Ingolstadt
Zum "besten Verein der Welt"

23.04.2021 | Stand 21.06.2021, 3:34 Uhr
Gibt künftig bei der U16 des FC Bayern München die Anweisungen: Peter Gaydarov wechselt an den Campus des deutschen Rekordmeisters. −Foto: imago images

Von Profiklub zu Profiklub: Der Vohburger Peter Gaydarov verlässt die U17-Bundesliga-Mannschaft des 1. FC Nürnberg und wechselt im Sommer als Cheftrainer zur U16 des FC Bayern München.

 

Vohburg - Den nächsten Schritt auf der Karriereleiter geht Peter Gaydarov. Der 29-jährige Vohburger wechselt vom 1. FC Nürnberg, wo er die U17 trainierte, ins Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) des FC Bayern München. Dort wird er ab Juli Chefcoach der U16-Mannschaft des deutschen Rekordmeisters.

"Der FC Bayern ist weltweit der beste Verein. Es ist für mich eine große Ehre, zukünftig im Nachwuchs dieses Klubs zu arbeiten. Ich freue mich riesig, dass ich die Chance bekomme, dort meine Fähigkeiten einbringen zu können", sagt Gaydarov. Die Münchner versprechen sich einiges von dem Transfer. "Mit Peter Gaydarov konnten wir ein sehr interessantes Trainertalent mit einem spannenden Werdegang dazugewinnen. Wir sind überzeugt, dass er hervorragend in unser Trainerteam passt", sagt der sportliche Leiter des FC Bayern Campus, Holger Seitz.

Der Kontakt zu den Münchnern sei über einen Bekannten zustande gekommen, berichtet Gaydarov. "Die U17-Teams des 1. FC Nürnberg und des FC Bayern spielen beide in der Bundesliga. Der Kontakt zu Bayern war also schon länger da. Als die U16-Trainerstelle vakant war, wurde es dann konkreter", erzählt Gaydarov.

Unter anderem traf er in seiner Nürnberger Zeit auf Weltmeister Miroslav Klose, der bis Juli 2020 die U17 des FCB trainierte, bevor er als Assistent von Hansi Flick zu den Profis beordert wurde. "Ihn habe ich als bodenständigen, zurückhaltenden Menschen in Erinnerung, der aber trotzdem stets total fokussiert war. Ich bin mir sicher, dass er seinen Weg auch als Trainer gehen wird und ihm eine große Karriere an der Seitenlinie bevorsteht", sagt Gaydarov. Mit Klose wird der 29-Jährige künftig zwar wohl nichts mehr zu tun haben, dafür darf er mit anderen Ex-Profis zusammenarbeiten. Der frühere Keeper des FC Augsburg und des TSV 1860 München, Simon Jentzsch, wird beispielsweise Gaydarovs Torwarttrainer. Wer ihm als Co-Trainer assistieren wird, ist noch offen. Auch Halil Altintop (U17), Martin Demichelis oder Danny Schwarz (beide FC Bayern II) wird er künftig wohl öfter begegnen.

Mit großen Namen hatte Gaydarov auch schon in seinen rund zweieinhalb Jahren beim 1. FC Nürnberg zu tun. Als Chefcoach der U17 war der frühere Club-Profi Tomas Galasek sein Co-Trainer. Die Zusammenarbeit mit ihm beschreibt der Vohburger als "hochprofessionell und sehr harmonisch." Galasek sei trotz seiner riesen Erfolge als Spieler ein bodenständiger Typ, der stets loyal gewesen sei. "Wir werden in Kontakt bleiben, davon bin ich überzeugt." Dass Nürnbergs U17 bei dem Duo in guten Händen war, lässt sich an Ergebnissen ablesen: Die vergangene Bundesligasaison schloss der Club-Nachwuchs als Siebter von 14 Mannschaften ab. In der Spielzeit 2020/21 mischte das junge Team mit vier Siegen aus fünf Partien bis zum Abbruch Ende Oktober in der Spitzengruppe mit.

Großen Anteil daran, dass sich Gaydarov als Trainer in der Nachwuchsabteilung eines Profiklubs einen Namen machen konnte, hatte Daniel Wimmer. Unter dem damaligen NLZ-Leiter wurde der Vohburger Co-Trainer des Nürnberger U19-Bundesliga-Teams. Gaydarov erzählt von einer Zusammenarbeit auf Augenhöhe. "Wimmer hat den Mix zwischen Menschlichkeit und professionellem Arbeiten sehr gut hinbekommen. Ich hoffe, dass sich unsere Wege in mal wieder kreuzen. Er ist eine Art Mentor für mich geworden."

Anders als so mancher Ex-Profi oder Quereinsteiger ist Gaydarov ein Trainer, der beide Seiten kennt: den Amateurfußball und die Arbeit bei einem Profiverein. Angefangen hat die Trainerkarriere des 29-Jährigen in den Jugendabteilungen des TV Vohburg und des SV Manching. Danach war er Trainer beim Kreisklassisten FC Mindelstetten und den Landesligisten TV Aiglsbach und SpVgg Landshut. "Der größte Unterschied zwischen Profi- und Amateurfußball ist die Gewichtung des Fußballs. Du kannst im Profifußball bei allen Inhalten bis ins Detail gehen und dir fehlen kaum Spieler." Doch auch die Arbeit bei den Amateurvereinen hat ihm viel Spaß bereitet. "Vor allem die Gemeinschaft ist etwas ganz Besonderes, wenn man zum Beispiel nach den Spielen zusammensitzt und über das Spiel spricht. Das geht leider immer mehr verloren", sagt Gaydarov.

Zu seinen Ex-Vereinen hat er immer guten Kontakt. "Ich wohne nur 150 Meter vom Vohburger Sportplatz entfernt. Mit meinen ehemaligen Trainerkollegen aus Landshut bin ich immer noch im stetigen Austausch. Mein Pass liegt noch in Aiglsbach, theoretisch könnte ich dort noch spielen. Auch mit dem FC Mindelstetten, meiner ersten Station als Trainer im Herrenbereich, bin ich noch in Kontakt." 

Die seit einiger Zeit aufkommende Kritik, dass aus den Nachwuchsleistungszentren zu wenig Spieler den Sprung in die Bundesliga schaffen und es weniger Typen im Profifußball gebe, kann Gaydarov nur zum Teil verstehen. "Es ist schon so, dass die Talente heute in ein gewisses Schema gepresst werden und dadurch ein Stück weit die Individualität verloren gehen kann. Das kommt aber auch immer auf die Vereins- und Trainerphilosophie an. Beim Club haben zum Beispiel zuletzt einige U19-Talente den Sprung zu den Profis geschafft."

Die Pandemie sieht der A-Lizenz-Inhaber für den Nachwuchs auch als Chance: "Durch die finanziellen Einbußen wird bei vielen Vereinen ein Umdenken stattfinden und mehr auf Eigengewächse gesetzt werden. Diesen Weg empfinde ich grundsätzlich als den richtigen."

Eine wichtige Rolle in der Ausbildung spielt für Gaydarov die Entwicklung einer natürlichen Hierarchie innerhalb einer Mannschaft. Spieler sollten lernen, dass sie sich auch mal unterordnen müssen.  Bei seiner U17 habe er deshalb folgende Vorgaben gemacht: "Beim Fünf-gegen-Zwei müssen normalerweise die beiden Jüngsten in die Mitte und wenn ein Tor zu tragen ist, bestimmt der Kapitän oder das Trainerteam vier Spieler, die das tun." Zudem sei klar, "dass wir Trainer den Jungs nicht die Bälle hinterhertragen und in der Kabine die Trikots bereit hängen. Dafür gibt es Arbeitsdienste, die Spieler wechseln sich ab und sollen untereinander Verantwortung übernehmen."

Am 1. Juli wird Gaydarov, der den Job hauptberuflich ausübt, beim FC Bayern starten. Die U16-Bayernliga beginnt im September. Er wird einen Vorbereitungsplan gestalten und den Jungs seine Philosophie vom Fußball vermitteln. "Ich bin ein Trainer, der offensiv denkt. Jeder Fußballer mag lieber den Ball haben als ihm hinterherzulaufen. Wenn man offensiv gut ist, verteidigt man auch gut", sagt Gaydarov.  Ein Trainervorbild hat er nicht, "wobei ich immer mal wieder auf Julian Nagelsmann schaue." Es gehe darum empathisch zu sein, aber auch fordernd.

DK