Gaimersheim
In der wettkampflosen Zeit geht der Beruf vor

Schießen: Gaimersheimerin Anna-Lena Geuther verlässt Bayernkader - Teamkollegin Isabella Straub hofft auf Tokio

25.02.2021 | Stand 23.09.2023, 5:11 Uhr
Julian Meier
Keine einfache Situation: Als Bundesliga-Schützin ist die Gaimersheimerin Anna-Lena Geuther Mitglied des Bayernkaders. Nachdem derzeit aber alle Veranstaltungen ausfallen, fällt ihr die Motivation für die Trainingseinheiten deutlich schwerer. −Foto: privat

Gaimersheim - Wenn Anna-Lena Geuther derzeit zum Schießtraining geht, dann muss sie sich dazu fast schon zwingen.

 

Wettkämpfe finden aufgrund des Corona-Lockdowns nicht statt. Eine Aussicht, wann es im Schießsport wieder losgeht, gibt es auch nicht. "Die Motivation ist nicht so hoch. Wir trainieren jetzt einfach vor uns hin und schauen, wann es weitergeht", sagt die Schützin des SV Hubertus Gaimersheim. In Bayern dürfen nur Berufs- und Leistungssportler trainieren, für den Breitensport sind die Schützenheime dagegen geschlossen.

Schon vor dem zweiten Lockdown im November wurde die Luftgewehr-Bundesliga Süd vom Ligaausschuss des Deutschen Schützenbundes (DSB) abgesagt. Eine nachvollziehbare Entscheidung für Geuther, die in der Bundesliga für Germania Prittlbach (Landkreis Dachau) schießt: "Wir haben uns auch als Mannschaft gegen die Ausführung der Bundesliga gestellt. Was ja letztendlich auch gut war. Das hätte so nie stattfinden können. " Für die Berufstätigen wäre das Risiko zu groß gewesen, nach einem Auswärtskampf in Quarantäne gehen zu müssen.

Geuther hofft nun auf die Deutsche Meisterschaft im August in München. In der Bundesliga-Saison 2021/22 will sie außerdem mit Germania Prittlbach wieder vorne angreifen. Doch das alles ist im Moment noch Zukunftsmusik. Zunächst steht für die Gaimersheimerin weiter der Kampf gegen die Corona-Pandemie an. Geuther arbeitet als Soldatin bei der Bundeswehr, und mit dieser ist sie seit März vergangenen Jahres im Dauereinsatz gegen Corona. Aus diesem Grund ist Geuther in der vergangenen Woche auch aus dem Bayernkader des Bayerischen Sportschützenbundes (BSSB) ausgestiegen.

"Ich war dienstbedingt so eingespannt, ich konnte teilweise gar nicht mehr zum Training gehen. Ich habe von sechs Uhr morgens bis halb neun abends gearbeitet, und das wochenweise", beschreibt Geuther die angespannte Lage. "Corona entspannt sich jetzt Gott sei Dank, aber die Bundeswehr ist weiter im Einsatz. Und da geht der Beruf halt vor. " Durch ihren Ausstieg hat sie zwar keine Leistungsansprüche mehr, aber es fällt auch der Druck weg, zum Training gehen zu müssen. Zumal die 24-Jährige nicht damit rechnet, dass dieses Jahr im Schießsport noch viel passieren wird. "Corona hat eigentlich zwei Jahre vom Schießen gefressen", sagt Geuther.

Weiter im Nationalkader ist dagegen Isabella Straub aus Kirchseeon (Landkreis Ebersberg), die mit Geuther gemeinsam für Prittlbach und für Geuthers Heimatverein Gaimersheim schießt. Die zweifache Weltmeisterin hat dieses Jahr ein großes Ziel vor Augen: die Olympischen Spiele in Tokio. Mit fünf Medaillen bei der WM 2018 in Südkorea sicherte sie der deutschen Nationalmannschaft einen Quotenplatz für Olympia. Ende März sollen nun die internen Ausscheidungswettkämpfe um den begehrten Platz beginnen. Straub weiß daher, wofür sie aktuell trainiert: "Die Olympischen Spiele sind meine große Motivation. Seitdem ich mit dem Schießen angefangen habe, war das schon immer mein Traum. Da steckt auch das ganze Herzblut drin. "

Seit über einem Jahr hat die 29-Jährige keinen richtigen Wettkampf mehr bestritten. Trotzdem sieht sie sich aktuell auf einem "ganz guten Trainingsniveau". Straub ist optimistisch - selbst wenn noch nicht einmal klar ist, ob die Olympischen Spiele dieses Jahr überhaupt stattfinden können. "Mir als Sportler bringt es nichts, die ganze Zeit zu zweifeln. In dem Moment, in dem man selbst zweifelt, ob es stattfindet, hat man im Hinterkopf schon ein bisschen aufgegeben und gibt vielleicht nicht mehr alles", sagt Straub. Und selbst wenn Olympia 2021 noch abgesagt wird, dann probiert sie es eben in drei Jahren wieder. "Jetzt habe ich es schon einmal geschafft, einen Quotenplatz herauszuschießen. Wenn man es einmal geschafft hat, dann schafft man es vielleicht wieder. "

DK

 

Julian Meier