesteuer 2 Millionen Euro betragen hat", rechnet Obermeyer vor. Doch damit sei die Kommune gut weggekommen. Der Ansatz von 1,5 Millionen Euro für 2021 ist auch nicht aus der Luft gegriffen, sondern stützt sich auf die Bescheide vom Finanzamt. "Thalmässing muss sich nicht nur auf einige wenige große Betriebe verlassen, sondern hat auch viele kleinere, die Gewerbesteuer zahlen", sagt Küttinger. "Wir sind froh über jeden, den wir haben. " Sein Fazit: "2020 sind wir gut durchgekommen. " Wie es allerdings weitergehe, könne niemand sagen.

Nachdem die Beteiligung an der Einkommensteuer in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen war, fällt sie heuer etwas niedriger aus. Sie sinkt allerdings nur um 30000 auf 2,85 Millionen Euro.

HK

Andrea Karch