Eichstätt
"David" fordert "Goliath"

VfB Eichstätt tritt beim noch ungeschlagenen FC Schweinfurt an - Mattes: "Wir sind immer nur der Herausforderer"

04.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:33 Uhr
Mit jeder Menge Erfahrung bringt Ex-Profi Markus Steinhöfer (links) Stabilität und Ruhe ins Mittelfeld des VfB Eichstätt. Das wird besonders beim Aufstiegsanwärter aus Schweinfurt gefragt sein. −Foto: Traub

Eichstätt (EK) Als ein Duell "David gegen Goliath" bezeichnet Eichstätts Trainer Markus Mattes das Aufeinandertreffen seines VfB morgen (14 Uhr) beim 1. FC Schweinfurt. Die Profis aus Mittelfranken nehmen mit 25 Punkten den dritten Tabellenplatz ein und sind als einzige Mannschaft der Regionalliga Bayern noch ungeschlagen.

Die letzte Niederlage ist genau ein halbes Jahr her und datiert vom 7. April, als man sich dem späteren Meister und Aufsteiger TSV 1860 München mit 1:3 geschlagen geben musste. Die Pleite gegen die Löwen war eine von nur drei Niederlagen vor heimischem Publikum in der Saison 2017/18. "In Schweinfurt hängen die Trauben extrem hoch, da die Truppe sehr heimstark ist. Dass wir ihr nun die erste Saisonniederlage beibringen, halte ich für vermessen. Denn ich kann mich nur immer wieder gebetsmühlenartig wiederholen: Wir müssen immer wieder daran denken, wo wir herkommen und dass wir nur der Herausforderer sind. Deshalb wäre schon ein Unentschieden ein sehr großer Erfolg für uns", sagt Eichstätts Trainer Mattes.

Weil den bislang sechs Schweinfurter Siegen aber auch satte sieben Unentschieden gegenüberstehen - kein Team in der Regionalliga Bayern teilte sich häufiger mit dem Gegner die Punkte -, reicht es für die Truppe um Trainer Timo Wenzel aktuell hinter dem FC Bayern München II und dem SV Wacker Burghausen nur zu Rang drei. Im Vorjahr landete der Verein mit einem geschätzten Etat von 1,6 Millionen hinter den "Sechzgern" und den "kleinen" Bayern ebenfalls nur auf dem dritten Rang, obwohl man schon damals den Aufstieg in die Dritte Liga anvisiert hatte. Nach 13 Spieltagen beträgt der Rückstand zur Tabellenspitze vier Zähler und der FCB II hat noch ein Nachholspiel auszutragen. "Man sollte sich aber zum jetzigen Zeitpunkt noch kein Urteil erlauben. Auch die Bayern waren in den jüngsten Spielen nicht ganz so souverän und gaben Punkte ab. Klar ist, dass Schweinfurt raus aus der Regionalliga und zurück in den Profifußball will."

Was es heißt, gegen Profi-Mannschaften zu spielen, durften die "Schnüdel" als bayerischer Totopokalsieger in den zurückliegenden zwei Jahren erfahren. 2017/18 unterlag man in der 2. DFB-Pokalhauptrunde dem späteren Titelträger Eintracht Frankfurt mit 0:4, und erst vor wenigen Wochen schied man gegen den letztjährigen Vizemeister FC Schalke 04 mit einer 0:2-Niederlage aus dem Wettbewerb aus. Auch heuer waren die Wenzel-Schützlinge auf einem guten Weg und hatten sich mit einem 2:0-Erfolg über den Drittligisten FV Kickers Würzburg bereits für das Viertelfinale qualifiziert. Doch weil der Viertligist nicht die festgelegte Anzahl von vier U-23-Spielern im Kader hatte, legten die Kickers Einspruch gegen die Wertung ein - und bekamen vor dem Sportgericht Recht.

Gerd Klaus, der Sportliche Leiter des 1. FCS übernahm für diesen Lapsus die Verantwortung und trat zurück. Der 48-jährige hatte die Mittelfranken zur Saison 2012/13 übernommen, leitete sechs Jahre die Geschicke als Cheftrainer und führte professionelle Strukturen ein. "Es ist natürlich unglaublich bitter, dass wir nach der Freude über den sportlichen Erfolg nun am grünen Tisch ausscheiden", sagte Schweinfurts Vorsitzender Markus Wolf und ergänzte kämpferisch: "Wir wollen uns jetzt, so wie es ursprünglich als Saisonziel vorgesehen war, über die Regionalliga als beste Nicht-Profireserve für den DFB-Pokal qualifizieren."

Mattes glaubt, dass die Schweinfurter diesen Rückschlag inzwischen verdaut haben. "Natürlich war das für die Mannschaften und den ganzen Verein ein herber Schlag", sagt der 43-Jährige", aber irgendwann muss man auch wieder zur Tagesordnung übergehen." Mit dem 2:0-Sieg am vergangenen Wochenende im Spitzenspiel beim SV Wacker Burghausen seien die letzten Rest-Zweifel beseitigt worden, und man meldete sich nach zuvor vier Unentschieden in Serie eindrucksvoll zurück.

Um trotz der Weggänge der beiden Leistungsträger Herbert Paul und Marius Willsch (beide TSV 1860 München) den Kader für den angestrebten Drittliga-Aufstieg weiter zu verstärken, hatte Schweinfurt zu Saisonbeginn neben dem ehemaligen U-17-Europameister Florian Trinks unter anderem die beiden erfahrenen Profispieler Stefan Kleineheismann und Ronny Philp verpflichtet. Große Hoffnungen ruhen dennoch weiterhin auf dem bereits in die Jahre gekommenen Adam Jabiri. Der 34-Jährige sicherte sich im Vorjahr mit 27 Treffern vor Kwasi Wriedt (FC Bayern München II, 21 Tore) und Fabian Eberle (VfB Eichstätt, 20 Tore) die Torjägerkanone. Heuer traf der Angreifer bereits sechs Mal.

Weitere Treffer will Eichstätts Keeper Mustafa Özhitay verhindern. Der 22-jährige wird nach dem studienbedingten Abgang von Thomas Bauer fortan das VfB-Tor hüten. Seine Feuertaufe bestand der Neuzugang des SSV Ulm bereits beim 2:0-Sieg in Memmingen. Dass Bauer den VfB mitten in der Saison verlassen hat, zeigt, dass die Domstädter mit den typischen Problemen eines Amateurvereins zu kämpfen haben. Bereits im Vorjahr weilte Maximilian Eberwein für ein halbes Jahr im Ausland, und seit wenigen Wochen ist Markus Waffler studienbedingt in Norwegen. "Die Ausbildung und der Beruf haben nun einmal Vorrang", betont Hans Benz. Der Abteilungsleiter des VfB zeigt vor allem deshalb Verständnis, weil "die Spieler keine Profis sind und ihren Lebensunterhalt anderweitig verdienen müssen." Mit Innenverteidiger Michael Zant und Schlussmann Özhitay hat der VfB Eichstätt die vakanten Positionen noch vor Ablauf der Wechselfrist neu besetzt. Dass nun aber auch noch Florian Grau und Fabian Schäll mitten unter der Saison drei Wochen Urlaub in Südafrika machen, kann zumindest Mattes nicht nachvollziehen. "In der Liga, in der wir spielen, finde ich das völlig deplatziert. Mehr möchte ich zu diesem Thema nicht sagen", so der VfB-Coach, der weiterhin auf den verletzten Dominik Wolfsteiner verzichten muss.

Für Schweinfurts Coach Wenzel ist derweil nicht sonderlich überraschend, dass sich die Eichstätter vorne in der Tabelle eingenistet haben. "Ich habe schon vor Saisonbeginn gesagt, dass neben Mannschaften wie Bayern München II, Burghausen und uns sicher auch ein Team oben mitspielen wird, das keiner auf dem Zettel hat. Eichstätt ist auf jeden Fall eine positive Überraschung. Der VfB hat sich die aktuelle Tabellenplatzierung aber auch vollkommen verdient. Eichstätt verteidigt kompakt, überzeugt mit schnellem Umschaltspiel und lauert in der Offensive auf Fehler des Gegners", sagt er. Wenzel erwartet ein Geduldspiel, "in dem wir nicht zu hektisch werden dürfen. Außerdem wird es wichtig sein, dass wir wieder den richtigen Mix zwischen attraktivem und dreckigem Fußball finden. Man muss und kann nicht immer alles spielerisch lösen. Wenn wir das beherzigen und die richtige Einstellung an den Tag legen, bin ich guter Dinge, dass wir vor eigenem Publikum die nächsten drei Punkte einfahren werden."

Norbert Dengler