Ingolstadt
Hohe Erwartungen

FCI-Sportchef Henke versteht Pfiffe im Stadion, hofft aber weiter auf Unterstützung

01.10.2019 | Stand 23.09.2023, 8:49 Uhr
Kein Durchkommen: Die Offensivbemühungen des FC Ingolstadt, hier Dennis Eckert-Ayensa (rechts), waren gegen die SpVgg Unterhaching nicht von Erfolg gekrönt. −Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Mühsam kämpft sich der FC Ingolstadt in der 3. Liga in die Erfolgsspur zurück. Beim torlosen Remis gegen Tabellenführer SpVgg Unterhaching stimmte immerhin die Defensivleistung der Schanzer, obwohl das Spiel nach vorne immer noch recht fehlerhaft war. "Ich bin mit dem 0:0 absolut zufrieden.

Nach vier Spielen mit zehn Gegentoren ist ein Zu-Null-Ergebnis gegen den Tabellenführer positiv zu bewerten", resümiert FCI-Sportchef Michael Henke und liefert gleich noch eine Begründung dazu, warum es nicht besser läuft. "Man kann nicht daran vorbeigehen, dass wir gerade in der Abwehr immer wieder umstellen müssen. Das ist für mich der Grund, warum noch nicht ein Rad ins andere greift. Da bitte ich die Zuschauer, Geduld zu haben", sagt Henke.

Dem 62-Jährigen sind am Montagabend die Pfiffe im Stadion natürlich nicht verborgen geblieben. Doch mit seiner mittlerweile fast siebenjährigen Ingolstadt-Erfahrung weiß er sie einzuordnen. "Ich fand das nicht so dramatisch. Dass eine gewisse Anspruchshaltung im Publikum vorhanden ist, ist auch verständlich. Wir waren vor einigen Jahren in der Bundesliga und spielen jetzt in der 3. Liga. Und nach drei Niederlagen habe ich ohne damit gerechnet, dass das Publikum anders reagiert und ein bisschen nervöser ist. Tatsache ist aber auch, dass wir durch die schwierige Situation nach dem Abstieg und den Neuaufbau einer Mannschaft die Unterstützung der Fans brauchen. Das hilft uns enorm", meint Henke, der die Zuschauerschelte von FCI-Mittelfeldspieler Robin Krauße ("Die Zuschauer gehen mir teilweise auf den Sack") als Reaktion auf die Gesamtsituation sieht. "Robin ist ein Spieler, der wirklich brennt. Bestes Beispiel ist für mich die Situation, in der er einen Fehlpass spielt und dann zurückmarschiert und mit einer Grätsche klärt. Das zeigt, mit welchem Feuer er im Spiel ist. Da empfindet er das als Angriff auf die Mannschaft, wenn im Publikum gepfiffen wird", verteidigt Henke den Mittelfeldterrier. "Man kann sich auf ihn verlassen. Aber er ist der defensive Part im Mittelfeld und nicht der Spielgestalter. Das sollte man auch nicht von ihm verlangen. Darum finde ich es nicht so schlimm, wenn die Spieler mal einen Spruch raushauen und sich ärgern, wenn sie nicht gewinnen", sagt Henke und ergänzt: "Wichtig ist, dass wir nicht die Nerven verlieren, so wie Peter Kurzweg bei seinem Platzverweis gegen die Bayern. So etwas geht nicht."

Mit nunmehr 15 Punkten liegt der FCI fünf Zähler hinter einem Aufstiegsrang - ebenso viele Punkte sind es jedoch auch zur Abstiegszone. "Unser Anspruch ist es, dass wir im oberen Drittel dabei sind. Aber wir haben nie gesagt, dass wir sofort aufsteigen wollen, weil wir zu Saisonbeginn nicht wussten, was auf uns zukommt. Jetzt können wir besser einordnen, wie stark die Liga ist", sagt Henke und nennt als Beispiel die SpVgg Unterhaching. "Ich habe die Mannschaft bei der 0:3-Heimniederlage gegen Halle beobachtet und gedacht, dass sie Probleme bekommen könnten. Danach hat Haching dreimal gewonnen. Das zeigt, wie schnell es in beide Richtungen gehen kann. Deshalb muss man da auf der Hut sein", sagt Henke, blickt aber optimistisch nach vorne. "Es stimmt mich positiv, dass wir trotz unserer personellen Probleme und der vielen Umstellungen immer wieder gute Lösungen finden", sagt der Sportchef und nennt Beispiele. "Ich wurde auch von der Idee des Trainers mit Gordon Büch als linkem Verteidiger überrascht. Aber er hat das gut gemacht, und auch Marcel Gaus im linken Mittelfeld war ein gelungener Schachzug. Er ist ein defensiv denkender Spieler, durch den wir eine bessere Balance zwischen Offensive und Defensive hatten", analysiert der langjährige Co-Trainer und lobt zudem die Innenverteidiger Nico Antonitsch und Tobias Schröck, die anstelle des Duos am Saisonbeginn, Björn Pauslen/Thomas Keller, zurzeit die Innenverteidigung bilden.

Nun soll nach sechs Spielen ohne Sieg die erste Krise der Saison mit einem Sieg bei der SG Großaspach (Samstag, 14 Uhr) enden. "Wir haben Tacheles geredet und wissen, dass wir bei den vergangenen Niederlagen nicht nur Pech hatten. Alle arbeiten daran, dass die einzelnen Spieler ihre Bestform erreichen. Und da ist sicherlich noch Luft nach oben."

 

Gottfried Sterner