2. Tischtennis-Bundesliga
„Wir sind unter Wert geschlagen worden“

2. Tischtennis-Bundesliga: TV Hilpoltstein verliert eng umkämpftes Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund mit 2:6

30.10.2022 | Stand 22.09.2023, 3:56 Uhr

Hilpoltsteins Eigengewächs Hannes Hörmann schnupperte gegen den Dortmunder Eric Bottroff bereits an der Sensation, brachte eine 7:3-Führung im fünften Satz aber nicht ins Ziel und musste sich schließlich mit 9:11 geschlagen geben. Foto: Tschapka

Von Wolfgang Winkel

Hilpoltstein – Spektakuläre Ballwechsel, leidenschaftliche Spiele, vier Fünf-Satz-Krimis und ein Aufreger: Die Tischtennis-Zweitligapartie zwischen dem TV Hilpoltstein und dem BV Borussia Dortmund hatte mal wieder beträchtlichen Unterhaltungswert. Am Ende mussten sich die Hilpoltsteiner nach über drei Stunden Spielzeit den nervenstarken Gästen aus Nordrhein-Westfalen mit 2:6 beugen.

„Wir sind unter Wert geschlagen worden“, trauerte Robert Nachtrab, Co-Abteilungsleiter des TV Hilpoltstein, den durchaus vorhandenen Möglichkeiten hinterher, erkannte aber die Klasse der Dortmunder an: „Der Sieg geht in Ordnung.“ Die rund 200 Besucher in der Hilpoltsteiner Stadthalle waren jedenfalls begeistert von der Partie, doch der Reihe nach.

Wenn die Gelb-Schwarzen aus Hilpoltstein auf die Schwarz-Gelben aus Dortmund treffen, ist neben Prestige auch viel Historie im Spiel. Wie etwa beim legendären Hilpoltsteiner Last-Minute-6:0-Erfolg am Palmsonntag des Jahres 2019, der die Franken quasi in letzter Sekunde vor dem fast schon sicher geglaubten Abstieg rettete; oder bei der Begegnung ein Jahr später, als die Emotionen förmlich überkochten und die Partie zwischen beiden Mannschaften beinahe in Handgreiflichkeiten ausgeartet wäre. Derart aufgeladen war die Begegnung am Sonntag zwar nicht, denn die zwischenzeitlich heftige Diskussion zwischen Schiedsrichter Martin Herzog und Gästespieler Dennis Klein währte nur kurz. Doch auch dieser Tischtennis-Krimi dürfte allen Beteiligten noch lange in Erinnerung bleiben.

An Brisanz hat es jedenfalls nicht gefehlt, denn die Ausgangslage konnte spannender kaum sein. Beide Teams lagen vor der Begegnung mit jeweils 7:3 Punkten und nur durch das Satzverhältnis getrennt auf den Plätzen zwei und drei. Das Dortmunder Tischtennis-Märchen ist in erster Linie mit einem Namen verbunden. Dimitrije Levajac. Der serbische Nationalspieler, der bei den Olympischen Sommerspielen 2020 dem brasilianischen Weltranglisten-Sechsten Hugo Calderano das Fürchten gelehrt hatte, entpuppte sich mit einer bisherigen Bilanz von 8:2 als Überraschungsmann im vorderen Paarkreuz. Dafür ist der in die hinteren Regionen „strafversetzte“ Eric Bottroff weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben und konnte die Rolle als Punktegarant nur bedingt erfüllen. Unter dem Strich waren die Vorteile dennoch auf Dortmunder Seite.

Doch als die Partie begann, waren Prognosen jedweder Art rasch Makulatur. Denn fortan wurde um jeden Punkt gekämpft. Bereits in den Doppeln ging es voll zur Sache: Der Russe Petr Fedotov und der Kubaner Andy Pereira verlangten ihren Gegnern ebenso alles ab wie Eigengewächs Hannes Hörmann und Mannschaftskapitän Alexander Flemming. Letztere mussten sich erst im finalen fünften Satz mit 9:11 geschlagen geben. Es war ein Vorgeschmack für das gesamte Match, in dem Hilpoltstein fortan einem Rückstand hinterherlaufen musste.

Doch Aufgeben stand noch nie auf der Agenda des TVH. Zuerst düpierte Andy Pereira Dortmunds Dennis Klein, der einmal sogar das Trikot mit dem Bundesadler überstülpen durfte, mit 3:0. Es sollte jedoch der einzige Hilpoltsteiner Punkt im vorderen Paarkreuz bleiben. Den Ausgleich hatte Alexander Flemming gegen Dimitrije Levajac auf dem Schläger. Beide beharkten sich fünf intensive Sätze, ehe Flemming mit 10:12 mithilfe eines Kantenballs zum 10:11 den Kürzeren zog. Es war bereits der zweite Big Point für Dortmund.

Doch damit nicht genug, denn auch die Partien im hinteren Paarkreuz gingen über die volle Distanz. Dabei traf Hannes Hörmann auf Borussias ebenso genialen wie exzentrischen Ausnahmespieler Eric Bottroff. Eigentlich eine klare Angelegenheit zugunsten des Dortmunders, doch Hörmann zeigte eine vorzügliche Leistung und brachte den 2,04 Meter großen Tischtennis-Riesen in arge Verlegenheit. Nachdem Hörmann einen 1:2-Rückstand egalisiert hatte, lag eine Sensation in der Luft, doch er brachte eine 7:3-Führung im fünften Satz nicht ins Ziel. Das schmeichelhafte 11:9 wenig später quittierte Bottroff mit einem spitzen Schrei.

Zwar konnte der TV Hilpoltstein noch einmal zurückschlagen, als Petr Fedotov gegen das 21-jährige BVB-Eigengewächs Kirill Fadeev im fünften Satz mit 12:10 die Oberhand behielt – es war das einzige der insgesamt vier Fünf-Satz-Matches, das zugunsten der Heimmannschaft ausgeschlagen war –, doch mehr als zwei Einzelerfolge war dem TVH nicht vergönnt.

HK


TV Hilpoltstein - BV Borussia Dortmund 2:6: Pereira/Fedotov - Levajac/Bottroff 1:3, Flemming/Hörmann - Klein/Fadeev 2:3, Flemming - Lavajac 2:3, Pereira - Klein 3:0, Fedotov - Fadeev 3:2, Hörmann - Bottroff 2:3, Flemming - Klein 1:3, Pereira - Levajac 1:3.