Ingolstadt
Gelungene Kniffe des Headcoaches

Eugen Haaf hat großen Anteil am 21:9-Sieg der Ingolstadt Dukes gegen die Kirchdorf Wildcats

05.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:19 Uhr
Kaum zu halten: Anthony Mella (l.) erzielte am Samstagabend zwei Touchdowns gegen die Kirchdorf Wildcats. −Foto: Foto: R. Lüger

Ingolstadt (SZ) Riesenerleichterung bei den Ingolstadt Dukes und ihrem in Peutenhausen wohnhaften Headcoach Eugen Haaf: Nach dem verdienten 21:9 (7:3, 7:6, 0:0, 7:0)-Heimsieg am Samstagabend gegen die Kirchdorf Wildcats steht einer weiteren Spielzeit für sie in der GFL 1 Süd wohl nichts mehr im Weg.

Fünf Punkte beträgt ihr aktueller Vorsprung auf die letztplatzierten Stuttgart Scorpions, das Ganze vier Runden vor Saisonschluss. "Das sieht in der Tat sehr gut aus,", gibt Haaf zu: "Aber deswegen besteht trotzdem kein Grund, nun sofort wieder von einer Play-off-Teilnahme zu träumen. Wenn ich daran denke, fallen mir auch noch die allerletzten Haare aus."

Ja, im Umfeld der "Herzöge" kann es mitunter sehr schnell gehen. Vor der Partie am Wochenende war noch intensiv um den Klassenerhalt gezittert worden, jetzt streben einige Riesenoptimisten bereits wieder einen Tabellenrang unter den Top Vier im Süden an. Der Headcoach will von all dem absolut nichts hören. Selbst die nächste Partie - am 11. August bei den Schwäbisch Hall Unicorns: noch extrem weit weg für den 52-Jährigen. Er möchte sich erst einmal ein bisschen freuen - über das, was die Seinen gegen die Wildcats leisteten: "Das war ein Erfolg der gesamten Mannschaft. Wir lieferten als echte Gemeinschaft die nötige Leistung ab, um dieses extrem wichtige Match zu gewinnen - und das macht mich sehr stolz", so der 52-Jährige.

Er selbst hatte, wie es sich für einen Chef gehört, natürlich auch einen großen Anteil am 21:9-Triumph. So schaffte es Haaf, den eigentlich bereits im Mai zurückgetretenen Publikumsliebling Kenny Telfair zu einem Blitzcomeback zu überreden. "Aufgrund unserer Personalnot habe ich ihn einfach mal angerufen und gefragt, ob er uns aus der Patsche helfen mag", berichtet der Peutenhausener: "Kenny hat sich dann auch nicht groß betteln lassen. Er ist eben ein echter Duke."

Das Telefonat lohnte sich in der Tat- denn der 30-Jährige präsentierte sich am Samstagabend, als wäre er nie weggewesen. Bis in die Haarspitzen motiviert, kraftvoll, engagiert bis in die letzte Sekunde erledigte der Runningback seinen Job - und überraschte damit auch sich selbst ein bisschen. "Ganz ehrlich, ich hatte zuletzt über zwei Monate lang überhaupt nichts mehr in Sachen American Football gemacht", gibt Telfair lächelnd zu: "Aber es machte sofort wieder riesig Spaß. Außerdem konnte ich doch mein Team nicht hängen lassen." Ob der Auftritt gegen die Wildcats eine einmalige Aktion gewesen sei? Achselzucken beim 30-Jährigen? "Ich drücke es mal so aus: Von meiner Seite aus wäre es durchaus machbar, dass ich bis zum Saisonende weiterhin aushelfe. Der Rest hängt jetzt rein von unseren Trainern ab."

Und damit zu einem großen Teil eben von Headcoach Haaf. Der überraschte am Samstag übrigens noch mit einem weiteren Coup - denn er wechselte im Laufe der Partie, nach rund fünf Minuten im zweiten Viertel, einfach mal die Quarterbacks durch. "Zugegeben, gerade mitten in einem Spielzug macht man so etwas eigentlich nicht. Manchmal allerdings muss ein Cheftrainer auch ein Zeichen seiner Unzufriedenheit setzen", so der Peutenhausener knallhart. Dem "Stammspielmacher" der Dukes, Nelson Hughes, gefiel die zwischenzeitliche Verbannung an die Sideline anstelle von Cedric Townsend wohl definitiv nicht - "aber ich bin nicht dafür da, Everybody's Darling zu sein", sagt Haaf dazu nur trocken.

Die kurze Ausbootung brachte übrigens auch die erwünschte Wirkung mit sich - denn in der zweiten Halbzeit, als er doch wieder ran durfte, zeigte Hughes plötzlich eine starke Vorstellung. Die Anlaufschwierigkeiten von ihm sowie der gesamten Dukes-Truppe zu Beginn des Matches, die den eigentlich harmlosen Gästen zwischenzeitlich ein Field Goal durch Baris Dasar beziehungsweise einen Touchdown durch Alex Braunsperger beschert hatten - spätestens nach dem Touchdown durch Jakob Wenzel sowie den anschließenden Extrapunkt durch Ersatzkicker Pascal Crede 116 Sekunden vor dem Spielende waren sie vergessen. Letzterwähnte Ereignisse zerstörten nämlich auch allerletzte Zweifel am wichtigen Ingolstädter Heimtriumph, zu dem Anthony Mella zuvor schon zwei sehenswerte Touchdowns beigesteuert hatte. 21:9 lautete dadurch der Endstand, und der Rest war nur noch erleichterter Jubel nach Art der Dukes - gemeinsam mit ihren diesmal rund 900 Fans.

Wobei, einen Wermutstropfen gab es dann doch im Freudenbecher - denn Luca Fegebank, der talentierte Defense Back, brach sich sich im Laufe der Partie unglücklich die Hand. Die extrem bittere Konsequenz daraus: Die "Herzöge" haben nun den nächsten Langzeitverletzten zu beklagen.

Roland Kaufmann