Ingolstadt
Letztendlich chancenlos

VfB Eichstätt verkauft sich trotz 1:5-Niederlage gegen Bundesligisten Hertha BSC Berlin recht ordentlich

11.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:09 Uhr
Für den wacker kämpfenden VfB Eichstätt war der Bundesligist Hertha BSC Berlin eine deutliche Nummer zu groß. Die VfBler verloren mit 1:5 und schieden aus dem laufenden DFB-Pokal 2019/20 aus. −Foto: JT-Presse.de / Johannes TRAUB, Traub, Johannes, Eichstätt/Wintershof

Ingolstadt/Eichstätt (EK) Die Amateurfußballer des VfB Eichstätt hatten gestern Nachmittag gegen die millionenschwere Truppe von Hertha BSC letztendlich keine Chance.

Vor 7030 Zuschauern im Audi-Sportpark in Ingolstadt unterlag der Viertligist dem Erstligisten klar mit 1:5 (0:3). Der zwischenzeitliche 1:3-Anschlusstreffer war Julian Kügel gelungen.

Damit der Hauptstadtclub aus Berlin keine böse Überraschung erlebt, verzichtet Hertha-Coach Ante Covic auf Experimente und schickte seine momentan stärkste Startelf auf das Feld. "Solche Pokal-Duelle sind immer eine Frage der Mentalität. Denn wenn klein gegen groß spielt, entscheidet normalerweise immer der Große in welche Richtung es geht. Dementsprechend seriös sind wir die Partie angegangen, auch wenn es über 90 Minuten natürlich immer mal Phasen gibt, die einem als Trainer nicht so passen. Aber mit dem Großteil unseres Auftritts war ich zufrieden", sagte Covic später auf der Pressekonferenz. Spielführer Vedad Ibisevic in der Spitze sowie Salomon Kalou (rechts) und Maximilian Mittelstädt (links) auf den Flügeln bildeten die Offensivreihe. Im Mittelfeld sorgten Ondrej Duda, Vladimir Darida und Marko Grujic für Ordnung und Kreativität. Verzichten mussten die Berliner dagegen auf Nationalspieler Marvin Plattenhardt. Für ihn rückte Jordan Torunarigha links in der Viererkette und verteidigte neben Mathew Leckie, Niklas Stark und Karim Rekik. Im Tor stand Rune Jarstein, damit er Spielpraxis für die am Freitag beginnende Punktspielsaison erhält. Ab Runde 2 soll Thomas Kraft im Tor stehen.


Der VfB war in der Anfangsphase hellwach, eng an den Gegenspielern dran, agierte aggressiv und versuchte, das Aufbauspiel der Berliner früh zu unterbinden. Das klappte zunächst auch gut. Sogar so gut, dass man selbst in der Offensive ein dickes Ausrufezeichen setzen konnte. Eine zu kurz geratene Kopfballabwehr von Niklas Stark nahm Jakob Zitelsberger (7.) aus 16 Meter volley und die Kugel strich haarscharf am Pfosten vorbei. Den Schuss hatte die VfB-Bank schon im Tor gesehen und sprang entsprechend zum Jubeln auf.

Und auch kurz darauf hatte der lautstarke Anhang den Torschrei auf den Lippen. Doch der herausstürmende Hertha-Keeper Jarstein vereitelte eine Chance von Fabian Eberle und Jonas Fries setzte den anschließenden Nachschuss über das Tor (8.). Danach war es allerdings binnen weniger Minuten vorbei mit dem Traum von einer Sensation. Denn: Im Stile einer Spitzenmannschaft schlug die "alte Dame" gleich doppelt zu. Nach einer Ecke von Duda traf Durida (10.) die Kugel zwar nicht voll, aber der Ball schlug im linken Eck ein. Die Grünhemden waren geschockt und mussten nur eine Zeigerumdrehung später erneut einen Rückschlag hinnehmen. Mittelstädt bediente Ibisevic (11.) und der 35-jährige Routinier schob aus fünf Metern eiskalt zum 2:0 ein. "Anstatt ruhig zu bleiben, laufen wir in einen Konter", ärgerte sich VfB-Trainer Markus Mattes. Denn damit hatte der Bundesligist dem Regionalligisten, der in dieser Phase des Duells "David" gegen "Goliath" sichtlich beeindruckt war, schnell den Zahn gezogen.

Und auch wenn die Gäste mit der 2:0-Führung im Rücken das Tempo danach bei sommerlichen Temperaturen merklich rausnahmen, ließen sie Ball und Gegner laufen und beherrschten die Partie nach Belieben. Ein Blick in Datenbank des KICKER verriet nach einer halben Stunde die absolute Überlegenheit des Bundesligisten, der 80 Prozent Ballbesitz hatte. Und diese Dominanz münzte der Hauptstadt-Club in ein weiteres Tor um. Einen Duda-Freistoß konnte VfB-Keeper Felix Junghan zunächst zwar klären, Darida bekam jedoch den zweiten Ball und hob das Leder in den Strafraum auf den Kopf von Grujic - der fand Ibisevic und der 83-malige Nationalspieler Bosniens köpfte zum 3:0 ein. Mit der vorangegangenen Entscheidung des Unparteiischen war Mattes nicht einverstanden. "In dieser Szene hätten nämlich wir Freistoß bekommen müssen. Außerdem ist für mich unverständlich gewesen, dass der bereits gelb-vorbelastete Torunarigha kurz vor der Halbzeit auf dem Platz bleiben durfte", so Mattes. Dieser war nämlich im Zweikampf gegen Dominik Wolfsteiner deutlich zu spät gekommen. Schiedsrichter Timo Gerach beließ es aber trotz heftiger Proteste der Hausherren bei einer Ermahnung. Covic ließ den Übeltäter aus Eigenschutz in der Kabine und sagte dazu: "Wenn er im zweiten Durchgang nur geatmet hätte, wäre er wohl vom Platz geflogen. "

Nur fünf Minuten nach Wiederanpfiff schien die Covic-Truppe die endgültige Entscheidung herbeigeführt zu haben. Doch Daridas Treffer wurde wegen Handspiels aberkannt, nachdem Grujic den Ball mit dem Arm streifte. Auf der Gegenseite köpfte der eingewechselte Julian Kügel (52.) eine Flanke von Dominik Wolfsteiner zum 1:3-Anschlusstreffer in die Maschen. Der VfB-Anhang tobte - und nun war der Glaube an die Sensation plötzlich wieder da. Vor allem auch, weil Duda (55.) wenig später nur die Latte traf. Die Blau-Weißen stellten allerdings in der 62. Minute die Machtverhältnisse schon wieder zurecht, als Alexander Esswein ungehindert bis zur Grundlinie durchmarschieren konnte und seinen Rückpass Kalou zum 4:1 für Hertha BSC einschob. Der Torschütze verließ danach das Feld; für ihn kam Herthas Rekordtransfer Dodi Lukebakio, der erst vor wenigen Tagen für 20 Millionen Euro verpflichtet worden war. Bevor Doppeltorschütze Ibisevic in der 77. Minute durch Davie Selke ersetzt wurde, bereitete er noch das 5:1 durch Esswein (75.) vor, das auch den Endstand bedeute.

Die Eichstätter ließen sich trotz der Pleite vom Anhang feiern. "Das war ein mega geiles Erlebnis mit einer wahnsinnigen Atmosphäre", sagte beispielsweise Niklas Reutelhuber und fügte an: "Nach dem 1:3 haben wir an uns geglaubt. Das Glück war jedoch nicht auf unserer Seite. Danach hat man den Unterschied sehr deutlich gemerkt. Hertha war sehr gut im Passspiel und ist gut im Raum gestanden. Wir mussten extrem viel laufen. " Und Top-Torjäger Fabian Eberle analysierte: "Mit einem 0:3 in die Kabine zu gehen, war für den Kopf schon schwierig. Wir haben dennoch versucht das beste aus der Situation zu machen. Im weiteren Spielverlauf wurden die Beine immer schwerer und man merkte den Klassenunterschied. Es war ein schönes Erlebnis, mehr aber auch nicht: Denn wir hatten uns schon vorgenommen eine bessere Leistung zu zeigen und ein achtbareres Ergebnis zu erzielen. Trotz alledem konnten wir erhobenen Hauptes vom Platz gehen. "

VfB Eichstätt: Junghan - Wolfsteiner, Waffler, Schmidramsl, Lamprecht - Federl, Fries, Schraufstetter (46. Reutelhuber) - Zitzelsberger, Eberle (84. Neumayer), Lushi (46. Kügel).
Hertha BSC: Jarstein - Leckie, Stark, Rekik, Torunarigha (46. Esswein) - Darida, Grujic, Duda - Kalou (68. Lukebakio), Ibisevic (77. Selke), Mittelstädt.
Schiedsrichter: Timo Gerach Landau; Tore: 0:1 Vladimir Darida (11.), 0:2 Vedad Ibisevic (12.), 0:3 Vedad Ibisevic (31.), 1:3 Julian Kügel (52.), 1:4 Salomon Kalou (62.), 1:5 Alexander Esswein (75.); Gelbe Karten: Torunarigha; Zuschauer: 7030.

Norbert Dengler