Ingolstadt
Wieder eine Einheit

Leidgeprüfte Fans stehen hinter dem FC Ingolstadt und glauben an die Rettung

14.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:00 Uhr
Schulterschluss mit den Fans: Nach dem 3:0-Sieg gegen Darmstadt 98 und dem Erreichen des Relegationsplatzes bedankten sich die Ingolstädter um Abwehrspieler Björn Paulsen bei den Anhängern für die Unterstützung. −Foto: Meyer

Ingolstadt (DK) Die Partie gegen Darmstadt 98 trudelte gemächlich aus, als sich Marcel Gaus weit in der gegnerischen Hälfte noch einmal in einen Zweikampf warf.

Obwohl die Partie nach den Toren von Sonny Kittel, Darío Lezcano und Stefan Kutschke zugunsten des FC Ingolstadt entschieden war. Obwohl der 29-Jährige die meisten Kilometer aller Spieler zurückgelegt hatte. Und obwohl sein Ballgewinn vor der heimischen Südkurve nichts mehr einbrachte. Der Szenenapplaus der Ingolstädter Fans unter den 10.190 Zuschauern im Audi-Sportpark war dem Mittelfeldspieler dennoch sicher. Schließlich zeigte Gaus mit seinem Einsatz genau das, was die Anhänger des FCI schon seit Wochen skandieren: "Kämpfen bis zum Ende!"

Der Glaube auf die Rettung ist nicht nur bei Gaus und Kollegen zurück. Auch die Fans der Schanzer sind nach dem unglaublichen Aufschwung wieder zuversichtlich, dass sie auch in der neuen Saison vor der eigenen Haustür Zweitliga-Fußball geboten bekommen. Entsprechend begeistert feierten sie ihre Mannschaft bereits am vergangenen Sonntag nach dem Erreichen des Relegationsplatzes.

"So eine Stimmung hatten wir schon lange nicht mehr", schwärmt Wolfgang Ultes. Vor Wochen war der Vorsitzende des Fanklubs "Schanzer Rollis" noch der Meinung, "dass der Zug abgefahren ist". Doch nach 16 Punkten aus den vergangenen sechs Partien ist der Karlshulder wieder "der festen Überzeugung, dass wir direkt drin bleiben". Michael Pluzny von den "Torkelschanzern" pflichtet dem 51-Jährigen bei: "Man spürt, dass die Fans wieder Bock auf die Mannschaft haben. Ich sehe richtig gute Chancen, dass wir es direkt packen."

Ganz so weit will Manuel Mühlbauer vom Fanklub "Schwaben Schanzer" nicht gehen. "Wir sind ja auf Schützenhilfe angewiesen", verweist er auf das Duell zwischen dem direkten Konkurrenten SV Sandhausen bei Jahn Regensburg. "Aber wenn es nicht direkt klappt, dann eben über die Relegation", sagt der Augsburger und hofft wie Harald Frauenknecht auf die Unterstützung des Jahn. "Aber das Wichtigste ist, dass wir selbst unsere Hausaufgaben machen und das Spiel gewinnen", stellt der Vorsitzende der "Moos-Schanzer" fest und bezeichnet schon den Relegationsplatz als "kleines Wunder. Nach dieser Saison, die mit Abstand der Tiefpunkt war, hätte ich das nie mehr gedacht", so Frauenknecht.

Einig sind sich die Fans, dass die Hoffnung auf die Rettung vor allem einem Mann zu verdanken ist: Trainer Tomas Oral. "Er hat die Jungs wieder motiviert. Da sieht man mal wieder, dass es eine Kopfsache ist", meint Mühlbauer über den vierten Cheftrainer in dieser Saison. "Mit ihnen (Oral und Co-Trainer Michael Henke, d. Red.) ist das Selbstvertrauen zurückgekehrt. Die Ladehemmung bei den Stürmern ist auf einmal weg", sagt Ultes: "Ich mag mir gar nicht ausmalen, wo wir stehen würden, wenn sie schon früher gekommen wären."

Während sich Oral über seine eigene Zukunft weiter bedeckt hält, können sich die Fanklub-Vorsitzenden den als "Feuerwehrmann" geholten Trainer durchaus auch in der neuen Saison an der Seitenlinie vorstellen. "Ich würde es mir wünschen, dass er eine Chance bekommt", so Mühlbauer. Pluzny ergänzt: "Ich bin gespannt, wie der Verein die Trainerfrage löst, wenn Oral die Rettung gelingt."

Doch zunächst gelte es ohnehin, die Mannschaft in Heidenheim noch einmal mit Leib und Seele zu unterstützen. Laut Vereinsgaben haben sich bislang rund 1000 FCI-Fans Karten gesichert. In dieser Saison waren es nur beim Auftaktspiel in Regensburg mehr. Und in die Oberpfalz wollen die Schanzer Anhänger ja auch in der kommenden Spielzeit wieder.
 

Julian Schultz