Tischtennis-DM in Nürnberg
Zwischen Edelmetall und Frust: Hilpoltsteins Flemming schafft nur im Mixed den Sprung auf das Podest

27.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:24 Uhr

Die Großen ärgern: Das gelang Alexander Flemming bei der DM in Nürnberg nur im Mixed. Im Doppel und Einzel dagegen verpasste der Lokalmatador vom TV Hilpoltstein den Sprung aufs Treppchen. Foto: Thomas

Premierenstimmung bei den 91. deutschen Tischtennis-Meisterschaften in der nagelneuen Kia Arena in Nürnberg: Für die Glanzpunkte des Turniers sorgten Sabine Winter (TSV Schwabhausen) und Dang Qiu (Borussia Düsseldorf), die ihre Titel aus dem Vorjahr verteidigen und sich über ein erstmals ausgeschüttetes Preisgeld von jeweils 3000 Euro freuen durften. Auf das Podium schaffte es auch Lokalmatador Alexander Flemming vom Zweitligisten TV Hilpoltstein, der an der Seite von Winter Bronze im Mixed holte.

„Franken hat eine große Tradition im Tischtennissport und viele begeisterte Fans“, hatte Claudia Herweg, Präsidentin des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB), dem Veranstalter im Vorfeld geschmeichelt, nachdem er die Titelkämpfe erstmals in die Frankenmetropole vergeben hatte. Nun ja, in Sachen Zuschauerinteresse lag sie richtig. Die Tickets für die 2600 Personen fassende hypermoderne Multifunktionsarena waren rasch vergriffen. Die Stimmung war gut und Tradition ist zweifelsohne vorhanden. Nur die sportlichen Erfolge hielten sich in hiesigen Gefilden in Grenzen. Die Zeiten eines TV Jahn 63 Nürnberg in der 2. Liga liegen ein halbes Jahrhundert zurück. In den 90ern hielten die Frauen des TSV Röthenbach/St. Wolfgang und seit 20 Jahren die Männer vom Zweitligisten TV Hilpoltstein die fränkische Fahne hoch.

Hilpoltsteiner Vormachtstellung ist Geschichte

Es ist noch nicht lange her, als die Hilpoltsteiner zahlenmäßig das größte Kontingent bei den nationalen Titelkämpfen stellten, doch diese Zeiten sind vorbei. Nachdem Matthias Danzer, Hilpoltsteins größtes Nachwuchstalent, die Qualifikation verpasst hatte, war mit TV-Kapitän Flemming lediglich ein Akteur aus der Burgstadt am Start. Seit 2003 ist der Wahlfranke Stammgast bei der DM. Im Doppel gelang ihm mehrfach der Sprung auf das Treppchen: 2009 und 2013 war er mit Jörg Schlichter ganz oben gestanden. 2020 hatte er mit dem Dortmunder Erik Bottroff Bronze geholt.

Seitdem ist viel passiert. Flemmings Fokus ist ein anderer geworden. Er hat eine Familie gegründet, und Söhnchen Benno hält ihn ordentlich auf Trab. Doch sein Ehrgeiz ist auch mit 35 Jahren ungebrochen, auch wenn er recht bescheiden daherkommt und „den Einen oder Anderen nur noch ärgern möchte“.

Das gelang ihm im Mixed mit Sabine Winter vom Bundesligisten TSV Schwabhausen. Die amtierende Deutsche Meisterin und EM-Dritte kennt und schätzt er schon seit Jahren. Im Jahre 2021 hatten sich beide auf die Clickball-Masters in London vorbereitet, wo er sich unter seinem Kampfnamen „the flash“ den Titel geholt hatte. Und Winter hatte als „Miss Blizzard“ immerhin eine männliche Hürde beiseite geräumt.

In Nürnberg fegte das Duo in der ersten Runde in bester Clickball-Manier ihre Gegner förmlich vom Tisch. Nach einem 3:2-Arbeitssieg erreichten sie das Halbfinale, wo sie im Centercourt auf Jungstar Annett Kaufmann und Pekka Pelz trafen. Doch auch die Unterstützung des Publikums half nicht: Obwohl beide „auf jeden Ball draufgingen“ (Flemming), unterliefen dem Hilpoltsteiner und seiner Partnerin trotz guter Aktionen immer wieder leichte Fehler, und die beiden mussten sich in fünf Sätzen geschlagen geben. Immerhin, die Medaille war ihnen sicher.

Doppelpartner Servaty schleudert Schläger

An weiterem Edelmetall schrammte Flemming im Doppel denkbar knapp vorbei. Dort schied er mit Michael Servaty vom Drittligisten SV Union Velbert im Viertelfinale äußerst unglücklich aus, nachdem das Duo bei einer 10:6-Führung im fünften Satz vier Matchbälle vergeben hatte. Anschließend schleuderte Servaty seinen Schläger durch die Box.

Frust hatte Flemming auch im Einzel geschoben, wo ihm im Achtelfinale von einem großartig aufspielenden Cedric Meissner beim 0:4 brutal die Grenzen aufgezeigt wurden: „Ich habe schon seine Aufschläge kaum lesen können“, erkannte Flemming die Überlegenheit des Bad Homburgers an, der zusammen mit Hilpoltsteins Andy Pereira die 2. Liga dominiert.

Damit war Flemmings „Mission deutsche Meisterschaft“ früher als erhofft beendet. Doch die 18. Teilnahme muss nicht die letzte gewesen sein, zumal der TV-Kapitän ein verlockendes Angebot für die 92. Auflage in Erfurt schon in der Tasche hat: „Sabine (Winter) will mir eine zweite Chance im Mixed geben“, schmunzelt Flemming. Wer kann dazu schon „nein“ sagen?

HK