"Wir haben Ingolstadt zum Laufen gebracht"

21.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:49 Uhr
Jahr für Jahr ein tolles Bild: Der Start des Ingolstädter Halbmarathons, der heuer zum 20. Mal stattfindet. −Foto: Bösl

Beim 20. Ingolstädter Halbmarathon am 9. Mai 2020 geht eine Ära zu Ende: Die Initiatoren und Organisatoren der Traditionsveranstaltung Roland Knoll und Roland Muck werden dann zum letzten Mal im Einsatz sein. Gemeinsam blicken beide auf eine Erfolgsgeschichte zurück.

 

Ingolstadt - Wenn am 9. Mai 2020 auf der Adenauerbrücke der 20. Ingolstädter Halbmarathon gestartet wird, dann soll natürlich das Jubiläum gefeiert werden. Zugleich geht an diesem Tag aber auch eine Ära zu Ende. Denn mit Roland Muck und Roland Knoll werden die beiden Initiatoren und Hauptorganisatoren der Traditionsveranstaltung zum letzten Mal in der Verantwortung sein.

"Den Gedanken aufzuhören, gibt es schon seit der zehnten Veranstaltung. Danach haben wir uns im Grunde jedes Jahr durchgerungen. Aber jetzt, nach zwanzig Mal, haben wir gesagt: Es reicht", erklärt Knoll. Ein schleichender Prozess sei diese Entscheidung gewesen, der Aufwand für so eine Mammutveranstaltung mit mindestens 2000 Läufern und regelmäßig 10000 bis 20000 Zuschauern, hätten die beiden schließlich "nebenbei" organisiert. Knoll arbeitet hauptberuflich als Leitender Landestrainer des Bayerischen Triathlonverbandes am Stützpunkt in Nürnberg und reist mit seinen rund 25 Athleten durch die ganze Welt. Muck, Inhaber des Sportgeschäftes Sport-IN, fühle sich ein wenig "müde und ausgebrannt", gibt der 60-Jährige zu. "Es ist Zeit, dass es einen Wechsel gibt."

Dennoch wird der Ingolstädter Halbmarathon weiterbestehen, das steht fest. Dabei kommen die Nachfolger von Knoll und Muck aus dem bisherigen Organisationsteam, das am Veranstaltungstag rund 400 hauptsächlich ehrenamtliche Helfer umfasst. Ralf Schmiedeke, Martin Weinberger und Florian Kunze, die von Anfang an dabei sind, besitzen genug Erfahrung, um das beliebte Lauf-Event in den kommenden Jahren am Leben zu halten.

 

Beim Blick zurück bleiben Muck und Knoll zweieinhalb Monate vor dem letzten Startschuss auffallend nüchtern. "Ganz ehrlich, im Moment überwiegt bei mir die Erleichterung, dass es danach ruhiger wird", sagt Knoll. Muck geht es ähnlich. "Ich bin nicht der Typ, der diesbezüglich große Gefühle entwickelt", sagt er. Ob es dann am Veranstaltungstag auch so sachlich bleibt, mag indes keiner der beiden versprechen.

Angetreten mit dem Motto: "Wir wollen Ingolstadt in Bewegung bringen", waren Muck und Knoll im Jahr 2001 in ein Abenteuer gestartet, das sofort erfolgreich war. Schon beim ersten Halbmarathon gingen 1800 Läufer an den Start, im Jahr 2004 verzeichneten die Veranstalter sogar 4200 Anmeldungen. Weniger als 2000 waren es mit Ausnahme der Premiere nie.

Knoll, selbst zweimal Deutscher Triathlonmeister auf der Kurzdistanz, erinnert an die Anfänge: "Als wir begonnen haben, war die Läuferszene ja eher exklusiv. Man hatte das Gefühl, dass bei regionalen Veranstaltungen immer die gleichen 200 Spinner an den Start gingen. Heute gibt es unzählige Lauftreffs in der Stadt, Fitness-Studios haben entsprechende Gruppen eingerichtet und selbst bei Läufen um den Baggersee sind 600 oder 700 Athleten am Start. Insofern kann man schon sagen, dass wir unser Ziel erreicht und Ingolstadt tatsächlich zum Laufen gebracht haben." Wichtig seien dabei auch die Rahmenwettbewerbe, wie Muck betont. "Viele Starter erzählen, dass sie über die Kinderläufe oder den Fitness-Run erst zum Halbmarathon gekommen sind."

 

Zur wechselvollen Geschichte gehören natürlich die besonderen Herausforderungen und Rückschläge, die die Organisatoren zu bewältigen hatten. Als "Tiefpunkt" bezeichnet Muck das Jahr 2009, als es einen Todesfall gab. Ein Dauerthema war zudem der Streckenaufbau inklusive Absperrungen, der immer wieder geändert werden musste. "Im Laufe der Jahre hatten wir zwölf verschiedene Streckenverläufe", erzählt Knoll, der mit Grausen an das Jahr 2010 zurückdenkt. Seinerzeit hatte sich Kanzlerin Angela Merkel ausgerechnet zum Halbmarathon-Termin für eine Gedenkveranstaltung im Ingolstädter Münster angekündigt. Fünf Tage vor dem Startschuss musste deshalb die Strecke aus der Innenstadt verbannt werden. "Das hat uns alles abverlangt", sagt Muck. Knoll spricht höflich von einem "prägenden Erlebnis". Gelaufen wurde trotzdem.

Der persönliche Höhepunkt für Knoll war indes der Start von Olympiasieger Jan Frodeno und des Olympiasechsten Daniel Unger im Jahr 2009. "Sie trainierten seinerzeit beide bei mir, hatten im Jahr zuvor an den Spielen teilgenommen und wollten auf diese Art ,Danke' sagen. Eine tolle Sache", freut sich Knoll noch heute über die hochkarätigen Gäste. Für eine Veranstaltung, bei der keine Antrittsprämien gezahlt werden und der Sieger ein paar hundert Euro bekommt, in der Tat eine Auszeichnung.

Unterm Strich sei aber vor allem die zigfache positive Rückmeldung von den Aktiven, die sowohl die Organisation als auch die besondere Atmosphäre Jahr für Jahr loben, das Wichtigste für die beiden Macher gewesen. Vielleicht auch deshalb hat Muck für 2021 eine ganz spezielle Idee. "Vielleicht laufe ich dann selber mal mit. Das habe ich nämlich in all den Jahren nie geschafft."

DK

Norbert Roth