Hochkarätige Konkurrenz für den TV Hilpoltstein

10.09.2020 | Stand 02.12.2020, 10:35 Uhr
Unangenehme Erinnerungen verknüpfen die Hilpoltsteiner mit Florian Bluhm. In der Liga konnte der Neckarsulmer Abwehrkünstler bislang noch von keinem aus der aktuellen TV-Mannschaft bezwungen werden. −Foto: Tschapka

Wohin die Reise für den Tischtennis-Zweitligisten in der an diesem Sonntag beginnenden Saison geht, ist schwer vorauszusagen. Denn die Liga ist ausgeglichen wie selten zuvor. Dabei haben alle Vereine einen Wunsch gemeinsam: Die Runde komplett spielen zu dürfen.

 

Hilpoltstein - Endlich wieder Wettkampf statt Training: Die Corona-bedingte Zeit der Ungewissheit ist vorbei, die Vorfreude auf die neue Tischtennis-Saison entsprechend groß. Vor dem Start in den Liga-Betrieb an diesem Sonntag wirft der Hilpoltsteiner Kurier einen Blick auf die hochkarätige und ganz sicher recht ausgeglichene Konkurrenz des Tischtennis-Zweitligisten TV Hilpoltstein.

1. FSV Mainz 05

Sie holten sich 2019 den Titel und wurden 2020 immerhin Vizemeister: Die Mainzer hatten in den vergangenen Jahren mit erfrischendem Jugendstil für jede Menge Furore gesorgt. Doch da das Budget nicht für die erste Liga reicht, wurden die Himmelsstürmer stets abgeworben. Zuletzt das 17-jährige polnische Riesentalent Maciej Kubik, das den FSV nach nur einem Jahr wieder verlässt und in Ochsenhausen den Sprung in die 1. Bundesliga schaffen will. Für Kubik wurde sein Landsmann Adrian Wiecek vom Drittligisten SV Siek verpflichtet. Der 24-Jährige soll zusammen mit dem Schweden Simon Berglund und Cedric Meissner sowie Materialspieler-Spieler Luca Mladenovic den Stamm bilden. Bei Engpässen stehen auch noch Nikhil Kumar aus den USA sowie der 20-jährige Taiwanese Tin-Hao zur Verfügung. Dennoch dürfte das Team an Qualität eingebüßt haben.

BV Borussia Dortmund

Den Fußballern des BV Borussia Dortmund haftet seit langem der Ruf einer launischen Diva an. Dem stehen die Tischtennis-Spieler um den exzentrischen Erik Bottroff und den aufbrausenden Kirill Fadeev kaum nach. Entsprechend aufgeladen sind auch die Duelle mit dem TV Hilpoltstein, obwohl oder weil beide Teams nicht nur bei den gelb-schwarzen Trikots Gemeinsamkeiten haben. Zum Beispiel ist da noch die Konstanz bei der Personalpolitik. Wie Hilpoltstein wechselte auch Dortmund vor der Saison nur einen Spieler aus. Für Fedor Kuzmin, der seine Zelte beim Liga-Neuling Hertha BSC Berlin aufschlägt, kam Dennis Klein aus Jülich in den Pott. Dennoch sind die "Lustspieler" schwer einzuschätzen. Vieles scheint möglich. Wo die beiden Kontrahenten stehen, wird man zum Saisonauftakt an diesem Sonntag sehen, wenn sie in Dortmund aufeinander treffen.

TTC GW Bad Hamm

Das vierte Jahr in der zweiten Liga könnte das Beste für den westfälischen Traditionsverein werden. Dafür haben die Grün-Weißen nichts dem Zufall überlassen. Angeführt wird das Team vom 36-jährigen Weißrussen Pavel Platonov. Der einstige Doppelpartner von Legende Vladimir Samsonov war in der abgelaufenen Saison der stärkste Akteur. Auf den weiteren Positionen hat Bad Hamm die Qual der Wahl. Kai Zhang, ein Amerikaner chinesischer Herkunft, ist ebenso eine Bank wie der deutsche Gerrit Engemann. Dazu kommen drei talentierte Neuzugänge: Der 19-jährige Belgier und amtierende Paralympics-Sieger Laurens Devos dürfte zu den talentiertesten Nachwuchsspielern auf dem alten Kontinent gehören. Gleiches gilt für Landsmann Olav Kosolosky sowie Vladimir Rukletsow aus Minsk, die im Bedarfsfall zur Verfügung stehen: Alles in allem scheint GW sehr gut aufgestellt und könnte erneut im Vorderfeld landen.

1. FC Saarbrücken II

In unschöner Regelmäßigkeit liefert die zweite Garnitur des 1. FC Saarbrücken seit Jahren bizarr anmutende Ergebnisse ab. Kein Wunder, kann doch der FC als Sitz des DTTB-Leistungszentrums stets aus einem großen Reservoir an talentierten Spielern schöpfen. Wer aber tatsächlich zum Einsatz kommt, auf der Reservebank Platz nehmen muss oder gar in der Ersten für den frisch gebackenen deutschen Meister an den Start gehen darf, entscheidet sich in der Regel erst nach Aktenlage. Das war in den vergangenen Jahren so und dürfte heuer nicht anders werden. Eines aber steht fest: In Bestbesetzung können die erfolgsverwöhnten Saarländer jedem Team gefährlich werden. Auch daran hat sich seit Jahren nichts geändert.TTC Fortuna Passau

20 Jahre zweite Liga: ein einmaliges Jubiläum und Ausweis außergewöhnlicher Stabilität. Normalerweise jedenfalls. Umso kurioser, dass sich in der Dreiflüssestadt das Personal-karussell seit Jahr und Tag besonders rasch zu drehen scheint. Doch irgendwie lag die Fortuna immer richtig. Auch der Jahrgang 20/21 könnte ein edler werden. Für Brett eins haben sich die Passauer mit dem 20-jährigen englischen Nationalspieler Tom Jarvis ein richtiges Juwel geholt. Der Mann mit dem beeindruckenden QTTR-Leistungwert von 2417 Punkten soll den zum Bundesliga-Aufsteiger OE Bad Homburg wechselnden Russen Maksim Grebnev ersetzen. Dahinter können die Fans hohe ungarische Spielkünste bewundern. Es ist ein Genuss, dem 17-jährigen Magyaren Andras Csaba vom TTC Fulda-Maberzell und seinem routinierten Landsmann Tomislav Kolarek zuzuschauen. An Position vier agiert mit dem polnischen Abwehspieler Jakub Folwarski ein ganz unangenehmer Akteur. Passau sollte man unbedingt auf der Rechnung haben.

1. FC Köln

Bloß nicht wieder Abstiegskampf, mindestens aber das Image einer Fahrstuhlmannschaft ablegen: Die Ziele des 1. FC Köln sind klar. Dabei half das Glück zuletzt ein wenig mit, den dritten Abstieg innerhalb von sechs Jahren zu vermeiden. Die Geisböcke haben ihre weitere Klassenzugehörigkeit nämlich nur dem Rückzug des TuS Celle zu verdanken. Und zogen obendrein personellen Nutzen aus der Lage: Ausgerechnet aus der "Konkursmasse" der Heidestädter wechselt Tobias Hippler an den Rhein. Der 21-jährige, der zum Perspektivkader der deutschen Nationalmannschaft zählt und in Düsseldorf trainiert, wird im vorderen Paarkreuz eingesetzt. Damit schiebt er den 51-jährigen ehemaligen Weltklassemann Damien Eloi nach hinten. Von der Papierform her sollte dieses Mal der Klassenerhalt aus eigener Kraft möglich sein. Vielleicht sogar weitaus mehr.

NSU Neckarsulm

Mit der NSU Neckarsulm kehrt ein Traditionsverein in die 2. Bundesliga zurück. Und die Chancen, dass sich die Anwesenheit der Sportunion nicht nur auf ein einjähriges Gastspiel in Deutschlands zweithöchster Liga beschränken, stehen nicht schlecht. Die bodenständigen Schwaben konnten nicht nur ihr Aufstiegspersonal halten, sondern mit Sanil Shetty sogar noch einen echten Spitzenspieler verpflichten. Der Inder ist hierzulande kein Unbekannter: Er war schon für die Zweitligisten OE Bad Homburg und Fortuna Passau erfolgreich unterwegs. Shetty bildet zusammen mit Florian Bluhm ein veritables vorderes Paarkreuz. Mit Bluhm verknüpfen die Hilpoltsteiner unangenehme Erinnerungen: Weder Dennis Dickhardt noch David Reitspies noch Alexander Flemming vermochten gegen den Abwehrkünstler jemals ein Spiel zu gewinnen. Das sollte Warnung genug sein.

Hertha BSC Berlin

Die "alte Dame" Hertha könnte der Hecht im Karpfenteich werden. Die Spieler aus der Bundeshauptstadt hatten mit einer makellosen Bilanz von 26:0 Zählern und acht Punkten Vorsprung die dritte Liga Nord förmlich auseinander genommen und könnten auch die 2. Bundesliga rocken. Leitwolf des Teams ist einer, der einst das gelb-schwarze Trikot der Hilpoltsteiner getragen hatte: Philipp Floritz, mittlerweile 28 Lenze jung und ganz sicher kein unbeschriebenes Blatt mehr: Weil er sich trotz eines halben Dutzend Einsätze in Deutschlands Nationalmannschaft nicht etablieren konnte, startet er seit fünf Jahren für Bulgarien. Zusammen mit dem nimmermüden Torben Wosik ist der Neu-Herthaner für so manche Überraschung allemal gut. Zusammen mit dem Polen Jakub Kosowski und dem Russen Fedor Kuzmin bieten die Berliner ein exzellentes Quartett auf und können sogar vom Titel träumen.

Indeland Jülich

Für die erste Liga hat es bei weitem nicht gereicht und auch eine Spielklasse tiefer könnte es eng werden für den TTC Jülich. Um den abermaligen Abstieg zu verhindern, hat Präsident Mike Küven eine "schlagkräftige Truppe" für die Saison zusammengestellt. Vorne sollen es der aus Saarbrücken gewechselte belgische Nationalspieler Florian Cnudde sowie der Schweden-Rückkehrer Liang Qiu richten. Im hinteren Paarkreuz vertraut Jülich auf die Spielkünste der beiden Niederländer Ewout Oostwouder und Laurens Tromer. Ob das Gesamtpaket zum Klassenerhalt reicht, scheint zweifelhaft. Bereits 2018 belegten die Nordrhein-Westfalen gerade mal Tabelleplatz acht, was sie nicht davon abhielt, die letztlich erfolgreiche Aufnahme für die 1. Bundesliga zu beantragen. Doch das ist eine andere Geschichte.

HK