Obermässing
Ein Kunstwerk bis zum 1000-Jährigen

Herbert Rohrmüller schafft mit Obermässinger Schülern Wandbild zum Andenken ans Dorfjubiläum

14.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:57 Uhr

Obermässing (HK) Eine bleibende Erinnerung an die große 950-Jahrfeier von Obermässing im vergangenen Jahr hängt nun in der Aula der dortigen Grundschule. Das Besondere daran: Mit dem Metallkünstler Herbert Rohrmüller hat sich nicht nur ein Einheimischer großformatig verewigt - die Kinder selbst legten unter seiner Anleitung Hand ans imposante Werk.

Ehre, wem Ehre gebührt: Zu den Klängen der Eurovisionshymne geben die Schüler - allesamt im einheitlichen T-Shirt mit Schullogo - bekannt, warum in der Aula ein derart großer Auftrieb zu sehen ist: "Wir feiern ein Fest der Freude, ein neues Kunstwerk weihen wir heut' ein", singen sie voller Inbrunst. Es wird nicht der letzte kräftige Applaus sein, den sie an diesem Tag einheimsen dürfen. Haben sie - vor allem die Dritt- und Viertklässler - doch selbst Hand angelegt an etwas, "das Bestand hat", wie Martina Wurm vom Elternbeirat sagt. Die Kinder könnten von der außergewöhnlichen Aktion und ihren Anteil daran sogar noch ihren Kindern erzählen, denn: "Ihr werdet noch die 1000 Jahre von Obermässing erleben." Und so lange hänge das Werk aus Edelstahl und Kupfer sicher in der Schule.

Dass es überhaupt so weit gekommen ist, sei vor allem Landrat Herbert Eckstein und dem letztjährigen Festausschuss des Dorfes mit Theo Hiemer und Harald Gerngroß an der Spitze zu verdanken, erzählt der Schulleiter Christian Hobauer. Der Kreischef hat nämlich den Obermässingern eine Spende für das Jubiläum zukommen lassen wollen. Der Festausschuss aber winkte ab, schlug vor, Eckstein solle doch die Schule beglücken. So fügte sich eines zum anderen.

Fast. Denn das Geld reichte für ein solch großes Werk, wie es schließlich geplant war, nicht aus, "hinten und vorne nicht", wie Hobauer anschaulich schildert. Also musste er "betteln" gehen. Und wurde bei der Sparkasse fündig, der Gredinger Filialleiter Günther Netter zeigte sich großzügig. Insgesamt kam zumindest so viel Geld zusammen, dass es mit ein bisschen gutem Willen ausreichte. Nach dem Stundenlohn des Künstlers dürfe man nicht fragen, gesteht Hobauer ein, auch für ihn stelle das Oevre an der Schule einen ideellen Wert dar.

An einem Projekttag im November war es dann so weit: Herbert Rohrmüller kam - und die Kinder durften hämmern und schleifen, was das Zeug hielt. "So einen Lärm und so ein Geschepper haben wir überhaupt noch nie an unserer Schule gehabt", blickt Hobauer amüsiert zurück.

Wie viel Arbeit im Kunstwerk steckt, weiß der Künstler selbst am besten: "Wer hat den Mond herausgeklopft?", fragt Herbert Rohrmüller in die Runde. Denn das mussten die Stärksten der Kinder erledigen, "Edelstahl ist ein zähes Material". Kupfer lasse sich dagegen "schön formen". Und schon sind die zwei Materialien genannt, aus denen das Werk mit einem Gesamtgewicht von 105 Kilogramm besteht. Dass es sich um eine nächtliche Ansicht von Obermässing inklusive dem Hofberg handelt, unterstreichen Vollmond und metallen-dunkle Wolken. Der Ort selbst wird mit seinem Prunkstück symbolisiert, der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt - und zwar in ihrem Aussehen um 1670, wie Rohrmüller erklärt, später sei sie umgebaut worden. Auch der Zehentstadel war von Anfang an geplant; nicht aber das Pfarrhaus. Es noch aufzunehmen, darauf habe Ortssprecher Gern-groß gedrängt. Zu sehen ist auch der Fußweg, der vom Ort zur - natürlich noch vollständig erhaltenen - Burganlage hoch droben auf dem Hofberg führt, ihn hat Rohrmüller ins Metall geschliffen. Viele Bäume deuten die intakte Natur rund um den Ort an.

Der Künstler wolle sagen, dass Obermässing auch nach 950 Jahren ein schöner Ort sei, versucht sich Bürgermeister Manfred Preischl gleich mal an einer Interpretation. Als Hausherr freue ihn es, dass ein Kunstwerk entstanden sei, dass die Schule tatsächlich schöner mache. Keiner muss sich fragen, ob das Kunst ist. Oder weg kann.

Der Landrat geht die Sache praktischer an: "Wer hat sich auf den Daumen gehauen?", fragt Eckstein in die Schülerrunde. Erstaunlich viele Finger gehen nach oben. Die Darstellung der Kirche gefalle ihr am besten, verrät eine Erstklässlerin dem Landrat. "Gehst du denn auch in die Kirche?", fragt er zurück. Prompt schüttelt das Mädchen den Kopf. Macht nichts, schließlich kommt der Pfarrer an diesem Tag in die Schule. Krzysztof Duzynski weiht das Bild mit der Kirche ein, es sei sozusagen "eine kleine Kirchweih", sagt er.

Eckstein wiederum plaudert mit den Kindern der "kleinen, feinen Schule". Ob sie als Künstler denn auf der Rückseite alle unterschrieben hätten, will er wissen. Nein? Das sollten sie nachholen. Kein lweichtes Unterfangen angesichts des Umstandes dass der Bauhof einen vollen Tag gebraucht hat, um das Bild zu montieren. Doch Eckstein schwebt schon eine andere Belohnung vor - er verspricht, zum alljährlichen Vorlesetag wieder zu kommen.
 

Volker Luff