FCB-Hauptversammlung
Kommentar: Der FC Bayern hat sich zu lange vor der Katar-Diskussion gedrückt

26.11.2021 | Stand 23.09.2023, 22:01 Uhr
FC Bayern-Präsident Herbert Hainer. −Foto: Stache, afp

FC Bayern-Präsident Herbert Hainer wird keine Gedanken daran verschwendet haben, dass die Jahreshauptversammlung für ihn im Desaster endet. Aber es musste wohl so kommen.

Viele Münchner Fans stören sich seit Jahren am Katar-Sponsoring. Sie suchten vergebens den Dialog mit dem Verein, der sich auch durch Provokationen im Stadion nicht locken ließ. Der von Mitglied Michael Ott gestellte Antrag (Abstimmung über die Beendigung der umstrittenen Partnerschaft) war vom Landgericht vor der Versammlung abgeschmettert worden. Darauf berief sich auch die Klubführung beim Nicht-Zulassen von Otts Spontan-Antrag am Donnerstagabend.

Hainer lobte zuvor die Mitglieder und betonte, dass "wir als Verein uns jedem Diskurs stellen". Doch als die Katar-Debatte, - deren Wucht der 67-Jährige wohl unterschätzt hat-, richtig hochkochte, schloss er kurzerhand die Wortmeldungsliste. Es folgten ziemlich wütende Zwischenrufe von Teilen der Anwesenden, bis hin zum "Vorstand raus". "Die schlimmste Veranstaltung, die ich je beim FC Bayern erlebt habe", bekundete Uli Hoeneß. Dieses Ei haben sich Hainer und Co. durch das Aussitzen eines unangenehmen Themas selbst gelegt. Trainer Julian Nagelsmann sagte: "Ich glaube, es gibt sicherlich eine Möglichkeit, das in einem anderen Rahmen zu machen, um kontrovers darüber zu diskutieren." Die Diskussion der Streitparteien ist die einzige Lösung, die Wogen zwischen Verein und Fankreisen zu glätten. Denn: "Das Reden macht die Sache aus." Eine bayerische Weisheit, die noch älter ist als das von den Münchnern überstrapazierte "Mia san mia".

DK


Florian Wittmann