Ingolstadt
Kurzarbeiter Kutschke

FCI-Angreifer findet im 4-3-3-System keinen Platz - nimmt seine Rolle aber klaglos hin

07.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:54 Uhr
FCI-Angreifer Stefan Kutschke. −Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Lediglich auf 62 Minuten bringt es Stefan Kutschke beim FC Ingolstadt unter Trainer Jens Keller. Für den Stoßstürmer ist im neuen 4-3-3-System derzeit kein Platz. Doch trotz seiner Reservistenrolle hegt der 30-Jährige keinen Groll. Stattdessen macht ihm die bedrohliche Lage beim Tabellenletzten der 2. Fußball-Bundesliga, der am kommenden Sonntag (13.30 Uhr) bei Erzgebirge Aue gastiert, deutlich zu schaffen.

Im neu errichteten "Skills Lab" am Audi-Sportpark schoss sich Kutschke am Mittwoch den Frust von der Seele. Der Mittelstürmer ballerte die Bälle durch die Hightech-Halle, in der auf Leinwänden jede erdenkliche Spielsituation nachgestellt und sämtliche Daten wie Handlungsschnelligkeit, Treffergenauigkeit oder Schussgeschwindigkeit gemessen werden können. "Das ist echt eine super Sache", schwärmt Kutschke über die die Trainingsmöglichkeiten, die momentan von den Ingolstädtern getestet werden. "Aber es ist natürlich schon noch mal was anderes als auf dem richtigen Platz."

So euphorisch der gebürtige Dresdner über die Ablenkung vom Trainingsalltag erzählt, so ernst wird er mit Blick auf die bedrohliche Situation mit den Schanzern. "Der Druck oder die Angst, etwas zu verlieren, ist da. Das ist nicht so einfach, das auszublenden", sagt der Rechtsfuß offen und bezeichnet die Heimniederlage gegen den 1. FC Magdeburg (0:1) als "gehörigen Dämpfer. Die Stimmung war richtig schlecht."

Vor allem Kutschke war vor einer Woche der Frust über die Niederlage im Kellerduell deutlich anzumerken. Nach dem Abpfiff schleuderte er eine Wasserflasche wutentbrannt auf den Rasen und schimpfte laustark vor sich hin. "Mich hat es brutal geärgert, dass wir das Spiel nicht wenigstens 0:0 spielen. So hat ein Konkurrent den Vorsprung vergrößert", erinnert sich Kutschke - und will den Wutausbruch nicht auf seinen erneuten Kurzeinsatz verstanden wissen.

Denn auch gegen Magdeburg kam der Mittelstürmer erst in der 83. Minute ins Spiel, nachdem ihn in den Partien zuvor bereits dasselbe Schicksal ereilt hatte. In bislang fünf Partien unter Keller wurde der 1,94 Meter große Sturmtank stets eingewechselt, den letzten Startelfeinsatz feierte Kutschke vor zwei Monaten unter Interimstrainer Roberto Pätzold gegen den Hamburger SV (1:2).

"Wenn meine Trainingsleistung besser gewesen wäre, hätte mich der Trainer gegen Magdeburg vielleicht früher eingewechselt", meint Kutschke, der seine Rolle aber hinnimmt - auch nach intensiven Gesprächen mit Keller. "Ich bin der Letzte, der sagt: ,Eigentlich müsste ich doch spielen!' Das zählt in unserer Phase nicht. Ich muss dem Trainer über die Kurzeinsätze zeigen, dass mit mir zu rechnen ist."

Doch der 30-Jährige steckt in einem Dilemma. Denn im neuen 4-3-3-System - eigentlich sogar seit seinem Wechsel 2017 - scheint kein Trainer einen Platz für ihn zu finden. Aktuell ist für Kutschke kein Vorbeikommen an Darío Lezcano als zentraler Spitze. "Er macht das überragend", stellt er über seinen Sturmkollegen fest und ergänzt erfrischend ehrlich: "Ich lebe von Flanken und der Mentalität. So habe ich meine Tore geschossen - bislang kam das aber zu selten zum Tragen. Dass andere fußballerisch besser sind, ist klar. Das habe ich auch nie bestritten."

Vor dem nächsten richtungsweisenden Duell mit dem Tabellen-13. Aue richtet Kutschke aber viel lieber den Blick nach vorne und stellt sich in den Dienst der Mannschaft. "Der Trainer sagte auch: ,Wenn einer querschießt, ist er der Erste, der dagegen steuert.' Nur das kann der Mannschaft Erfolg bringen. Du musst auch mal eine Mannschaft, die zusammenspielt, nach einem Rückschlag zusammenlassen."

Denn eines ist dem meinungsstarken Profi auch klar: Viele Rückschläge darf sich der Tabellenletzte im Abstiegskampf bei nur noch 14 Partien nicht mehr erlauben. Zumal am vergangenen Wochenende die unmittelbaren Konkurrenten allesamt punkteten. "Wir sind ja auch selbst daran schuld. Es ist der größte Fehler, wenn wir uns darauf verlassen sollten, dass die anderen Mannschaften Punkte liegen lassen", sagt Kutschke.

Der Plan für das Sechs-Punkte-Spiel im Erzgebirge müsse deshalb lauten, "nicht noch einen Haken machen, schneller zum Abschluss kommen und hinten die Fehler vermeiden", so der Angreifer. Vielleicht kann der Edelreservist am Sonntag dann zeigen, wie wertvoll das Sondertraining im "Skills Lab" war.
 

Julian Schultz