Ingolstadt
Das nächste Spitzenspiel

ERC kann mit einem Sieg in Mannheim die Tabellenführung übernehmen

18.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:43 Uhr

Ingolstadt (DK) Erster gegen Zweiter: Der ERC Ingolstadt kann am Freitagabend (19.30 Uhr, SAP-Arena) mit einem Sieg bei den Adlern Mannheim die Tabellenspitze der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) übernehmen. Für einen Spieler geht es dabei aber um noch viel mehr.

Irgendwie müsse er frisch bleiben in der Birne, sagt Timo Pielmeier. Deswegen absolviert er Extra-Torwarttraining, schuftet im Kraftraum, deswegen macht er zu Hause Yoga, meditiert. "Dass ich fit bin, wenn ich dran komme." Das ist heute Abend wieder der Fall. Erstmals seit dem achten Spieltag steht der Deggendorfer im Tor der Panther, und das im Top-Spiel des Wochenendes: Erster gegen den Zweiten, der Kampf um die Tabellenspitze. "Da will ich die Chance natürlich nutzen", meint Pielmeier.

Für den 29-Jährigen ist es derzeit die vielleicht schwierigste Phase, seit er 2013 zu den Panthern kam. Nach einer starken Saison beim ERC und der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen muss Pielmeier aktuell meist zurückstecken. In dieser Saison kam er erst dreimal zum Einsatz. Während Jochen Reimer von Sieg zu Sieg eilt, Sonderlob von Trainer Doug Shedden erhält und mit Sprechchören der Panther-Fans gefeiert wird, muss der ehrgeizige Pielmeier akzeptieren, dass "der Erfolg für die ganze Mannschaft" zählt. "Damit muss man lernen umzugehen, es ist für einen Spieler in der Mannschaft nicht immer alles rosig. Ob ich jetzt da mal ein paar Spiele draußen sitze oder nicht, das ist Nebensache."

Dabei ist die Wahl des Goalies keine Qualitätsfrage. "Nur weil der eine gut spielt, heißt ja nicht, dass der andere schwächelt", findet auch Pielmeier. Der 29-Jährige stand gleich zum Saisonauftakt gegen Straubing im Tor - und verlor. Reimer spielte in der zweiten Saisonpartie gegen Krefeld - und gewann. "Seitdem hat er viele Spiele gewonnen, deswegen steht er auch verdient im Tor", sagt Pielmeier, der sich mit seinem Konkurrenten sehr gut versteht. "Viel zu gut für zwei Torhüter, würde ich sagen", meint der Deggendorfer und lacht.

Doch dass das Selbstvertrauen schwindet, wenn man nicht zum Einsatz kommt, ist auch klar. Deshalb will Shedden seinem Goalie heute Abend eine neue Portion davon verpassen. "Ich hoffe, dass er ein tolles Spiel für uns macht und sich dann vielleicht besser fühlt", sagt der Trainer, der Pielmeier als "tollen Teamplayer" bezeichnet. Für Shedden ist die Konstellation mit zwei gleichwertig guten Torhütern traumhaft. "Wenn alle Probleme so einfach wären wie dieses, hätte ich keine Probleme", meint der Trainer.

Viele Probleme hat Shedden derzeit aber ohnehin nicht. Nach den Siegen gegen die Top-Teams EHC München, Düsseldorfer EG und Eisbären Berlin haben sich die Ingolstädter unter den Spitzenmannschaften der DEL etabliert. "Wenn ich ehrlich bin, bin ich wirklich überrascht über den zweiten Tabellenplatz", sagt Shedden. "Ich hatte in den Vorbereitungsspielen nicht das Gefühl, dass wir so einen tollen Start haben würden." Doch der Trainer kann sich derzeit nicht nur auf seine Torhüter, sondern auch auf seine Feldspieler verlassen, die sowohl offensiv als auch defensiv überzeugen - und Shedden kann umso entspannter in die Partie gehen. "Es ist sicherlich besser als Zehnter oder Elfter, dann bekommt man bei jedem Spiel Panik. So haben wir Luft zum Atmen. Wenn wir doch mal in ein Tief kommen, bricht nicht gleich Panik aus", meint der ERC-Trainer.

Nur einer leidet derzeit unter dem Erfolg, doch das soll auch bald ein Ende haben. So lange schiebt Pielmeier Extraschichten. Das Ziel sei schließlich immer, "dass wir einen frischen Torwart haben".

 

Julia Pickl