Rudelzhausen
Die Löwen bekommen einen Zoo: Investor Ismaik verspricht beim 1860-Fantreffen ein neues Stadion mit Tierpark

Investor Ismaik verspricht beim 1860-Fantreffen ein neues Stadion mit Tierpark

21.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:10 Uhr


Rudelzhausen (mav) Ein paar Einwohner mögen das Heimspiel der Münchner Löwen gegen Bochum gespannt verfolgt haben, doch ansonsten herrschte in Rudelzhausen im Landkreis Freising wieder die ganz normale Sonntagsruhe. Kaum etwas erinnerte gestern noch an die jetzt schon legendäre und irgendwie skurrile Veranstaltung, die sich am Freitagabend im 3200-Einwohner-Ort abspielte.

Eine Veranstaltung, die den 1860-Kosmos das komplette Wochenende beschäftigte und wohl auch noch eine ganze Weile ausfüllen dürfte.

Hasan Ismaik, 1860-Investor, Aufsichtsratsvorsitzender des TSV und für viele nach wie vor ein großes Mysterium, hatte bei seinem Besuch am vergangenen Wochenende mal wieder eine Menge an Zündstoff hinterlassen. Als der Jordanier vor dem Gasthaus "Festner-Busch" aus seiner schwarzen S-Klasse stieg und zu den Klängen von "Weiß-Blau TSV", von Security-Leuten abgeschirmt wie ein hochrangiger Politiker, in den mit 360 Fanklub-Vertretern gefüllten Saal einmarschierte, begann am Freitag die große Ismaik-Show. Erst am späten Sonntagabend, nach dem 1:1 gegen Bochum und der anschließenden Sitzung des Gremiums, endete sie. Ausgang: ungewiss.

Der erste Ismaik-Hammer, den es in nächster Zeit zu klären gilt, ist die Zukunft der beiden Geschäftsführer Markus Rejek und Noor Basha, deren Freistellung auch Präsident Peter Cassalette laut Ismaiks Aussage zugestimmt haben soll. "Das stimmt nicht. Ich habe nie zugestimmt", erklärte Cassalette gestern. Keiner von Ismaiks Plänen sei mit dem Verein abgesprochen. Bei der Veranstaltung am Freitag waren neben der Presse auch Vereinsvertreter ausgeschlossen. Rejek äußerte sich am Sonntag gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" so: "Ich lasse mich gerne an meinen Leistungen messen. Aber nur in Bereichen, die in meinen Zuständigkeitsbereich fallen. Ich verantworte nicht den Sport." Ismaik habe mit seinen Aussagen "eine Grenze überschritten."

Das zweite große Thema: Ismaiks Stadionversprechen. Der Bau einer neuen Löwen-Arena in Riem sei aus Sicht des Investors beschlossene Sache, er warte nur noch auf die Genehmigung von Seiten der Stadt. 50 000 bis 60 000 Zuschauer soll das Stadion fassen. Am Sonntag gegen Bochum kamen gerade einmal 15 300 Anhänger. Genau in dem Moment, als Ismaik am Freitag von seinen Plänen erzählte, einen Löwen-Park mit echten Tieren neben dem Stadion zu errichten, war der TSV - nach dem Duisburger Führungstreffer in Fürth - zwischenzeitlich auf den letzten Platz der 2. Liga abgerutscht.

Von "Luftschlössern" und einer "sehr unterhaltsamen Märchenstunde" sprachen deshalb manche Fans in Rudelzhausen, wo der Tenor allerdings eher positiv war. "Die Hoffnung stirbt zuletzt. Er hat zumindest Pläne und Visionen", meinte ein Fan. Ismaik müsse sich an diesen Aussagen nun messen lassen. Doch man dürfe auch nicht vergessen, "dass es den TSV 1860 München in der jetzigen Form gar nicht mehr geben würde, wenn er 2011 nicht eingegriffen hätte."

Von der Nordkurve wurde Ismaik vor dem Heimspiel gegen Bochum dagegen alles andere als freundlich begrüßt: Tausende Fans hielten Zettel mit seinem durchgestrichenen Konterfei und der Aufschrift "Not Welcome" in die Luft. "Hasan, verpiss dich!" stand auf einem Transparent. Ismaik spaltet die Fans. Es herrscht wieder einmal Theater im großen 1860-Komödienstadel. Ausgerechnet jetzt, da die verunsicherte Mannschaft der 3. Liga entgegentaumelt.