Ingolstadt
Mit neuem Selbstvertrauen

ERC-Stürmer Kris Foucault ist nach seinem ersten Tor vor dem Derby gegen Augsburg optimistisch

01.10.2019 | Stand 23.09.2023, 8:49 Uhr
Kris Foucault. −Foto: Traub

Ingolstadt (DK) Fünf Niederlagen in Folge, noch kein Heimsieg, Tabellenletzter. Und doch ist die Stimmung beim ERC Ingolstadt nach der jüngsten Leistungssteigerung gegen Meister Adler Mannheim nicht mehr ganz so trist. Einfacher wird es für die Panther aber nicht: Mittwochabend (19.30 Uhr) ist der ERC in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zum Auftakt der "Englischen Woche" zu Gast bei den Augsburger Panthern.

Das Blut rann aus der Nase und klebte an Händen und Kinn, der obere Teil des blauen Trikots verfärbte sich rot. Doch Kris Foucault gab ganz schnell Entwarnung: "Ich habe nur einen Puck an die Nase bekommen", meinte der 28-Jährige nach dem gestrigen Training in der Saturn-Arena zur Erleichterung seiner Teamkollegen. Schließlich galt der Kanadier in den vergangenen drei Jahren bei seinem Ex-Team Grizzlys Wolfsburg als besonders verletzungsanfällig: Nach einer Hüftoperation in der ersten Saison kämpfte der Stürmer im Jahr darauf mit den Nachwirkungen. Die vergangene Spielzeit verpasste Foucault dann wegen einer Gehirnerschütterung fast komplett.

Dabei könnte der Kanadier gerade jetzt besonders wertvoll für den ERC werden, schließlich steht "Foucs" sinnbildlich für die Lage der Panther. Während der Stürmer in der Vorbereitung noch mit sieben Toren glänzte, traf er in den ersten sechs Saisonspielen kein einziges Mal und konnte den Absturz der Ingolstädter vom ersten auf den letzten Tabellenplatz nicht verhindern. Am vergangenen Sonntag aber traf Foucault zum 1:2-Anschlusstor gegen Meister Adler Mannheim. Der Treffer war nicht nur das erste Saisontor des Neuzugangs, er hauchte dem Team im Spiel auch neues Leben ein und könnte - mit ein wenig Glück - den Wendepunkt des ERC in der noch jungen Saison einleiten.

"Es war toll zu sehen, dass er ein Tor gemacht hat", sagt Trainer Doug Shedden. "Hoffentlich steigert das sein Selbstvertrauen, denn er ist wirklich ein sehr talentierter Junge." Das lässt sich auch statistisch belegen: Foucault schießt so häufig auf das Tor wie kein anderer seiner Mitspieler. Doch es hapert noch an der Effektivität. "Ich bin hier, um zu produzieren. Deshalb war es hart für mich, dass ich die ersten fünf Spiele nicht getroffen habe", sagt Foucault. "Man muss allerdings auch bedenken, ob man sich in einer guten Schussposition befindet. Es ist ein riesiger Unterschied, ob man von der Blauen Linie oder in der Angriffszone schießt."

Die magere Torausbeute hat auch die schlechte Plus-/Minus-Bilanz von -5 zur Folge. "Kris tut sich etwas schwer mit der Defensivarbeit", sagt Shedden. "Wenn du nicht triffst, musst du wenigstens die Zweikämpfe annehmen." Mit Angst vor neuen Verletzungen habe das allerdings nichts zu tun, versichert Foucault. Und gegen Mannheim habe man zudem eine Steigerung der Defensive gesehen. "Da haben wir einen Eindruck davon erhalten, wie wir defensiv spielen können", sagt der Kanadier. Die Stürmer hätten in der Defensive besser ausgeholfen.

Dennoch gebe es für das Team noch Vieles zu verbessern. Das Wichtigste aus Sicht des 28-Jährigen ist es, die Dinge einfach zu halten. "Wir alle wollen den Unterschied ausmachen - manche versuchen das zu sehr. Es gibt Spieler, und da nehme ich mich nicht aus, die versuchen zu viel. Aber es ist ein Mannschaftssport - wir gewinnen und verlieren als ein Team, nicht als Individualisten", sagt der Angreifer.

Die Statistik kann sich jetzt sowieso nur verbessern, schließlich kommen die Tore laut Foucault meist im Bündel. Das wäre ganz im Sinne seines Trainers. "Es wäre so wichtig für uns, dort einen großen Auswärtssieg zu landen und damit eine gute Woche zu starten", sagt Shedden. "Wir wissen alle, dass wir jetzt mal ein paar Siege brauchen." Nach der Partie in Augsburg folgen am Freitag (19.30 Uhr) und Sonntag (14 Uhr) die Heimspiele gegen die Pinguins Bremerhaven und die Kölner Haie. Für Foucault ist das Spiel in Augsburg eine Derby-Premiere. "In Wolfsburg gab es das eigentlich nicht. Wir hatten ein Derby in Berlin, aber das ist immer noch einige Stunden entfernt. Deshalb freue ich mich voll darauf, in einem wahren Derby zu spielen." Da können notfalls auch wieder Schweiß und Blut fließen.

ERC INGOLSTADT IN KÜRZE


Personal: ERC-Trainer Doug Shedden muss gegen die Augsburger Panther weiter auf Mirko Höfflin (Daumenbruch) verzichten. Der Einsatz von Colin Smith (Kopfverletzung) entscheidet sich erst am Morgen vor dem Spiel. Shedden setzt erneut auf Stürmer Petr Taticek und Goalie Timo Pielmeier. "Timo hat sich seinen Einsatz mit seiner guten Leistung gegen Mannheim verdient. Das war das Positivste, was ich aus dem Spiel gezogen habe", sagt Shedden.

Gegner: Auch für den AEV mit Neu-Trainer Tray Tuomie könnte das jüngste Spiel eine Wende bedeuten. Den Augsburgern gelang gegen die Grizzlys Wolfsburg der erste Dreier der Saison. Für die nach der vergangenen Rekordsaison verwöhnten schwäbischen Panther läuft es ebenfalls noch nicht ganz rund: Der AEV liegt nach drei Saisonsiegen im Tabellenmittelfeld. Gut für den ERC: Im heimischen Curt-Frenzel-Stadion gelang den Augsburgern in dieser Saison noch kein Sieg, zudem verschlafen sie regelmäßig den Start einer Partie und haben zusammen mit Iserlohn das schlechteste Unterzahlspiel der Liga. Top-Scorer ist Adam Payerl mit vier Toren (alle in Überzahl) und sechs Vorlagen. Der Einsatz von T. J. Trevelyan (Muskel- und Sehnenverletzung) ist fraglich. Shedden holte sich vor der Partie noch einige Tipps vom Ex-Augsburger Hans Detsch. "Ich freue mich darauf, die alten Teamkollegen wiederzusehen und im alten Stadion zu sein", sagt Detsch. "Ich bin gespannt, wie die Fans reagieren werden. Aber das ist nicht mein Fokus. Wir brauchen die drei Punkte, das ist das Wichtigste."

Bilanz: In der vergangenen Saison gelang dem ERC gegen den AEV nur ein Sieg nach Verlängerung. Insgesamt ist die Bilanz für die Ingolstädter mit 40 Siegen und 28 Niederlagen aber positiv. "Es ist nie leicht, in Augsburg zu spielen", sagt Shedden. "Aber wir haben dort schon mal gewonnen."

Umsatz: Die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) hat ihren Gesamtumsatz 2018/19 im Vergleich zur vorherigen Saison gesteigert. Dem Magazin "Sponsors" zufolge lag der Umsatz in der zurückliegenden Saison bei 130 Millionen Euro, 2017/18 waren es 114 Millionen gewesen. Die Kalkulation (117 Millionen) wurde damit um elf Prozent übertroffen.
 

Julia Pickl