Ingolstadt
Verwirrung um Liga-Standorte hält weiter an

31.03.2021 | Stand 29.05.2021, 3:34 Uhr
Patrick Esume. −Foto: privat

Ingolstadt - Der Knall aus der vergangenen Woche hallt in der Szene nach.

 

Da brach ein beachtlicher Teil des mit großen Erwartungen verbundenen Football-Projekts weg, das der aus Funk und Fernsehen bekannte Trainer Patrick Esume mit Partnern heuer umsetzen möchte. Strahlend erschien die European League of Football (ELF) im Herbst am Horizont. Sie erinnert an die glorreiche NFL Europe mit Teams wie Frankfurt Galaxy oder Berlin Thunder, die Zehntausende ins Stadion lockten.

Nun also ein neuer Anlauf mit der professionell geführten ELF, mit Fernsehvertrag (ProSieben Maxx) und dazu einer Kooperation mit der großen NFL - die wohl aber zunächst nur alte Namensrechte umfasst. Je näher der angekündigte Ligastart im Juni rückt, umso mehr Glanz verliert das Projekt aber. Wovon die Ingolstädter, Hannoveraner und Berliner speziell berichten können. Ihre Standorte sollten zu den acht Auserwählten der Premierensaison zählen. Absichtserklärungen wurden unterzeichnet. Doch überraschend platzten die Hauptverhandlungen zwischen Ligabetreiber und den eigens gegründeten GmbHs, mit denen die Franchises laufen sollten. Nun liegt dort verbrannte Erde. Ingolstadt und Hildesheim/Hannover hatten ihren bestehenden Football-Teams mangels Personal schon aus der höchsten deutschen Spielklasse GFL zurückgezogen, weil die bisherigen Akteure in der semiprofessionellen Liga antreten wollten.

Warum die Verhandlungen platzten - großes Schweigen. Dafür tauchten plötzlich Köln und Leipzig auf der ELF-Karte auf. Und auch Berlin blieb stehen, obwohl das Thunder-Idol Roman Motzkus als Investor ebenso vom Abbruch der Gespräche berichtete. Verwirrung allenthalben, die sich noch immer nicht aufgelöst hat. Kaum ein Standort, an dem es nicht knirscht, Misstöne anklingen oder viele Fragen offen sind. Die Stuttgart Scorpions wollen mit Teams in der ELF und GFL spielen, was in den konkurrierenden Ligen kaum möglich scheint. Die Galaxy setzen sich in Frankfurt ins gemachte Nest der Universe, die seit 2007 die Football-Fahne am Main hochhielten. Die neuen ELF-Teams in Köln, Leipzig und Berlin scheinen spontane Kopfgeburten der Ligaverantwortlichen zu sein. Wer die sportliche Basis vor Ort sein soll, wird selbst in den Großstädten spekuliert. Denn die Kernfrage lautet: Woher sollen die ganzen einheimischen Spieler für die Kader stammen? Die ELF-Importregel lässt nur vier Profis aus den USA pro Team zu. Und welches Niveau ergibt das dann? Eines das an die NFL Europe erinnert oder das der GFL nicht mal erreicht? Und wie soll in Corona-Zeiten jemals ein Trainingsbetrieb starten? Fragen über Fragen bleiben.

reh/Foto: privat