2. Tischtennis-Bundesliga
Lachender Verlierer: Hilpoltstein unterliegt Primus und bleibt dennoch Zweiter

20.02.2023 | Stand 17.09.2023, 2:35 Uhr

Einmal mehr in herausragender Form präsentierte sich Hilpoltsteins Kubaner Andy Pereira, der bei der 3:6-Niederlage gegen den Zweitliga-Spitzenreiter aus Bad Homburg beide Einzel für sich entscheiden konnte. Foto: Tschapka

Ruhig und ausgesprochen gediegen präsentiert sich die altehrwürdige Bäderstadt im Taunus: Doch sobald der ortsansässige TTC OE Bad Homburg im Wingert-Dome im Stadtteil Ober-Erlenbach zum Punktspiel der 2. Tischtennis-Bundesliga bittet, ist es mit der Beschaulichkeit rasch vorbei. Zumindest für die Gäste.

Wie so viele Mannschaften zuvor musste am Sonntag auch der TV Hilpoltstein die Überlegenheit des Tabellenführers anerkennen und sich mit 3:6 beugen.

Mit 22:2 Punkten sind die Kurhessen in dieser Saison das Maß aller Dinge. Lediglich ein einziges Mal hatten sie sich die Blöße gegeben – und das ausgerechnet in Hilpoltstein. Die 4:6-Niederlage in der Burgstadt war allerdings durch missliche Umstände zustande gekommen: Neben dem Dauerverletzten Rares Sipos war kurzfristig auch Ergänzungsspieler Benno Oehme ausgefallen. Ein Umstand, den Hilpoltstein trefflich zu nutzten wusste.

Doch mittlerweile hat sich die Lage beim Erstliga-Absteiger deutlich entspannt. Alle Spieler sind gesund und es läuft rund. Bad Homburg schwebt vor allem im neuen Jahr über der Liga. Zuletzt hatten die Kurstädter Berlin (6:1) und Köln (6:0) förmlich überrollt. Und ja, der Spitzenreiter ist ein Team der Superlative, ein Team ohne Schwachpunkt: Mit dem Japaner Yuma Tsuboi (11:6 Siege), Cedric Meissner (9:1), dem ungarischen Junioren-Europameister Csaba Andras (14:1) sowie dem rumänischen Nationalspieler Sipos (7:4) verfügt OE über die mit Abstand besten Paarkreuze der Liga.

Eine willkommene Gelegenheit für Hilpoltstein, ein wenig zu experimentieren. Ohne Mannschaftskapitän Alexander Flemming, dafür aber mit den jungen Eigengewächsen Matthias Danzer (18) und Sebastian Hegenberger (21) reisten die Franken in den Taunus. „Beide sollen die Möglichkeit erhalten, Spielpraxis zu sammeln und sich auf das Aufstiegsfinale der Reserve in der Regionalliga gegen den TTC Wohlbach in einer Woche vorbereiten“, begründete Ulrich Eckert die Maßnahme.

Dabei gab sich Hilpoltsteins Co-Abteilungsleiter in Sachen Bad Homburg keinerlei Illusion hin: „Das ist ein schwerer Brocken.“ Und dann ging es zur Sache. Für beinahe drei Stunden ruhte die jahrelange Freundschaft der beiden Vereine. Am Faschingssonntag war TTC OE nicht zu Scherzen aufgelegt und stellte mit zwei klaren Siegen in den Doppeln die Weichen frühzeitig auf Erfolg.

Als alles nach einem klaren Sieg für die Gastgeber aussah und aus Hilpoltsteiner Sicht gar eine 0:6-Packung drohte, behielt Andy Pereira die Nerven und konnte in seinem ersten Einzel gegen Andras einen 4:8-Rückstand im fünften Satz noch drehen. Weil der Kubaner des TV auch sein zweites Einzel gegen Tsuboi gewann, schraubte er seine Bilanz auf sagenhafte 18:6 Siege. Zum erhofften Topduell der beiden Klassenbesten zwischen ihm und Meissner kam es allerdings nicht. Der 22-Jährige wurde nach seinem großartigen Sieg beim WTT Feeder-Turnier am Freitag in Düsseldorf offensichtlich geschont.

Dennoch gab es höchst aufschlussreiche Begegnungen. Petr Fedotov, für Alexander Flemming ins vordere Paarkreuz aufgerückt, verkaufte sich recht teuer. Gegen den Japaner Tsuboi hatte er keine Chance, doch sein couragierter Auftritt inklusive Vier-Satz-Sieg gegen Andras dürfte ihm weiteren Auftrieb gegeben haben. Zudem ist er um eine wertvolle Erkenntnis reicher: Auch wenn es nicht ganz zur Spitze reicht, kann der Russe mit dem großen Kämpferherz im vorderen Paarkreuz durchaus mithalten.

Womit wir wieder bei Hilpoltsteins „jungen Wilden“ angelangt sind. Danzer begann stark und hatte Oehme anfangs durchaus im Griff. Der 18-Jährige hatte in den ersten beiden Durchgängen beim Stande von 10:9 je einen Satzball, die Oehme jeweils mit der Hilfe der Tischkante abwehrte. Am Ende musste sich Hilpoltsteins wohl größtes Nachwuchstalent mit 0:3 beugen. Auch gegen Sipos konnte er einen 8:4-Vorsprung nicht ins Ziel bringen. Neben der letzten Konsequenz fehlte ihm wohl auch die Frische. Auch Hegenberger enttäuschte keineswegs und durfte gar an einem Satzgewinn schnuppern, mehr war aber auch für ihn nicht drin.

Dennoch überwogen in Bad Homburg die positiven Eindrücke. Eckert zeigte sich durchaus zufrieden: „Wir haben den Favoriten sogar ein wenig geärgert und nach den Niederlagen von Leiselheim und Dortmund den zweiten Tabellenplatz gehalten.“

HK


TTC OE Bad Homburg - TV Hilpoltstein 6:3: Tsuboi/Andras - Pereira/Fedotov 3:1, Meissner/Sipos - Danzer/Hegenberger 3:0, Tsuboi - Fedotov 3:0, Andras - Pereira 2:3, Sipos - Hegenberger 3:0, Oehme - Danzer 3:0, Tsuboi - Pereira 1:3, Andras - Fedotov 1:3, Sipos - Danzer 3:0.