Hamburg
Kollektiver Tiefschlaf

0:1 bei St. Pauli: FC Ingolstadt erleidet wegen einer Unachtsamkeit Rückschlag im Abstiegskampf

24.02.2019 | Stand 23.09.2023, 6:03 Uhr
Ingolstadts Trainer Jens Keller verlässt nach der 0:1-Niederlage geknickt das Stadion. −Foto: Axel Heimken (dpa)

Hamburg (DK) Nach zwei Siegen in Serie musste der FC Ingolstadt am Samstag einen Rückschlag im Abstiegskampf der 2. Fußball-Bundesliga hinnehmen. Die Schanzer kassierten beim FC St. Pauli eine 0:1 (0:0)-Niederlage. Wie im Hinspiel bestraften die Hanseaten einen Fehler des offensiv harmlosen FCI eiskalt.

Markus Kauczinski ließ es sich nach der Partie im ausverkauften Millerntor-Stadion nicht nehmen, seinem Ex-Verein die besten Wünsche mit auf den Weg zu geben. "Ich drücke wirklich die Daumen. Wenn auch kurz, so war ich gerne da", sagte der der St.-Pauli-Trainer, der in der Bundesliga-Saison 2016/17 beim FCI nach nur 127 Tagen wieder gehen musste. "Einfach so weitermachen", gab der 49-Jährige den Schanzern abschließend noch einen Ratschlag mit auf die Heimreise.

Jetzt ist Jens Keller nicht unbedingt jemand, der Ratschläge braucht. Der Ingolstädter Trainer weiß aber auch, dass es mit einem "Weiter so" nicht getan sein wird. Denn obwohl seine Mannschaft die Partie über weite Strecken dominierte, machte sie aus ihrer Überlegenheit zu wenig "Wir hatten guten Ballbesitz, haben aber zu wenig Druck gemacht", stellte Keller fest und ärgerte sich vor allem über den entscheidenden Gegentreffer durch Alexander Meier: "Wir kriegen ein Tor, das wir so nicht kriegen dürfen. Weil wir schlafen, weil wir mit dem Schiedsrichter diskutieren. Das ist enorm ärgerlich."

Kurz nach Wiederanpfiff schlug Kellers ehemaliger Weggefährte bei Eintracht Frankfurt zu und brachte die Gastgeber mit 1:0 in Führung. Nach einem Freistoß an der Mittellinie befanden sich nahezu alle Ingolstädter im Tiefschlaf, so dass Daniel Buballa unbedrängt flanken konnte. Der "Fußballgott", wie der 36-jährige Rückkehrer auch von den Pauli-Fans gefeiert wird, schob gegen die Laufrichtung von Torwart Philipp Tschauner zum 1:0 ein (54.).
Bis dahin hatten die Gäste die Partie eigentlich unter Kontrolle. Vor allem in der ersten Halbzeit war der FCI klar tonangebend, gewann mehr Zweikämpfe und hatte deutlich mehr Ballbesitz. Wirklich zwingend wurden die Schanzer allerdings nicht. Die beste Möglichkeit vergab Außenverteidiger Paulo Otavio (9.), der aus rund 20 Metern abzog, Torhüter Robin Himmelmann damit aber vor keine allzu großen Probleme stellte. Die erstaunlich passiven Gastgeber brauchten dagegen bis zur 44. Minute für ihren ersten Abschluss, Meier köpfte direkt in die Arme von Tschauner.

Trotz des schwachen Auftritts der Hanseaten im ersten Durchgang kam der Führungstreffer nicht komplett aus dem Nichts - wie auch Mergim Mavraj feststellte. "Wir sind nicht so gut aus der Kabine gekommen und haben gnadenlos gepennt", sagte der Innenverteidiger, der nach seiner Erkrankung wieder für Benedikt Gimber in die Startelf rückte. Ähnlich wie im Hinspiel (0:1) bestraften die Kiezkicker damit erneut einen Fehler der Schanzer eiskalt und konnten sich mit der knappen Führung im Rücken wieder zurückziehen - der FCI fand dagegen weiter kaum ein Mittel. Keller reagierte deshalb und brachte mit Cenk Sahin (67.) Thorsten Röcher (71.) und Stefan Kutschke (77.) drei frische Offensivkräfte. Und der Ex-Paulianer Sahin hätte sich beinahe bestens eingefügt. Seine Ecke köpfte Robin Krauße (82.) jedoch um Zentimeter am Tor vorbei. Ebenfalls nicht viel hatte zuvor bei Sonny Kittels Schlenzer (71.) gefehlt.

Weil die Schanzer, bei denen Röcher in der Nachspielzeit Gelb-Rot sah (90.+1), insgesamt aber in der Offensive zu wenig anboten und sich vor dem Gegentor übertölpeln ließen, kassierten sie nach zuletzt zwei Siegen in Serie einen Dämpfer im Abstiegskampf. "Es ist nicht so, dass wir wegen dem Ergebnis den Kopf in den Sand stecken werden", meinte Mavraj. "Es ist bitter gelaufen - ähnlich wie im Hinspiel. Aber es hat sich nicht viel verändert. Wir müssen weiter auf uns schauen", forderte Pledl. Die nächste Aufgabe wird allerdings nicht einfacher: Am kommenden Sonntag (13.30 Uhr) gastiert Aufstiegskandidat 1. FC Köln im Audi-Sportpark.

Julian Schultz