Ingolstadt
Ohne den Kapitän?

FC Ingolstadt: Almog Cohen trauert vor dem Spiel gegen den VfL Bochum um verstorbene Mutter

14.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:57 Uhr
Genießt seine Rolle als Anführer: Mittelfeld-"Terrier" Almog Cohen. −Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Mehr Motivation als das Hinspiel beim VfL Bochum braucht es für den Zweitliga-Vorletzten FC Ingolstadt eigentlich nicht. Damals kassierten die Schanzer beim 0:6 die höchste Niederlage der Vereinsgeschichte – entsprechend heiß sind sie nun vor der Partie am Samstag (13 Uhr) im Audi-Sportpark. Sie wollen die Serie von neun Heimspielen ohne Sieg beenden.

„Wir haben unabhängig vom Ergebnis drei gute Spiele in diesem Jahr gemacht. Jetzt wollen wir unbedingt mal zu Hause gewinnen und den Auswärtssieg in Aue vergolden“, sagt Trainer Jens Keller mit Verweis auf das souveräne 3:0 am vergangenen Sonntag im Erzgebirge. Denn während die Ingolstädter auswärts seit Kellers Amtsantritt sogar ungeschlagen sind (zwei Siege, ein Unentschieden), warten sie im eigenen Stadion immer noch auf den ersten Sieg seit Ende August. Gegner damals beim 3:2: Erzgebirge Aue.

Warum sich die Ingolstädter im Audi-Sportpark so schwer tun, darüber rätselt auch Keller. „Ich kann nicht sagen, dass daheim ein größerer Druck auf uns lastet als auswärts. Wir brauchen einfach mal das Quäntchen Glück, und wir müssen konzentriert arbeiten“, meint Keller und blickt noch einmal auf die drei Begegnungen  unter seiner Regie zurück. „Gegen Regensburg haben wir kein gutes Spiel gezeigt, aber die erste Halbzeit gegen Heidenheim und das Spiel gegen Magdeburg waren unabhängig vom Ergebnis gut. Wir werden alles daran setzen, dieses Mal zu gewinnen“, sagt Keller. Allerdings müssen die Schanzer voraussichtlich auf Almog Cohen verzichten. Am Mittwoch ist  die Mutter des 30-jährigen Israeli gestorben, weshalb der  FCI-Kapitän  in seine Heimat geflogen ist. Ob er daher zum Spiel morgen Mittag zurückkehrt, ist fraglich. „Wenn sich Almog nicht in der Lage fühlt, zu spielen, habe ich volles Verständnis. Es gibt im Leben wichtigere Dinge als Fußball. Jeder, der schon mal einen nahen Angehörigen verloren hat, weiß, wie es einem da geht. Jeder Mensch verarbeitet das anders. Wenn Almog spielen will, wird er spielen. Das ist eine Entscheidung, die ich ihm komplett alleine überlasse“, sagt Keller.

Unabhängig vom persönlichen Schicksal Cohens träfe die  Schanzer ein erneuter Personalwechsel besonders jetzt hart. Schließlich hatte  sich das Dreieck im Mittelfeld mit Robin Krauße, Christian Träsch und Cohen gerade gefunden und  gut eingespielt.  Voraussichtlich wird nun Konstantin Kerschbaumer Cohens Rolle gegen die spielstarken Bochumer übernehmen.

 Ansonsten gibt es bezüglich der Aufstellung kein Fragezeichen, da abgesehen von den Langzeitverletzten keine Ausfälle zu beklagen sind und Keller am zuletzt erfolgreichen Team festhält. „Wenn die Jungs funktionieren, dann spielen sie, da können die, die hinten dran sind noch so viel machen. Bevor ich wechsle, muss dann schon mal ein schlechtes Spiel dabeisein“, erklärt der FCI-Coach seine Philosophie, lässt aber eine Hintertür für die Reservisten  offen. „Aber natürlich müssen alle Spieler weiter Gas geben. Es gibt Verletzungen und Sperren, deswegen brauchen wir auch alle anderen.“

Mit einem Sieg könnten die Schanzer zudem bei einem günstigen Verlauf des Spieltags die direkten Abstiegsränge verlassen, was für Keller aber nur ein  Nebeneffekt wäre. „Natürlich ist es schön, über dem Strich zu stehen. Aber wichtig sind die Punkte und dass wir wieder komplett im Rennen sind“, meint Keller, der gegen Bochum, das mit zwei Niederlagen hintereinander anreist,  gute Chancen sieht: „Bochum hat eine spielerisch starke Mannschaft mit viel Geschwindigkeit. Aber es liegt uns, wenn eine Mannschaft Fußball spielen möchte, dann bekommen wir mehr Räume.“ Jetzt müssen die Schanzer diese  nur nutzen.

Gottfried Sterner