München
Nur bei den Junioren wird abgebrochen

Spielzeit 2020/21 fällt im Erwachsenen- und Mädchenfußball aus - BFV plant Alternativwettbewerbe

08.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:17 Uhr
Die Saison ist beendet: Die B-Junioren (hier ein Spiel des FC Ingolstadt gegen 1860 München) spielen als Einzige die Saison 2019/20 nicht mehr zu Ende. −Foto: Meyer

München - Der Umgang des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV) mit der wegen der Corona-Krise unterbrochenen Saison 2019/20 wird immer unübersichtlicher: Am Montag teilte der Verband mit, dass die derzeit unterbrochene Saison bei den Junioren beendet wird - bei den Juniorinnen soll sie aber analog zum Erwachsenenbereich ab September fortgesetzt werden.

 

Diese Regelung wurde in der Lösungs-Arbeitsgruppe (LAG) "Junioren" einstimmig vorgeschlagen und vom BFV-Vorstand beschlossen.

Den Saisonabbruch bei den Junioren erklärte Verbands-Jugendleiter Florian Weißmann vor allem mit dem Ziel der altersgerechten Förderung der Nachwuchsfußballer. Da beispielsweise die Jahrgänge 2007 und 2009 ohne Saisonabbruch etwa ein halbes Jahr länger auf den Wechsel auf ein größeres Spielfeld warten müssten, würde sich der Verband "entgegen des Förderungsgedankens verhalten", wie Weißmann in der Online-Pressekonferenz des BFV sagte.

Mit der getroffenen Regelung sei dagegen ein relativ normaler Saisonübergang möglich. Die nach Quotientenregelung (Anzahl der Punkte im Verhältnis zur Anzahl der Spiele) bestplatzierten Teams sowie die Mannschaften auf den Aufstiegsrelegationsplätzen erhalten das Aufstiegsrecht - auch andere Mannschaften können unter bestimmten Voraussetzungen einen Antrag auf Aufstieg stellen. Ausschließlich Mannschaften mit null Punkten steigen ab.

Dass die Spielzeit bei den Juniorinnen dagegen nicht beendet wird, erscheint skurril. Der BFV beteuert aber, damit das vorherrschende Meinungsbild im Mädchenfußball auf Bezirks- und Kreisebene abzubilden. "Das Hauptargument ist, dass wir Angst haben, Mädchen zu verlieren", sagte Sandra Hofmann, die Vorsitzende des Verbands-Frauen- und Mädchenausschusses (VFMA). "Mit dem Teamgedanken wollen wir die Spielerinnen halten. " Dafür sei es wichtig, dass die Mannschaften, welche die Saison gemeinsam begonnen haben, diese auch zusammen fertigspielen.

Der BFV geht davon aus, dass die Einstellungen zwischen Jungen und Mädchen an dieser Stelle unterschiedlich sind. "Bei Mädchen hat die Bindung eine größere Bedeutung, es ist also wichtiger in einem Team zu bleiben", sagte Weißmann. Verstärkt werde das dadurch, dass männliche Nachwuchsfußballer vor dem Schritt in den Erwachsenenbereich älter sind, da es keine weibliche A-Jugend-Altersklasse gibt. Beim BFV nehmen sie an, dass die Motivation, im Erwachsenenbereich zu spielen, für Jungen größer ist. "Für das Gros der Mädchen spielt trotz allem sportlichen Ehrgeiz die soziale Komponente eine immense Rolle", heißt es in einer BFV-Mitteilung.

Das führt dazu, dass die männlichen Nachwuchsfußballer, falls von der Bayerischen Staatsregierung zugelassen, ab September die Saison 2020/21 austragen. Gespielt werden soll in zwei einfachen Spielrunden in Gruppen mit maximal zehn Teams, was wohl zu einer doppelt so großen Anzahl an Ligen auf den verschiedenen Ebenen führt. Sollten Witterung oder Entwicklungen der Corona-Pandemie dazwischenkommen, wird nur eine Spielrunde gespielt, in der die Zusammenstellung der Saison 2021/22 ermittelt wird.

Für den Mädchen- und den Erwachsenenfußball gilt: Die Saison 2020/21 gibt es nicht. Im September sollen die Spielzeiten 2019/20 fortgeführt werden, der BFV-Vorstand hat bereits abgesegnet, dass sie bis zum 30. Juni 2021 beendet werden können. Wegen fehlender Spieltermine kann eine Saison 2020/21 dann aber nicht stattfinden, wie der BFV schon am Samstag mitteilte (wir berichteten). Flächendeckende Spielansetzungen unter der Woche seien wegen fehlender Flutlichtanlagen bei vielen Vereinen nicht möglich, ohnehin will der Verband ein Saisonende mit den für Zuschauer attraktiven Entscheidungsspielen in den Wintermonaten verhindern.

Sollten bis zum Start der darauffolgenden Saison 2021/22 größere Zeitkapazitäten entstehen, will der Verband "flexible Spielmöglichkeiten anbieten", wie Jürgen Faltenbacher, Mitglied des Verbandsvorstands, sagte. "Es wird keine großen, spielfreien Zeiträume geben. Eine Arbeitsgruppe wird Wettbewerbe mit sportlichem Wert passgenau zugeschnitten auf die einzelnen Ligen und Regionen entwickeln. " Man könne derzeit aber noch keine Aussage treffen, wie diese Wettbewerbe genau aussehen oder welche Auswirkungen sie auf Ligen-Zusammenstellungen haben könnten. Bis Anfang Juli will der BFV hierzu weitere Informationen bekanntgeben.

Für die Regionalliga sickerte solch ein Modell schon durch. Nach der Saison 2019/20 könnte in einem Play-off-Turnier zwischen den vier besten Mannschaften hinter Türkgücü München, das die Regionalliga als Aufsteiger während der Saison verlassen wird, der Teilnehmer an der Aufstiegsrelegation zur Saison 2021/22 ausspielt werden. Im Frühjahr werde ein neues Zulassungsverfahren für die 3. Liga der Saison 2021/22 beginnen, wofür sich alle Regionalligisten anmelden können.

DK

Christian Missy