Ingolstadt
Die 1b geht vom Eis

ERC Ingolstadt meldet Bezirksliga-Team vom Spielbetrieb ab - Nachwuchs genießt Vorrang

09.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:12 Uhr
Das war's: Die Bezirksliga-Mannschaft des ERC Ingolstadt wird kommende Saison nicht mehr am Spielbetrieb teilnehmen. Der Stammverein hat das Team abgemeldet und will sich zukünftig auf die Nachwuchsarbeit konzentrieren. −Foto: privat

Ingolstadt - In sportlicher Hinsicht sind sie nicht unbedingt das Aushängeschild des Klubs - das wollen sie auch gar nicht sein.

 

Dennoch fließt auch bei der Seniorenmannschaft des ERC Ingolstadt reichlich Schweiß. Zugleich aber soll auch der Spaß in der Bezirksliga nicht zu kurz kommen. Sie selbst beschreiben ihre Auftritte als "gehobenen Amateursport". Und damit ist jetzt Schluss - aus finanziellen Gründen und aufgrund fehlender Eiszeiten.

Als die Entscheidung verkündet wurde, war die Aufregung bei den betroffenen Spielern natürlich groß. "Im Fußball stellt jeder Dorfklub seiner zweiten Mannschaft einen Trainer. Dem Stammverein einer millionenschweren GmbH ist das scheinbar nicht möglich", schimpft Kapitän Manuel Speth.

Bei dem besagten Gesprächstermin war der Mannschaft vorgehalten worden, in der zurückliegenden Saison ein Minus von 15000 Euro verursacht zu haben. Eine Summe, die Speth überrascht, schließlich erhält keiner der Spieler irgendwelche Zuwendungen. Im Gegenteil. Zusätzlich zum Mitgliedsbeitrag entrichtet jeder Akteur eine Sonderzahlung von 400 Euro pro Saison an den Verein. Lediglich die Trainer erhalten eine geringe Aufwandsentschädigung - von 300 Euro pro Monat ist die Rede.

Kosten verursachen somit vor allem die Eiszeiten für das zweimal in der Woche trainierende Team (53 Euro pro Stunde), die Auswärtsfahrten und die Schiedsrichterkosten (100 bis 120 Euro pro Spiel). Den Trikotsatz hat das Team durch Privatsponsoren selbst finanziert, sodass die Höhe des Fehlbetrages weiterhin nicht ganz einfach nachzuvollziehen ist.

Der zweite Abteilungsleiter Jürgen Misslbeck versucht aufzuklären - und kommt auf einen Gesamtetat für das Amateurteam von 20000 bis 25000 Euro. Eine beachtliche Summe, die aufgrund fehlender Sponsoren natürlich schwer wiegt. Missl-beck, der der Mannschaft die Entscheidung des Stammvereins verkündet hat, geht es aber nicht nur ums Geld. "Vor dem Hintergrund, dass wir mit allen Jugendmannschaft in den jeweils höchsten Ligen spielen, in praktisch allen Altersstufen zwei Mannschaften melden können und insgesamt rund 280 Talenten im Spielbetrieb haben, müssen wir Prioritäten setzen. Und - so leid es mir tut - eine Bezirksliga-Mannschaft passt da nicht mehr wirklich ins Konzept. " Er benennt zwei Gründe: Einer sind die Eiszeiten, deren Verteilung bei der hohen Anzahl an Trainingsgruppen für den Verein immer wieder ein riesen Problem darstellt. Ein weiterer ist der seit Jahren ausbleibende sportliche Erfolg der Amateure. So sei die Bezirksliga nicht das Niveau, dass sich ein U20-Jugendlicher vorstellt, wenn er altersbedingt aus der DNL-Mannschaft des Klubs ausscheidet. "Die wechseln dann eher in die Ober- oder in die Bayernliga", sagt Misslbeck.

Amateur-Kapitän Speth bestätigt dann auch, dass in den vergangenen Jahren kein U20-Spieler mehr direkt zu den Amateuren gestoßen ist. Im Vorjahr habe man aber immerhin einige Ehemalige zum Wiedereinstieg animieren können. Mit dem von der Führung gewünschten Aufstieg - zunächst einmal in die Landesliga - wurde es trotzdem nichts. Die Vorsaison in der Liga mit sieben Mannschaften beendete der ERC als Vierter.

Wie es nun mit den rund 20 Spielern des Bezirksliga-Kader weitergeht, ist größtenteils noch ungewiss. Vier Akteure seien zum Landesligisten nach Freising gewechselt, erzählt Speth, bei den anderen Teamkollegen wisse er nicht, ob sie überhaupt noch weiterspielen wollen. Vom Verein gibt es das Angebot, zukünftig mit der AH einmal pro Woche trainieren zu können.

Misslbeck wirbt um Verständnis dafür, dass die Abteilung in wirtschaftlich unsicheren Zeiten den Fokus nun sehr deutlich auf den Nachwuchs gelegt habe. Vor dem Hintergrund, dass die U20 des Klubs kommende Saison wieder in der höchsten deutschen Liga spielt, sei die nun erzielte Einsparung "natürlich sehr wichtig", erklärt er.

Dennoch will er für die Zukunft im Hinblick auf die Senioren nichts ausschließen. "Wenn wir mehr Eisfläche bekommen oder sich weitere Sponsoren finden, kann es jederzeit sein, dass wir wieder ein Seniorenteam melden", sagt der zweite Abteilungsleiter. Für Speth kommt das dann aber wohl zu spät. "Ich bin 33 und habe mit dem Thema Eishockey abgeschlossen", sagt er enttäuscht.

DK