Hilpoltstein
Überraschungsgeschenk aus Down Under

Rekordsiegerin Anja Beranek eilt aus Australien an den Rothsee zurück und gewinnt überlegen ihren neunten Titel

17.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:49 Uhr
Den Spaß am Triathlon wiederentdeckt hat Anja Beranek bei ihrem unerwarteten Start beim Rothsee-Triathlon, der ihr bereits den neunten Erfolg bringt. Für einige jüngere Athletinnen pltzt damit der Traum vom ersten Rothsee-Triathlon. Vor allem für Lena Gottwald (rechts), die sich schon zum dritten Mal mit dem zweiten Platz begnügen muss, aber auch für Charlotte Ahrens (4., Mitte links) und Michelle Braun (3., Mitte rechts). Sogar Tränen fließen bei Luisa Moroff (5., links unten), während Jelena Rölz rundum zufrieden mit ihrem sechsten Platz ist. −Foto: Münch

Hilpoltstein (HK) Wer hätte schon gedacht, dass sich Anja Beranek noch einmal als Überraschungssiegerin des Rothsee-Triathlons feiern lassen darf.? Die Rekordsiegerin aus Fürth, die den Veranstaltern für heuer eigentlich abgesagt hatte, holte sich gestern völlig unerwartet ihren neunten Titel. Der 33-Jährige tröstete sich so über einen frustrierenden Ironman-Wettkampf in Australien hinweg.

Erst applaudierte sie den Zuschauern am Streckenrand, dann verteilte sie Luftküsse auf alle Seiten und zum Schluss klopfte sich sie mit der flachen Hand immer wieder aufs Herz: Auch wenn es in den vergangenen Jahren schon viele strahlende Zieleinläufe von Anja Beranek beim Rothsee-Triathlon gegeben hat, so hat das gestrige Finish der Fürtherin schon erahnen lassen, dass es für sie kein x-beliebiger Erfolg in einem x-beliebigen Wettkampf war. Die Bestätigung für diesen Eindruck folgte gleich hinter der Ziellinie. "Das war heute Balsam für die geschundene Triathlonseele", sagte Beranek. "Der Rothsee-Triathlon ist einfach die beste Medizin."

Tatsächlich kam die Profitriathletin aus Fürth als eine Art sportliche Patientin an den Rothsee. Am Wochenende zuvor hatte sie eigentlich bei einem Ironman-Rennen in Australien die Qualifikation für die Weltmeisterschaft im Oktober auf Hawaii schaffen wollen. Doch dieser Wettkampf geriet zum Fiasko. Auf dem weiten Hinflug holte sie sich eine Erkältung. Ob es nun daran lag oder ob sie einfach einen schlechten Tag erwischte - nach etwa der Hälfte der Radstrecke "war der Ofen aus", wie Beranek erzählte. Sie kämpfte sich zwar noch zur zweiten Wechselzone dieses Langdistanzrennens, gab aber nach einigen Laufkilometern das Rennen auf.

Die gesamte Saisonplanung von Anja Beranek steht deshalb auf der Kippe. Wo sie sich jetzt noch für Hawaii qualifizieren will, wo sie vor zwei Jahren als Vierte glänzte, weiß die mittelfränkische Vorzeigeathletin noch nicht. "Ich habe ehrlich gesagt noch keinen Plan." Zu sehr sei sie in den vergangenen Tagen damit beschäftigt gewesen, die Enttäuschung in Australien zu verkraften. "Da habe ich wirklich ein wenig den Spaß am Triathlon verloren", erzählte Beranek, die man normalerweise nur strahlend kennt. Doch die vergangenen Monate seien sehr hart gewesen. Eine verkorkste Saison 2017 nagt an ihr.

In dieser schlechten Stimmung kam für Anja Beranek der Rothsee-Triathlon gerade recht. Als sie am Donnerstag wieder in der Heimat landete, stellte sich für sie die Frage: "Was machst du eigentlich an diesem Wochenende?" Also griff sie zum Telefon und fragte bei den Veranstaltern des Rothsee-Triathlons, ob sie vielleicht noch eine Startnummer für sie hätten. Ein schöneres Überraschungsgeschenk für dieses Jubiläumsrennen hätten sich die Organisatoren kaum wünschen können. Und Beranek selbst entdeckte gestern bei ihrem überlegenen Sieg in 2:07:46 Stunden wieder den Spaß am Triathlonsport. "Nix denken und einfach nur genießen."

Dieser Genuss war allerdings zum Leidwesen der Konkurrenz. "Ich bin sauer, dass Anja doch da war", klagte die Zweite und mittelfränkische Vizemeisterin Lena Gottwald. Die 22-Jährige vom TSV Zirndorf hatte eigentlich ein siegwürdiges Rennen abgeliefert. Im Vergleich zum vergangenen Jahr steigerte sie sich um satte sieben Minuten. Umso mehr fühlte sie sich im Ziel, das sie insgesamt schon zum dritten Mal als Zweite erreichte, um den Sieg gebracht.

Sogar Tränen flossen bei Luisa Moroff, die in der Vorwoche erst den deutschen Meistertitel über die Mitteldistanz in Ingolstadt gewann, aber gestern einen rabenschwarzen Tag am Rothsee erwischte. Eine Reifenpanne schon nach fünf Radkilometern machte ihren Traum von einer Podestplatzierung zunichte, auch wenn sie mit der schnellsten Laufzeit des Tages im Frauenfeld noch einige Plätze gutmachte. Letzten Endes musste sich Moroff jedoch mit dem fünften Platz hinter der deutschen Kaderathletin Michelle Braun (3.) und der ehemaligen deutschen Jugendmeisterin Charlotte Ahrens (4.) begnügen. Als beste Landkreisstarterin folgte Jelena Rölz vom La Carrera TriTeam Rothsee zwei Wochen vor ihrer Challenge-Premiere auf dem sechsten Platz.

Jochen Münch