Speedway
Auftakt voller Hindernisse

Pfaffenhofener Julian Bielmeier landet zum Start der Drift-on-Ice-Serie nur auf Rang neun

26.11.2021 | Stand 23.09.2023, 22:01 Uhr
Erhard Wallenäffer
Auf verlorenem Posten: Mit seinem Ersatzbike verpasste Julian Bielmeier (rechts) den Endlauf zum Auftakt der Drift-on-Ice-Serie. In überragender Verfassung zeigte sich derweil sein Kontrahent Sergej Malyschew (links, Russland), der alle Vorläufe gewann und im Finale Zweiter wurde. −Foto: Kissinger

Freital - Man stellte sich vor: Lewis Hamilton muss kurz vor dem Rennen seinen gewohnten Silberpfeil gegen einen Ferrari eintauschen.

Hört sich abenteuerlich an, aber ein vergleichbares Szenario ist Julian Bielmeier widerfahren. Mit einem fremden Motorrad musste der Pfaffenhofener Speedwayfahrer zum Auftakt der Drift-on-Ice-Serie im sächsischen Freital starten, was für ihn alles andere als einfach war.

"Ich wurde nicht schlau aus diesem Moped - wir bekamen es für dieses weiche Eis einfach nicht abgestimmt", verzweifelte Bielmeier schon fast. Derweil stand sein eigenes Bike irgendwo nutzlos bei Regensburg. Was in den Stunden zuvor passiert war: Der Pfaffenhofener und seine Crew vom Racing Team Grichtmaier "strandeten" mit ihrem Transporter auf einem Autobahnparkplatz. Eine Panne machte die Weiterfahrt unmöglich, da musste schon ein Fan mit seinem Auto kommen, um Bielmeier, die Grichtmaiers und etwas Equipment einzusammeln. Hektisch wurden noch der Vergaser und ein paar Komponenten ausgebaut, bevor es auf die restlichen 350 Kilometer bis vor die Tore Dresdens ging.

Zuvor glühten die Drähte, immerhin versprach Organisator Ronny Weis, spontan ein Ersatz-Bike bereitzustellen. Gewiss kein schlechtes - aber eben nicht das eigene, in welches so viel Arbeit gesteckt wurde. Immer wieder wurde getüftelt, konstruiert, zerlegt und geschraubt, alles für einen guten Start in die Eis-Saison. "Bei den Sprints um den ultrakurzen Eis-Kreisel ist das Balance-Gefühl entscheidend", erläuterte derweil Teamchef Robert Grichtmaier. Verständlich also, dass Bielmeier mit dem Leih-Motorrad seine Probleme hatte, und deshalb nur Platz neun im Endklassement holte.

Stichwort "Weiches Eis": Speedwayfahrer mögen ein solches nicht. "Quer geht mehr" heißt es unter den Driftern, dafür sollte der gefrorene Belag möglichst hart sein. Die Leitungen unter dem Freitaler Eis generieren aber nicht die Kälte wie beispielsweise im Pfaffenhofener Eisstadion, wo Ammoniak das Eis prügelhart macht. "Es war für alle schwierig zu fahren", sagte Bielmeier, trotzdem waren die Läufe so spektakulär, wie selten. Was auffiel: Die bisher gewohnte Rangliste unter den Driftern scheint sich verflüchtigt zu haben.

Selbst Weis, der noch vor zwei Jahren die Konkurrenz nach Belieben dominiert hatte, ist offensichtlich zu den "Normalsterblichen" zurückgekehrt. Das hat aber auch damit zu tun, dass sich einige Piloten deutlich verbessert haben, wie Sergej Malyschew (Russland) der alle seine Vorläufe gewann. Auch Jacob Bukhave (Dänemark) war schnell und besonders aggressiv unterwegs. Weis selbst haderte aber auch mit der Technik, zweimal musste der Routinier die abgesprungene Kette aufklauben.

Ein Endlauf ohne Weis - ob es das überhaupt schon einmal gab, müsste erst mühsam recherchiert werden. Jedenfalls stritten sich in Freital Hynek Stichauer (Tschechien), Sergej Malyschew, Jacob Bukhave und Richard Geyer um die Pokale. In dieser Reihenfolge wurden diese nach fünf packenden Runden und etlichen haarigen Manövern abgewunken. Da baute Bielmeier gerade seinen Vergaser aus dem geliehenen Bike, während Bettina Grichtmaier vom Team die letzte Ansage des Rennabends machte: "Alles zusammenpacken und ab nach Hause - aber das Motorrad lassen wir hier, es hat kein Glück gebracht! " Vielleicht hat Bielmeier beim nächsten Rennen im Januar mehr Glück.

PK


Erhard Wallenäffer