Ingolstadt
Nachwuchscoach soll Cheftrainer werden

FC Ingolstadt setzt für die Oral-Nachfolge wohl auf Roberto Pätzold - und sein Händchen für die Youngster wie Bilbija

04.06.2021 | Stand 23.09.2023, 19:00 Uhr
Seit März 2019 ist Roberto Pätzold im Besitz der Fußball-Lehrerlizenz. Der gebürtige Berliner kam 2015 zum FC Ingolstadt und betreut seitdem die U19, einmal interimsmäßig auch das Profiteam. −Foto: Bösl

Ingolstadt - Der bisherige U-19-Coach Roberto Pätzold soll die Profimannschaft des FC Ingolstadt kommende Saison in der Zweiten Liga trainieren. Der 41-Jährige würde Nachfolger von Aufstiegstrainer Tomas Oral, von dem sich der Verein am Mittwoch trotz erfolgreicher Relegation getrennt hat.

 

Nach DK-Informationen soll Pätzold kommende Woche als neuer Chefcoach vorgestellt werden.

Vom Verein gibt es noch keine offizielle Bestätigung. Zu Spekulationen um Personalien werde man sich nicht äußern, sagte FCI-Geschäftsführer Manuel Sternisa im DK-Interview. Dies umfasst auch einen weiteren Posten in der sportlichen Leitung des Zweitligisten: Die Hinweise verdichten sich, dass auch Sportdirektor Michael Henke von der personellen Zäsur beim Klub betroffen ist. Sein Nachfolger soll mit Florian Zehe ebenfalls ein Mann aus den eigenen Reihen sein. Zehe, wie Pätzold 41 Jahre alt, war bislang als Technischer Direktor tätig und für das Scouting verantwortlich. Ob Henke, der frühere Co-Trainer von Ottmar Hitzfeld bei Borussia Dortmund und beim FC Bayern, künftig in anderer Position für den FCI arbeitet, soll noch ungewiss sein.

Henke verabschiedete sich am Mittwoch in die Spielpause mit den Worten: "Wir haben gerade noch zusammen den Aufstieg gefeiert, das muss jetzt erst einmal alles ein paar Tage sacken." Die freie Zeit habe eben erst begonnen, "sodass wir uns in Ruhe mit der Besetzung der Trainerposition befassen können". Offenbar nimmt sich der FCI nur für die Trainerverkündung die Zeit. Wenngleich mit Uwe Neuhaus ein bekannter Trainer-Name im Verein kursierte, so scheint mit Pätzold der interne Wunschkandidat schnell gefunden zu sein und sich durchgesetzt zu haben.

Der gebürtige Berliner genießt als Nachwuchscoach hohes Ansehen beim FCI. Seit 2015 betreut er die U19 des Klubs, die inzwischen in der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest fest etabliert ist. Pätzold gilt als Teamplayer mit großer fachlicher Kompetenz. Im Herbst 2018 war er nach der Trennung vom erfolglosen Alexander Nouri als Interimscoach für eine Partie beim damaligen Tabellenschlusslicht eingesprungen und betreute das Profiteam im Heimspiel gegen den Hamburger SV (1:2). Viele im Verein und in Fankreisen erinnern sich noch an die radikal verjüngte Mannschaft, die Pätzold seinerzeit aufs Feld schickte, darunter Spieler wie Torhüter Fabijan Buntic und Stürmer Fatih Kaya (damals sogar Torschütze), die heute zum Stamm gehören.

Dann übernahm Trainer Jens Keller das Steuerruder, der Rest ist bekannt: Auch er konnte das Ruder nicht herumreißen - und Tomas Oral kam zu seinem zweiten Engagement in Ingolstadt, das mit dem Zweitliga-Abstieg in der Relegation gegen den SV Wehen Wiesbaden endete. Bereits damals im Sommer 2019 gehörte Pätzold zu den Kandidaten bei der Suche nach einem neuen Chefcoach für die 3. Liga. Der Verein entschied sich aber für den Luxemburger Jeff Saibene - am Ende übernahm wieder Oral und blieb nach dem zweiten Relegationsdrama 2020 (gegen den 1. FC Nürnberg) bis zum erfolgreichen Aufstieg am vergangenen Sonntag in Osnabrück.

Maßgeblich beteiligt am ersehnten Erfolg war Außenstürmer Filip Bilbija (21), der wie die anderen Youngster Thomas Keller (21), Merlin Röhl (18), Justin Butler (20), Jalen Hawkins (20), Patrick Sussek (21), Ersatzkeeper Lukas Schellenberg (20) und Kaya (21) aus dem aktuellen Profikader ebenfalls durch Pätzolds Hände ging.

Dass mit dem Nachwuchstrainer und dem Technischen Direktor Zehe zwei Kräfte aus den eigenen Reihen in die erste Reihe rücken, könnte für einen strikten Sparkurs sprechen. Nach zwei Jahren in der 3. Liga und den corona-bedingten finanziellen Einbußen seien die Mittel beim FCI knapp, heißt es im Umfeld - was der Klub aber sofort zurückwies. Auf kostspielige Neuzugänge will man aber wohl verzichten, stattdessen vertraue man dem Kern des aktuellen Teams und eigenen Nachwuchsspielern.

Von den 16 auslaufenden Verträgen haben sich die Arbeitspapiere von zehn Profis durch den Aufstieg oder Optionen wie eine bestimmte Anzahl von Einsätzen automatisch verlängert. Darunter sind Kapitän Stefan Kutschke, Vize-Kapitän Marcel Gaus, aber auch Edelreservist Maximilian Beister und einige andere Spieler (Nico Antonitsch oder Peter Kurzweg), die zuletzt unter Orals Kommando keine Rolle mehr gespielt hatten. Offiziell verabschiedet ist bisher nur Björn Paulsen.

DK

Gerd Schneider, Christian Rehberger, Florian Wittmann