Ingolstadt
Ein Versprechen für die Zukunft

Der neue ERC-Stürmer Colin Smith will der motivierteste Profi der ganzen Liga sein

09.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:08 Uhr
Will sich für seinen neuen Klub richtig reinknien: ERC-Neuzugang Colin Smith. −Foto: Foto: Petri

Ingolstadt (DK) Als Colin Smith Mitte Juli seinen Vertrag beim ERC Ingolstadt unterschrieben hatte, empfing Doug Shedden eine Nachricht auf seinem Smartphone.

Was der Trainer der Panther dort zu lesen bekam, imponierte ihm: Smith versprach, der motivierteste Spieler der gesamten Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zu sein. "Colins Statistiken waren immer ziemlich gut - nur im vergangenen Jahr nicht. Ich weiß nicht, was in Berlin los war - und es interessiert mich auch nicht. Aber ich traue ihm zu, dass er die Wende schafft und eine großartige Saison für uns spielt", sagt Shedden über den 26 Jahre alten Mittelstürmer aus Kanada.

Bei den Eisbären hatte Smith im August 2018 seine erste Europa-Station angetreten, doch die Saison verlief für den Rechtsschützen mit vier Treffern, 20 Vorlagen und einer Plus-Minus-Bilanz von -22 enttäuschend. "Es war ein schwieriges Jahr für das gesamte Team. Meine Leistung war nicht mal nah dran an dem, was ich draufhabe", gibt Smith zu. "Deswegen bin ich sehr froh über die Chance, mich hier beweisen zu können. "

Dabei wäre Smith beinahe gar nicht beim ERC gelandet. Sportdirektor Larry Mitchell hatte zunächst den Ex-Wolfsburger Daniel Sparre verpflichtet, doch der bat kurz vor dem Start der Saisonvorbereitung aus persönlichen Gründen um die Auflösung seines Vertrags. Als Ersatz lotste Mitchell Smith an die Donau, bei dem er schon im Februar erstmals angeklopft hatte. "Dass Colin so spät im Sommer noch auf dem Markt war, ist ein absoluter Glücksfall für uns", sagt der 52-Jährige.

Die ersten Eindrücke von Ingolstadt, dem ERC und der Saturn-Arena stimmen Smith positiv. "Wir haben eine gute Gruppe. Ich fühle mich an Kamloops erinnert, das gefällt mir", sagt er. Beim ERC hätte niemand etwas dagegen, sollte es bei Smith auch sportlich so laufen wie einst in der Kleinstadt im Westen Kanadas: Im Trikot der Kamloops Blazers sammelte Smith 2012/13 bärenstarke 106 Punkte und wurde damit fünftbester Scorer der gesamten Western Hockey League, einer der drei wichtigsten Nachwuchsligen Kanadas. Auch bei den Senioren in der American Hockey League (AHL) war der Mann aus Edmonton im Schnitt für mehr als 40 Punkte gut - in der Spielzeit 2015/16 waren es sogar 61. In der AHL sei Smith ein "Star" gewesen, berichtet Mitchell. Bisheriger Karrierehöhepunkt: 2014 durfte Smith ein Spiel für die Colorado Avalanche in der NHL bestreiten, der besten Eishockey-Liga der Welt.

"Ich würde mich als trickreichen, schnellen Spielmacher beschreiben", sagt der mit 1,78 Metern für einen Eishockey-Profi eher kleingewachsene Smith. "Ich will meine Mitspieler besser machen. Ich bin zwar einer, der zuerst den Pass sucht, aber ich kann auch Tore schießen. " Steigerungspotenzial besitzt der Center dagegen in Sachen Defensivarbeit und Konstanz. "Es gibt immer Dinge, die man verbessern kann. In einer Saison mit mehr als 70 Spielen wie in der AHL gibt es Hochs und Tiefs. Letztere würde ich natürlich gerne so kurz wie möglich halten", sagt Smith.

Dank seines vor einigen Jahren verstorbenen deutschen Großvaters ist der Kanadier im Besitz eines deutschen Passes und nimmt beim ERC keine Ausländerlizenz in Anspruch. "Deutsch spreche ich leider nicht", bedauert der selbsternannte Familienmensch, dessen Freundin daheim in Kanada zur Schule geht. "Vielleicht lerne ich es in Ingolstadt besser. "

Die Heimat seines Großvaters lernte er bereits 2011 kennen, als er mit der U18-Nationalmannschaft Kanadas die Junioren-WM in Crimmitschau und Dresden bestritt. "Wir waren 17 Jahre alt und haben auch ein DEL2-Spiel in Dresden gesehen. Wir waren total begeistert von der Stimmung und den schreienden Fans", erinnert sich Smith.

Die lautstarke Atmosphäre in den deutschen Eishallen sei besonders - auch in der Saturn-Arena. "Ich weiß, dass die Anhänger in Ingolstadt hinter ihrem Team stehen", sagt er. "Deswegen freue ich mich umso mehr auf die Spiele. " Wenn Smith seiner Nachricht an Shedden Taten folgen lässt, werden die Panther-Fans den Namen Smith in den kommenden Monaten häufig schreien.
 

Alexander Petri