Riedenburg
"Der Kader ist stark wie nie"

Trainerlegende Karsten Wettberg ist von der deutschen Fußballnationalmannschaft überzeugt

08.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:16 Uhr
"Die WM wird spannend": Trainerlegende Karsten Wettberg rechnet mit einem interessanten Turnierverlauf. Die deutsche Mannschaft sieht er durchaus in einer vielversprechenden Verfassung, um ihren Titel zu verteidigen. Der Kader sei so stark besetzt wie noch nie und auch beim Betreuerteam sei Deutschland wieder die führende Nation. −Foto: Foto: DK (Archiv)

Riedenburg (DK) Unter den Sportbegeisterten in der Region gibt es nur noch ein Thema: die Fußballweltmeisterschaft in Russland, die am kommenden Donnerstag startet. Trainerlegende Karsten Wettberg wird das Turnier wieder mit einer Kolumne in unserer Zeitung begleiten. Zum Auftakt setzt er sich diesmal mit dem Kader der deutschen Nationalmannschaft auseinander. Und seine Einschätzung ist durchaus vielversprechend.

Wer muss von den 27 ins Trainingslager nach Eppan in Südtirol eingeladenen Nationalspielern den bitteren Heimweg antreten und kann den wohlverdienten Urlaub antreten und wer gehört zu denen, die die Reise zur Weltmeisterschaft in Russland antreten dürfen? So lautete auch die in der Öffentlichkeit in den vergangenen Wochen viel diskutierte Frage für das Trainerteam um Bundestrainer Joachim Löw. Ich finde den nominierten Kader fachlich nachvollziehbar, bis auf Leroy Sané, dessen Saisonleistung bei Manchester City mit der Auszeichnung als bester Nachwuchsspieler in England gewürdigt wurde und der durchaus seinem Konkurrenten Julian Brandt hätte vorgezogen werden können.

Der Kader ist meiner Meinung nach stark wie nie, der Bundestrainer setzt in erster Linie auf seine "Weltmeister" von 2014. Der von manchen Experten geforderte Sandro Wagner vom FC Bayern München hatte gegen einen Mario Gomez vom VfB Stuttgart das Nachsehen, weil dieser großen Anteil am Höhenflug seines Vereins in der Bundesliga hatte und sicher auch teamfähiger erscheint als der doch sehr eigenwillige Wagner. Diese Einschätzung hat Wagner mit seinem sofortigen Rücktritt aus der Nationalmannschaft nach seiner Nichtnominierung auch sofort bestätigt. Sein Verhalten nach dem Pokalendspiel gegen Eintracht Frankfurt, als er seine Silbermedaille in die Zuschauerränge warf, ist ebenfalls einfach unentschuldbar und eines deutschen Nationalspielers nicht würdig.

Die Angelegenheit rund um die beiden Migranten Mesut Özil und Ilkay Gündogan wird uns und damit die Öffentlichkeit noch lange beschäftigen - besonders den DFB und den Bundestrainer. Es sind nicht wenige, die Löw den Vorwurf machen, er würde mit zweierlei Maß messen. Und dies ist auch nicht gänzlich von der Hand zu weisen. Ich denke an Michael Ballack, Lukas Podolski, Kevin Kuranyi und Max Kruse.

Das Risiko, mit Manuel Neuer und Jérôme Boateng vom FC Bayern München zu planen, obwohl beide mit langwierigen Verletzungen zu kämpfen hatten und hinter ihrer Einsatzfähigkeit zwischenzeitlich ein großes Fragezeichen stand, finde ich richtig. Der Bundestrainer setzt auf Blockbildung - bis auf die linke Abwehrseite wird er die komplette Münchner Verteidigung nominieren. Welches Team kann Ähnliches aufbieten? Sollte das Risiko mit Boateng im ersten Spiel gegen Mexiko noch zu groß sein, stehen mit Niklas Süle und Antonio Rüdiger adäquate Ersatzleute zur Verfügung.

Davon unabhängig bleibt festzuhalten: So eine lange Vorbereitungszeit hatte eine deutsche Nationalmannschaft überhaupt noch nie. Wenn auch nach vielen Turnieren unser "Physiopapst" Klaus Eder aus Donaustauf wegen seiner Reha ausfällt, kann dennoch kein Team mit dem technischen Stab um unsere Mannschaft herum mithalten: wie immer nur das Allerbeste und das Allerteuerste, denn das Ziel ist eindeutig die Titelverteidigung.

Nach so viel Vorbereitungszeit ist jetzt das deutsche Nationalteam gefordert, denn wie sagte schon Trainer-Altmeister Otto Rehhagel so treffend: "Die Wahrheit liegt auf dem Platz."

In diesem Sinne wünsche ich allen DONAUKURIER-Lesern ein ruhiges und entspanntes Wochenende. Ich bin überzeugt, dass wir alle in den nächsten Wochen gute Nerven brauchen, denn die Weltmeisterschaft wird spannend.