Ingolstadt
Eugen Haaf : "Die Tür ist nach wie vor offen"

Praetorians-Cheftrainer über den vorerst geplatzten Traum von europäischem Football in Ingolstadt und das Verhältnis zu den Dukes

31.03.2021 | Stand 29.05.2021, 3:34 Uhr
Das Gesicht des Footballs in Ingolstadt: Eugen Haaf führte die Dukes als Cheftrainer in die German Football League (GFL). Mit Geschäftspartnern wollte er eine Franchise der geplanten European League of Football (ELF) in die Stadt holen. −Foto: Lüger

Herr Haaf, im zweiten Jahr in Folge können Sie heuer Ihre Mannschaft nicht bei einem Spiel coachen.

Vergangenes Jahr fiel die GFL-Saison der Dukes aus, heuer würde die geplante Premierensaison der ELF ohne Ingolstädter Team ablaufen. Wie fühlt man sich da als ausgebremster Trainer?
Eugen Haaf: Das ist natürlich enttäuschend. Als es im November hieß, jetzt sei ein Impfstoff gegen Corona da, haben wir alle das mit rosaroter Brille gesehen und geglaubt, dass das normale Leben schnell wieder Einzug hält.

Wie sehr nervt es, dass durch das Virus keine vernünftige Planung möglich ist?
Haaf: Das ist extrem ärgerlich, weil wir sehr viel Zeit investiert haben, um später festzustellen, dass alles wieder in einer Enttäuschung mündet. Aber wenn man sieht, wie Menschen zu kämpfen haben, denen der Verlust ihrer Arbeit oder ihrer Firma droht und die familiär unheimliche Probleme haben, da ist es vermessen, jetzt über Football zu reden, als wäre es das wichtigste Ding auf der Welt.

Die Verhandlungen der Praetorians-Franchise, an der Sie Anteile haben, mit der neuen ELF, der European League of Football wurden für 2021 abgebrochen. Ist das gleichbedeutend mit dem Ende der Träume von Ingolstädter Football in Europa?

Haaf: Nein, auf keinen Fall. Wir werden ja weiter verhandeln, die Tür ist nach wie vor offen. Die ELF will Ingolstadt als Standort haben, deshalb wird es weitere Verhandlungen geben. Und auch unser Interesse ist nach wie vor sehr groß, zumal wir auch von der Stadt Ingolstadt hervorragend unterstützt werden.

Über die Details des Verhandlungsabbruchs können und wollen Sie aus vertraglichen Gründen nichts sagen. Einige Fans werfen Ihnen aber nun vor, dass die Dukes nur in die Regionalliga zurück müssen, weil die Praetorians in der ELF spielen wollten und wollen und fast das gesamte Team mitnahmen.
Haaf: Es war doch so, dass die Dukes viel zu schnell hochgekommen sind. Sportlich waren wir in der GFL zwar angekommen, aber organisatorisch nicht annähernd. Darauf habe ich schon 2018 und 2019 hingewiesen und wollte deshalb schon in die Regionalliga zurück. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür, und mit Michael Maier (neuer Abteilungsleiter beim TV 1861 Ingolstadt, Anm. d. Red. ) haben die Dukes nun auch einen Mann an der Spitze, der die Truppe in der Regionalliga gut aufstellen kann.

Wie ist Ihr Verhältnis zu Ihrem ehemaligen Verein?
Haaf: Nach der Bayernliga-Saison habe ich die verschuldete Lizenz der Dukes bei der MBB SG Manching ausgelöst und mit zum TV 1861 genommen. Schon deshalb bin ich den Dukes weiter verbunden. Ich darf als Praetorians-Repräsentant aber keine Funktion bei ihnen mehr ausüben, da dies die Bundesspielordnung des American Football Verbandes Deutschland untersagt. Zum Schutz des Dukes kann ich nicht auf zwei Hochzeiten tanzen, deshalb bin ich da von allen Ämtern zurückgetreten. Ich habe aber immer bestätigt, dass es immer ein Miteinander von Dukes und Praetorians geben sollte. Es geht doch in erster Linie um den Standort Ingolstadt. Wenn ich die Lizenz in die ELF hätte mitnehmen müssen, hätte ich mich mit den ELF-Verantwortlichen nie an einen Tisch gesetzt. Denn das wäre die Zerstörung der Dukes gewesen.
Können Sie sich vorstellen, zwischenzeitlich bei einem anderen Verein als Trainer tätig zu werden?
Haaf: Nein, überhaupt nicht. Es war und ist immer eine Leidenschaft und eine Herzensangelegenheit für mich, Football in Ingolstadt populär zu machen. Deshalb kommt es für mich nicht in Frage, woanders tätig zu werden. Wobei ich ohnehin glaube, dass auch in diesem Jahr nicht gespielt werden kann.

Auch nicht, wenn die Bestimmungen in den kommenden Wochen gelockert werden sollten?
Haaf: Wenn die Jungs jetzt noch spielen sollen, müssten sie mindestens acht Wochen lang hart trainieren, weil sonst das Verletzungsrisiko extrem hoch ist. Football ist ein Kontaktsport, seit Corona ist jedoch so gut wie jeglicher Kontakt untersagt, deshalb ist es absolut unrealistisch, die Jungs jetzt in harte Spiele zu schicken.

Wie sah denn bisher eigentlich das Training aus?
Haaf: Wir konnten kein einziges Mal auf dem Platz trainieren, es gab nur Online-Coaching. Wir haben die Spielzüge durchgesprochen und die Spieler bekamen ein Athletikprogramm mit auf den Weg, das sie in ihrer Freizeit selbst bewältigen mussten. Die Fitnessstudios waren ja auch geschlossen. Wir hatten zwei Try-outs geplant, die aber nicht zustande kamen.

Verlieren die Spieler da nicht die Lust an ihrem Sport?
Haaf: Na ja, das ist bei jedem Spieler anders. Viele wollen die Flamme des Überlebens aufrechterhalten und hoffen noch. Sicherlich ist der eine oder andere auch gefrustet, aber noch tun die meisten alles dafür, sich für den Tag X fit zu halten.

DK


Das Gespräch führte
Elmer Ihm.