Tischtennis Jugend-EM
„Toller Team-Erfolg steht im Vordergrund“ – Matthias Danzer vom TV Hilpoltstein gewinnt Bronze

24.07.2023 | Stand 13.09.2023, 6:29 Uhr

Nach Edelmetall mit dem Team war die Freude bei Matthias Danzer vom Tischtennis-Zweitligisten TV Hilpoltstein groß. Foto: Först

Das Beste kam zuletzt: Bei seiner Abschiedsvorstellung im Trikot der deutschen U19-Nationalmannschaft durfte sich Matthias Danzer vom Tischtennis-Zweitligisten TV Hilpoltstein im Teamwettbewerb bei den Jugend-Europameisterschaften überraschend mit einer Bronzemedaille schmücken. Mit einem der größten Erfolge seiner Vita verabschiedet sich der 18-jährige Schwabacher aus Altersgründen von der Mannschaft und wird künftig sein sportliches Glück in der Herrenkonkurrenz suchen.

Mit Edelmetall hatten Deutschlands männliche Nachwuchsakteure um den Neu-Windsbacher Tom Schweiger, die Kölner Andre Bertelsmeier und Lleyton Ullmann, Wim Verdonschot (Borussia Dortmund) und eben Danzer selbst nicht gerechnet, nachdem sie in Belgrad vor einem Jahr, damals übrigens noch mit Danzers Teamkollegen Hannes Hörmann, lediglich Rang neun belegt hatten. Doch in der oberschlesischen Industriestadt Gleiwitz lief es von Anfang an deutlich besser als erwartet.

Die Vorrunde absolvierte die U19 quasi im Schnelldurchgang, wurde beim 3:0 gegen Kroatien, beim 3:0 gegen die Slowakei und beim 3:1 gegen die Türkei nicht gefordert und zog als ungeschlagener Gruppensieger ins Achtelfinale ein. Dort stürmte sie mit einem weiteren 3:0-Erfolg und 9:0- Sätzen über Slowenien in die Runde der letzten Acht. Damit hatte die Mannschaft ihr gesetztes Minimalziel Viertelfinale mit Bravour erreicht.

Hart umkämpftes Viertelfinale

Diese Serie schien sich anfangs auch gegen Belgien fortzusetzen. Schweiger brachte sein Team mit einer sehenswerten Leistung gegen Belgiens Nummer eins Louis Laffineur in Führung, die Bertelsmeier anschließend mit einem Fünf-Satz-Erfolg über Tom Closset auf 2:0 ausbaute. Der an Position drei eingesetzte Danzer hatte gegen Alessi Massart sogar Matchball, musste sich aber mit 14:16 im Entscheidungssatz beugen. Als anschließend auch Bertelsmeier sein Einzel abgab, stand die Partie plötzlich auf Messers Schneide. In einem wahren Herzschlagfinale behielt der überzeugende Schweiger nach Abwehr eines Matchballs im fünften Durchgang die Oberhand, beendete einen mehr als dreistündigen Tischtennis-Krimi. Der Jubel über Edelmetall war riesig, auch wenn der Siegeszug beim 0:3 gegen Tschechien abrupt endete.

Das Treppchen sah Danzer in den ab Mittwoch beginnenden Einzel- Doppel- und Mixed-Wettbewerben aber nur noch aus der Ferne. In dem 128er-Feld traf er zunächst auf den Slowenen Brin Vovk Petrovski, gegen den er sich zu einem 4:2-Erfolg schleppte, ohne wirklich zu überzeugen. Eine Runde später war gegen den Niederländer Gabrielius Camara trotz einer ordentlichen Leistung nach einigen Aufs und Abs mit 2:4 bereits Endstation. Gelungene Aktionen wechselten mit leichten Fehlern ab.

Im Doppel nichts zu holen für Danzer

Auch im Doppel mit Bertelsmeier und im Mixed mit Abwehrspielerin Lea Lachenmayer (Tischtennis Frickenhausen) spielte er nur eine Nebenrolle. Der Schwabacher muss an seiner Konstanz arbeiten, auch das Aufschlag-Rückschlag-Spiel dürfte auf der Agenda stehen. Insgesamt agierte er zu passiv, mitunter auch zu verspielt. Das muss er ablegen, wenn er weiterkommen möchte. Dass es seinen Mannschaftskollegen mit dem Bundesadler auf der Brust kaum besser erging, ist nur ein schwacher Trost. Trotz ansehnlicher Team-Resultate ist Deutschlands männlicher Nachwuchs international allenfalls Mittelmaß. Der Abstand zur europäischen Spitze ist gewaltig.

Zur Ehrenrettung der Deutschen sei an dieser Stelle ausdrücklich erwähnt, dass sich die Konkurrenz aus Rumänien, Polen, Tschechien oder Frankreich ausschließlich dem Tischtennis widmen kann, während die meisten Nachwuchsakteure hierzulande nebenbei die Schulbank drücken. Zweifellos ein struktureller Nachteil – auch für Danzer, der sich am Leistungszentrum in München auf das Abitur vorbereitet. Entsprechend ambivalent fällt Danzers Fazit nach den Tagen von Gleiwitz aus: „Im Einzel wäre ich gerne noch ein, zwei Runden weitergekommen, doch am Ende steht für mich der tolle Team-Erfolg im Vordergrund.“

HK



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