VW auf Irrwegen

Ein Kommentar von Sebastian Oppenheimer

18.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:26 Uhr

Volkswagen als Retter der Luftreinheit: So verkauft der Wolfsburger Autoriese seine jüngste Rabattaktion. Bis zu 10000 Euro will der Konzern Kunden zahlen, die VW einen alten Diesel - egal von welcher Marke - zur Verschrottung überlassen und dafür einen neuen Selbstzünder aus eigenem Hause kaufen.

Doch was als Umweltförderung angepriesen wird, ist nichts anderes als der Versuch, mit einem grünen Anstrich die Bilanz zu vergolden. Schließlich spart man sich in Wolfsburg auf diesem Wege die teuren Hardware-Nachrüstungen.

Wie ökologisch es am Ende tatsächlich ist, möglicherweise technisch noch gute Fahrzeuge zu verschrotten, ist fraglich. Schließlich verschlingt auch die Herstellung eines neuen "sauberen" Fahrzeugs jede Menge Ressourcen. Doch das geht in der aktuellen Diesel-Hysterie unter.

In der Beschreibung seiner Rabattaktion verwendet VW die in der Werbung beliebte Einschränkung "bis zu". In welchem Wert man ein Auto erwerben muss, um in den Genuss der vollen 10000 Euro Prämie zu kommen, ist nicht bekannt. In der Realität dürfte für die Kunden deutlich weniger rausspringen. Geringes Verständnis dürften potenzielle Autokäufer auch dafür haben, dass es die ganz dicken Rabatte nur für Diesel-Besitzer gibt, die in einer der 14 Städte mit besonders schlechter Luftqualität leben.

Man mag ein gewisses Verständnis dafür haben, dass die Autobranche sich aktuell an den Pranger gestellt fühlt. So, als sei man allein für die Luftverschmutzung auf der Welt verantwortlich. Und auch der Vorwurf, die Diesel-Debatte habe an Sachlichkeit verloren, ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Schließlich gibt es neben dem Diesel noch genügend andere Umwelt-Themen, denen man sich aktuell zuwenden sollte. Dennoch: Aus einer Krise Profit schlagen zu wollen, zu der man mit dem eigenen Betrug den Grundstein gelegt hat, ist nicht akzeptabel. Mit seiner Rabattaktion zeigt der Volkswagen-Konzern vielmehr, dass ihm die eigenen Zahlen mehr am Herzen liegen als die Umwelt. Vor allem beweisen die Wolfsburger aber, wie weit man noch einem echten Imagewandel entfernt ist.