Ingolstadt
16 Meisterschaften in 11 Jahren

Josef Graf verabschiedet sich aus beruflichen Gründen als Abteilungsleiter der FCI-Fußballerinnen

15.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:10 Uhr
Bleibt den FCI-Frauen verbunden: Josef Graf will auch in Zukunft bei den Spielen der Ingolstädterinnen vorbeischauen. Das Amt des Abteilungsleiters musste er berufsbedingt abgeben. −Foto: Rimmelspacher

Ingolstadt - Josef Graf liebt und lebt für den Frauenfußball - und das schon seit mehr als 30 Jahren.

 

Sein Heimatverein DJK SV Wallnsdorf/Schweigersdorf bot ihm als damals 19-Jährigen das Traineramt für die Frauenmannschaft an. Er sagte zu - und blieb zwölf Jahre dabei. Der "hohe Ehrgeiz der Mädels und der familienähnliche Zusammenhalt" machen für den heute 53-Jährigen den Frauenfußball aus.

"In unserer ersten Saison wurden wir mit drei Punkten Letzter, haben aber so viel gefeiert wie nie mehr danach", erinnert sich der gebürtige Dietfurter, der aus dem "Dorfverein" eine erfolgreiche Mannschaft formte. Mittlerweile spielt sie in der Bezirksliga2 und Grafs Töchter Sarah (20) und Sophie (23) gehören zum aktuellen Kader.

"Das ist schon eine coole Sache", findet Graf, der schließlich 2009 zum FC Ingolstadt stieß und die Doppelrolle als Abteilungsleiter und Trainer der ersten Frauenmannschaft übernahm. "Die Wir spielten damals in der Bezirksoberliga (BOL), die Zweite in der Kreisliga, die U17 ebenfalls in der BOL und die damals noch existierende U15 spielte Kleinfeld. Für mich war der FCI ein schlafender Riese", erinnert sich Graf, der diesen Zustand in der Folge gründlich änderte.

Im ersten Anlauf scheiterte sein Team noch an der Relegation, doch in den Folgejahren gelang der zweifache Aufstieg bis in die Bayernliga. Danach gab er sein Übungsleiteramt an Spielertrainerin Simone Wagner aufgrund der hohen Doppelbelastung ab. An die Abteilungsleiterrolle und die größere Distanz zu den Mannschaften musste sich Graf aber erst gewöhnen und den wichtigen Kontakt zur Geschäftsstelle und sein umfangreiches Netzwerk noch aufbauen. "Wenn man das einmal umgesetzt hat, macht der Job aber richtig Spaß", sagt er und lacht.

Die Erfolgsstory der FCI-Frauen ging indes weiter. Das Reserveteam stieg bis in die Bezirksoberliga auf, teilweise wurden Doppelmeisterschaften gefeiert. Auch die U15 spielte um die Bayerische Meisterschaft. "In allen Teams hat sich enorm viel bewegt", blickt Graf zurück. Auch bei der Auswahl der Trainer bewies der Abteilungsleiter stets ein glückliches Händchen - wie man nicht zuletzt an seinem "Wunsch-Coach" Alexander Ziegler sieht, der die Frauen bis in die 2. Bundesliga führte - der bislang größte Erfolg in der Vereinsgeschichte.

Von den 16 Meisterschaften, die Graf während seiner Amtszeit erlebt hat, will er aber keine hervorheben: "Ich fand alle toll. Von der allerersten Meisterschaft, die ein Hammererlebnis war, über Titel der 2. Mannschaft bis zum Aufstieg in die 2. Bundesliga - ich habe jeden einzelnen Erfolg gefeiert. " Und es macht ihn stolz, dass seine Schanzerinnen inzwischen in Bayern die Nummer zwei hinter dem großen FC Bayern sind. Die rasante sportliche Entwicklung führt er auch auf die Unterstützung durch den Verein zurück. "Vor allem Peter Jackwerth und Harald Gärtner waren stets Befürworter des Frauenfußballs", sagt Graf, der auch die Nähe der Profis zu den weiblichen Teams lobt: "Spieler wie Marvin Matip, Sonny Kittel oder Fabijan Buntic haben Trainingseinheiten für die Mädels geleitet. Das ist schon außergewöhnlich. "

Ein bisschen Luft nach oben gibt es aber immer: "Generell sind wir im Verein sehr gut aufgestellt, im Vergleich mit anderen Zweitliga-Teams allerdings noch recht amateurhaft unterwegs. Vor allem in der Jugendarbeit könnte man mehr bewegen, aber dafür fehlen derzeit noch die Strukturen", findet Graf, der ansonsten nur positiv auf seine Zeit beim FCI zurückblickt: "Als ich das Amt des Abteilungsleiters 2009 übernommen habe, war das für mich zunächst nur eine Aufgabe. Doch es hat sich eine unglaubliche Leidenschaft und Verbundenheit mit dem Klub entwickelt - der FCI ist mein neuer Lieblingsverein geworden", sagt der langjährige Bayern-Fan. "Wir waren immer wie eine Familie und es haben sich viele Freundschaften entwickelt. Nicht nur der Erfolg, sondern auch das Zwischenmenschliche zählt", sagt der 53-Jährige, der auf seine Nachfolgerin Simone Wagner große Stücke hält: "Sie wird hundert Prozent Einsatz investieren - so kenne ich sie als Spielerin und Trainerin, so wird sie als Abteilungsleiterin sein. "

Seinen Abschied aus beruflichen Gründen wird Graf dazu nutzen, sich mehr um die Familie zu kümmern: "Es wird Zeit, dass ich mein Leben nicht mehr komplett nach dem Fußball ausrichte. Das ist eine neue Qualität, auf die ich mich sehr freue - aber ich werde weiterhin Spiele anschauen. "

DK