Vom Risikotransfer zum Leistungsträger

09.03.2007 | Stand 03.12.2020, 6:58 Uhr

Ingolstadt (DK) 3:2 für den FC Ingolstadt hieß es nach dem Hinspiel. Danach hat der SV Wehen 16 Partien hintereinander nicht mehr verloren und sich folgerichtig die Tabellenführung der Regionalliga erarbeitet. Am Samstag (14.30 Uhr) ist der Ligaprimus beim FC Ingolstadt zu Gast.

"Die Meisterschaft haben sie zwar noch nicht sicher", glaubt FC-Coach Jürgen Press, "aber mit Wehen kommt einer der beiden Aufsteiger in die 2. Bundesliga nach Ingolstadt". Bei zwölf Punkten Vorsprung auf die nächste aufstiegsberechtigte Mannschaft (der Dritte VfB Stuttgart II darf nicht) sind die beiden Aufstiegsränge praktisch vergeben, nur die TSG Hoffenheim könnte als Zweitplatzierter noch im Kampf um den Titel gefährlich werden.

Dass der FC Ingolstadt auch gegen eine solche Mannschaft bestehen kann, hat das Hinspiel gezeigt. Außerdem macht der verheißungsvolle Start ins Jahr 2007 mit dem Sieg gegen Pirmasens (3:1) und dem Unentschieden bei den Stuttgarter Kickers (1:1) den Ingolstädtern Mut. "In Stuttgart waren wir die klar bessere Elf und hätten schon zur Pause 3:1 führen müssen", demonstriert Herbert Obele das gestiegene Selbstbewusstsein seit der Partie beim Tabellenvierten. "Warum also", fragt er, "sollen wir nicht auch gegen Wehen etwas holen?"

Als Außenstürmer ist Obele, vor der Saison als verletzter Spieler zum FC gekommen, inzwischen ein wichtiger Bestandteil des offensiver ausgerichteten Ingolstädter Spieles. Vom Risikotransfer hat sich der 26-Jährige längst zu einer echten Verstärkung gemausert, und damit auch so manchen Skeptiker eines Besseren belehrt. "Viele haben mich für verrückt erklärt, weil ich einen verletzten Spieler geholt habe", erinnert sich Trainer Press. Doch der Coach kannte Obele noch aus der gemeinsamen Zeit bei Jahn Regensburg, und sprach sich deshalb trotzdem für eine Verpflichtung aus.

"Nie ausruhen"

Im März 2006 war Obele am Sprunggelenk operiert worden. Erst im September vergangenen Jahres stieß er wieder zur Mannschaft, musste aber bis Mitte Dezember warten, ehe er beschwerdefrei trainieren konnte. "Seit die Schrauben raus sind, kann ich wieder voll angreifen", sagt Obele, der noch genau in Erinnerung hat, dass man ihn erst am 12. Dezember vergangenen Jahres von den schmerzenden Fixierungshilfen befreit hat.

Im Anschluss absolvierte er im Winter nach langer Zeit mal wieder eine komplette Vorbereitung und steigerte sich mit Neuzugang und Konkurrent William Anane (Obele: "Da darf man sich nie ausruhen") zu der aktuell starken Form. "Obele außen und Daniel Jungwirth in der Mitte sind zwei sehr ballsichere Jungs, die unserem Spiel nach vorne wesentlich mehr Sicherheit geben", lobt Press. Kein Wunder also, dass der Verein – das bestätigte Obele am Freitag – von seiner Option vermutlich Gebrauch machen wird, und den Vertrag mit dem Linksfuß um ein weiteres Jahr verlängern will.

Bleibt nur abzuwarten, ob sich die zuletzt so gelobte Offensivabteilung des FC auch gegen den Tabellenführer in Szene setzen kann. Immerhin läuft der SV, gemessen an der Tordifferenz, mit der besten Abwehr der Liga in Ingolstadt auf. Die Viererkette mit Nikolas Nakas, Marko Kopilas, Dajan Simac und Daniel Damm, die in den ersten beiden Partien noch ohne Gegentor blieb, soll auch am Samstag verteidigen. "Bei Wehen darf man nicht mit einer spielerisch starken und spektakulär auftretenden Mannschaft rechnen", warnt Press deshalb. "Die haben ein eher rustikales Team, das abwartend agiert und ergebnisorientiert spielt."

In personeller Hinsicht kann der FC-Trainer nach der Rückkehr des gelb gesperrten Michael Wenczel wieder aus dem Vollen schöpfen. Die während der Woche noch angeschlagenen Oliver Schmidt und Andras Tölceres sind wieder fit, lediglich der Einsatz von "Edeljoker" Andreas Buchner (Schulter) entscheidet sich erst kurzfristig.