Burgheim
Ein kurzes Leben mit Höhen und Tiefen

Der ehemalige Löwen-Torhüter Bernd Meier aus Burgheim starb im Alter von 40 Jahren

03.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:12 Uhr

 

Burgheim (DK) Der deutsche Fußball trauert um Bernd Meier. Der ehemalige Torhüter des TSV 1860 München starb am späten Donnerstagabend im Alter von nur 40 Jahren im Donauwörther Krankenhaus an einem Herzinfarkt, der möglicherweise durch eine Lebensmittelvergiftung hervorgerufen wurde.

Noch am Dienstag saß er im Toto-Pokal bei seinem Heimatverein TSV Burgheim (Kreis Neuburg-Schrobenhausen) auf der Trainerbank. Schon da klagte er über Unwohlsein, was sich auch in der Nacht nicht besserte. Deshalb suchte er am nächsten Tag das Krankenhaus in Donauwörth auf, wo er zunächst stationär aufgenommen wurde. Am Donnerstag entschuldigte er sich per SMS noch bei Co-Trainer Hans Dollinger, dass er das abendliche Training nicht leiten könne. Wenige Stunden später war er tot.

Als er im Krankenzimmer zusammenbrach, rief eine anwesende Krankenschwester sofort die Ärzte, die fast eine Stunde lang versuchten, den ehemaligen Bundesliga-Profi zu reanimieren – vergeblich. Am Freitagabend, so hatte Meier seinem Assistenten bereits mitgeteilt, wollte er zum Saisonauftakt seines Klubs gegen den FC Ehekirchen wieder auf der Bank Platz nehmen. Daraus wurde nun nichts mehr. Die Partie wurde sofort abgesetzt, als der Tod Meiers bekannt geworden war.

Meier hat als Fußballer alle Höhen und Tiefen des Geschäfts durchgemacht. 1996 stand er sogar auf dem Sprung in die Nationalmannschaft. Der damalige Bundestrainer Berti Vogts hatte ihn vor einem Länderspiel gegen Dänemark zu einem Lehrgang der deutschen Elitekicker eingeladen. Meier blickte gerne auf dieses Highlight seiner Karriere zurück und erzählte mit einem Schmunzeln die Story über den eifrigen Bediensteten, der ihn am Zutritt in die „geheiligten Hallen der Auserkorenen“ hindern wollte. „Tut mir leid, das ist nur für Nationalspieler“, ließ er Meier wissen, der ihm kurz und knapp antwortete: „Ich bin einer.“

Und schon war er dabei bei den ganz Großen des deutschen Fußballs. „Als ich oben ankam, standen da Lothar Matthäus, Oliver Kahn und Matthias Sammer. Das war schon faszinierend“, erinnerte er sich nur zu gerne an diesen großen Augenblick. Und er konnte auch gut damit leben, dass es bei diesem einen Lehrgang bleiben sollte, einen Einsatz im Trikot mit dem Adler gab es nie.

Die Einladung zur Nationalmannschaft war 1996 die logische Folge einer überragenden Saison des bescheidenen Keepers, in der er als Elfmeter-Killer in die Annalen einging. Etliche Strafstoßschützen brachte Meier damals zur Verzweiflung, auch Rekordnationalspieler Lothar Matthäus kam an dem 1,93 Meter großen Schlussmann nicht vorbei. Dadurch endete das Münchner Derby mit einem 1:1 , zum ersten Mal seit dem Wiederaufstieg kamen die „Roten“ gegen die „Blauen“ nicht zum Sieg.

Ein weiteres Derby gegen den Stadtrivalen markierte knapp eineinhalb Jahre später aber auch den Tiefpunkt in Meiers Laufbahn. Diesmal hatte er einen Angriff abgefangen, legte sich den Ball vor die Füße und hielt Ausschau nach einer Anspielstation. Dabei übersah er aber Carsten Jancker, der sich von hinten anpirschte, ihm das Leder abluchste und ins leere Tor schob. Am Ende gewannen die Bayern mit 3:1 – und die große Karriere des Bernd Meier war beendet. Trainer Werner Lorant nahm ihm seinen Fauxpas ausgesprochen übel und setzte ihn fortan nur noch auf die Auswechselbank.

Andere Sportler wären daran vielleicht zerbrochen, doch Meier ließ sich dadurch den Spaß am Fußball nicht nehmen. Er wechselte zu Borussia Mönchengladbach, wo er allerdings auch nur in zwei Zweitligaspielen zwischen den Pfosten stand. Danach aber ging es noch einmal steil bergauf. Er ging zu LR Ahlen und war dort bei seinen insgesamt 84 Zweitligaeinsätzen stets eine Stütze der Mannschaft. Als er danach 2005 zu Borussia Dortmund wechselte, um dort seine Karriere als Torwart Nummer zwei ausklingen zu lassen, traf es ihn noch einmal besonders hart. Zwei Kreuzbandrisse setzten ihm so zu, dass er seine Karriere nach nur zwei Einsätzen in der Amateurmannschaft 2007 beenden musste.

Doch der Fußball ließ ihn nicht mehr los, wenngleich er jetzt alles ruhiger angehen ließ. Zuletzt war er neben seiner Tätigkeit als Chefcoach bei seinem Heimatverein in Burgheim auch als Torwarttrainer der U 17-Nationalmannschaft im Einsatz, und zusätzlich trainierte er auch noch die U 17 der JFG Rain/Burgheim. Was durchaus naheliegend war, weil er sich in Rain nach den Jahren seiner Wanderschaft sesshaft niedergelassen hatte und schon damals klargemacht hatte: „Hier gehe ich nicht mehr weg.“ Dass aber dieses Kapitel so schnell und so tragisch enden würde, hatte zu dem Zeitpunkt niemand geahnt.