Hilpoltstein
Lebenszeichen aus dem Tabellenkeller

Hilpoltsteiner Tischtennisasse verlassen nach hart erkämpftem 6:4-Sieg gegen Neckarsulm die Abstiegszone der 2. Bundesliga

24.02.2019 | Stand 23.09.2023, 6:03 Uhr
Endlich den ersten Sieg des Jahres bejubeln Alexander Flemming und seine Teamkollegen gestern gegen Schlusslicht Neckarsulm. Die Hilpoltsteiner müssen dafür lange zittern, am Ende ist die Befreiung umso größer. −Foto: Enzmann

Hilpoltstein (HK) Der ersehnte Befreiungsschlag ist geglückt: Mit einem schwer erkämpften 6:4-Arbeitssieg über die NSU Neckarsulm hat Tischtennis-Zweitligist TV Hilpoltstein gestern ein kräftiges Lebenszeichen von sich gegeben und Abstiegsplatz neun verlassen. Vorerst zumindest.

Ein Anfang ist auf jeden Fall gemacht. Ob mehr daraus wird, womöglich sogar der "Beginn einer Siegesserie" wie Hilpoltsteins Kapitän Alexander Flemming unlängst prophezeite, wird sich erst noch herausstellen. Dafür mag es Anhaltspunkte geben. Insgesamt aber war diese Partie noch nicht aussagekräftig genug.

Sicher, die Neckarsulmer Sportunion hatte zuletzt gegen Dortmund, Bad Homburg und Fulda gute Ergebnisse eingefahren, doch die Gegner waren zum Teil recht schwach aufgestellt. Nichts desto Trotz: Gegen das Schlusslicht aus dem Schwabenland sind die Punkte nicht mehr im Vorübergehen zu holen wie etwa in der Vorrunde. Dass diese Zeiten vorbei sind, hat sicher auch etwas mit der Umstellung bei den Gästen zu tun. Julian Mohr und Florian Bluhm haben in der Winterpause die Plätze getauscht. Bluhm, der beim 1:6 im Hinspiel gegen Dennis Dickhardt noch für den Ehrenpunkt gesorgt hatte, ist nämlich ins vordere Paarkreuz aufgerückt. Neckarsulms neue Nummer eins gehört als Abwehrspieler einer aussterbenden Spezies im Männer-Tischtennis auf hoher Ebene an. Ganze zwei Akteure sind in der zweiten Liga mit Schnittabwehr noch unterwegs. Bluhm repräsentiert den Prototyp eines modernen Defensivspielers, der auch gefährliche Zwischenschläge vorzugsweise auf der Vorhandseite einstreut, um den Rhythmus des Gegners zu stören. Nichts geändert hat sich am Grundproblem gegen solch "giftige" Spielsysteme. Gegen Abwehr "kann" nämlich nicht jeder. Kein Wunder, adäquate Trainingspartner auf einem solchen Niveau sind Mangelware.

So brauchte David Reitpies, der als Erster gegen Bluhm ran musste, einen Satz, um überhaupt einigermaßen in die Gänge zu kommen. Dem Vorhand-Topspin fehlte einfach die Variabilität. Dazu war der finale Schuss nicht hart genug. Stattdessen brachte Bluhm mit seiner Rückhand fast jeden Ball zurück. Am Ende unterlag Reitspies mit 1;3-Sätzen. Nicht viel anders erging es später Alexander Flemming, der mit einer ungeheuren Intensität einen 4:8-Rückstand im dritten Durchgang egalisierte. Doch unter dem Strich fehlte ihm mit seiner einseitig auf Schnelligkeit ausgerichteten Technik das Überraschungsmoment, um das Abwehrbollwerk seines Gegners zu knacken. Den Beifall für eine überaus attraktive Partie nach einem aufopferungsvollen Abnutzungskampf hatten sich beide aber redlich verdient.

Nachdem zuvor schon ein Doppel verloren ging und Dennis Dickhardt gegen das fast 50-jährige Neckarsulmer Urgestein Josef Braun auf verlorenem Posten gestanden hatte, wurde aus dem vermeintlichen Selbstläufer ein echter Krimi. Zum Hilpoltsteiner Matchwinner avancierte dann unter den Augen des langjährigen Hilpoltsteiners Petr David ausgerechnet Francisco Sanchi, dem im Kalenderjahr 2019 bis dato noch kein einziger Einzelsieg geglückt ist. Sanchi behielt die Nerven und sorgte mit zwei blitzsauberen Auftritten für den knappen 6:4-Endstand.

Der Auftakt von fünf Endspielen ist schon mal geglückt. Vielleicht ist das 6:4 gegen Neckarsulm ja ein gutes Omen. Denn vor ziemlich genau vier Jahren behielt Hilpoltstein gegen den gleichen Gegner ebenfalls mit 6:4 die Oberhand und holte sich nach dem gleichzeitigen Punktverlust des 1. FC Saarbücken II die Meisterschaft und den Aufstieg in die 2. Bundesliga.

TV Hilpoltstein - NSU Neckarsulm 6:4 - Denns Dickhardt/Francisco Sanchi - Mohr/Braun 8:11, 11:7, 6:11, 13:11, 6:11, Alexander Flemming/David Reitspies - Bluhm/Schabacker 11:5, 7:11, 11:7, 11:3 Flemming - Schabacker 11:6, 11:8, 11:7, Reitspies - Bluhm 3:11, 8:11, 11:4, 9:11, Dickhardt - Braun 10:12, 9:11, 9:11, Sanchi - Mohr 11:7, 11:7, 11:7, Flemming - Bluhm 9:11, 5:11, 12:10, 8:11, Reitspies - Schabacker 11:5, 11:5, 11:5, Dickhardt - Mohr 11:9, 9:11, 11:3, 12:10, Sanchi - Braun 14:12, 11:3, 11:8.

Wolfgang Winkel