Tischtennis
Hörmann bei Jugend-EM unter den Top 16 Europas

Röttenbacher dringt bis ins Achtelfinale vor – TV-Talent Danzer im Lospech

18.07.2022 | Stand 18.07.2022, 16:31 Uhr

Abschied ohne Medaille: Bei seinem letzten Jugend-Turnier vor dem Wechsel in den Herrenbereich musste Hannes Hörmann vom TV Hilpoltstein sowohl im Einzel- als auch Doppelwettbewerb im Achtelfinal die Segel streichen. Im Mixedwettbewerb kam der Röttenbacher unter die Top Acht. Foto: ETTU

Von Wolfgang Winkel

Hilpoltstein/Belgrad – Vor einem Jahr holte sie sich bei den U15-Europameisterschaften den Titel im Einzel, vor einem halben Jahr gelang ihr das gleiche Kunststück bei der U21, am Freitag schließlich setzte sich Annett Kaufmann vom SV Böblingen auch bei den 64. Jugend-Europameisterschaften in Belgrad bei der U19 die Krone auf. Damit stellte Deutschlands neue Lichtgestalt auch die männliche U19-Auswahl um Hannes Hörmann und Matthias Danzer vom Tischtennis-Zweitligisten TV Hilpoltstein in den Schatten, denen kein Medaillenglanz vergönnt war. Ein Rückblick auf zwölf ereignisreiche Tage in der serbischen Hauptstadt.

Das Positive vorneweg: Dass gleich zwei Hilpoltsteiner Spieler das Korsett in der deutschen Altersklasse U19 bilden, zeigt, welchen Stellenwert die Burgstadt im deutschen Tischtennis mittlerweile hat. Das ist ein großer Erfolg für den Verein und Lohn für dessen Nachwuchsarbeit. Und stellt ganz nebenbei die Großen der Zunft, also etwa Düsseldorf, Saarbücken oder Ochsenhausen in den Schatten.

Kein Zweifel, Hörmann, der in der vergangenen Saison den Sprung in die 2. Liga geschafft hat und Danzer, der mit seinen Titeln bei der U18 und dem Top 48 zum neuen Shootingstar avanciert ist, gehören definitiv zu Deutschlands Nachwuchselite. Doch auf internationaler Bühne zu bestehen, ist noch einmal eine ganz andere Herausforderung.

Deutsche U19-Auswahl allenfalls Mittelmaß in Europa

Das wurde bereits in den Mannschaftswettbewerben deutlich. Nach Niederlagen gegen Turnierfavorit Rumänien und Schweden erreichte die Jungenauswahl nur durch das bessere Satzverhältnis im Dreier-Quervergleich das Achtelfinale und landete in der Endabrechnung lediglich auf Platz neun. Damit ist Deutschlands männlicher Nachwuchs nach dem altersbedingten Ausscheiden des amtierenden U19-Europameisters Kay Stumper international allenfalls Mittelmaß.

Zur Ehrenrettung der Deutschen sei an dieser Stelle ausdrücklich erwähnt, dass sich die Konkurrenz aus Rumänien, Polen, Tschechien oder Frankreich ausschließlich dem Tischtennissport widmen kann, während die meisten Nachwuchsakteure hierzulande „ganz nebenbei“ die Schulbank drücken. Zweifellos ein struktureller Nachteil. So wird plausibel, warum (nicht nur) die beiden Hilpoltsteiner Lehrgeld zahlen mussten.

Danzer mit Lospech im Einzelwettbewerb

Danzer erreichte das 128er-Hauptfeld, wo er es nach zwei Runden mit dem starken Tschechen Adam Stalzer zu tun bekam. Losglück sieht definitiv anders aus. Und Stalzer bestrafte jeden noch so kleinen Fehler des 17-jährigen Schwabachers, der sich trotz einer ordentlichen Leistung nach einigen Aufs und Abs mit 2:4 geschlagen geben musste. An der Konstanz muss er noch arbeiten, auch das Aufschlag-Rückschlag-Spiel dürfte auf der Agenda stehen. Insgesamt aber durfte Danzer mit seinen Auftritten in Belgrad ganz zufrieden sein und richtete seinen Blick nach vorne: „Ich hoffe, dass ich das nächste Mal wieder dabei sein kann.“

Besser lief es für seinen Mannschaftskollegen Hörmann, wenngleich das Turnier die Schwachstellen des 19-Jährigen offenlegte. Gegen Schweden vergab er im Team gleich zweimal nach 2:0-Führungen Matchbälle, um dann doch noch mit 2:3 zu verlieren. Ein ähnliches Szenario erlebte er im Achtelfinale des Einzelwettbewerbs. Hörmann lag gegen den Rumänen Andrei Teodor Istrate mit 3:1 vorne und hatte das Viertelfinale vor Augen, ehe er den Faden verlor und die Partie noch aus den Händen gab. Da wurde einmal mehr deutlich, dass er auf gut Neudeutsch an seinem „Mindset“ arbeiten muss. Platz 16 bedeutete immerhin einen versöhnlichen Abschluss seiner Laufbahn als Jugendlicher. Mit 19 Jahren hat er die Altersgrenze erreicht und muss sich nun bei den Herren beweisen. „Unter die letzten 16 zu kommen bei einem so stark besetzten Turnier ist super, doch nach der zwischenzeitlichen 3:1-Satzführung im Achtelfinale gegen den starken Rumänen ist das Ausscheiden natürlich bitter“, sagte Hörmann.

Bestes Ergebnis für Hörmann im Mixedwettbewerb

Und auch im Doppelwettbewerb ereilte den Röttenbacher bei seiner letzten Jugend-EM im Achtelfinale das Aus. Wieder war es ein starkes Duo aus Rumänien, welches zum K.o. für ihn und seinen Doppelpartner Tom Schweiger führte. Zufrieden ist Hörmann indes mit dem Abschneiden im Mixedwettbewerb. Nach zwei Freilosen und drei Siegen im Hauptfeld war für Hörmann an der Seite der Rumänin Mitrofan erst im Viertelfinale Endstation – ein starkes Ergebnis.

Einen Abschied wird es auch hinter der Bande geben. Trainer Manuel Hofmann wird nach nur einem Jahr den DTTB aus persönlichen Gründen verlassen. Als letzte Amtshandlung hätte sich der Ex-Hilpoltsteiner natürlich eine Medaille gewünscht, doch daraus wurde nichts. So endete eine zwölftägige etwas schmucklose Dienstreise, denn wirklich prickelnd waren auch die Begleitumstände nicht. Von Land und Leuten haben Hörmann und Danzer nicht allzu viel gesehen, ihre Wirkungskreise beschränkten sich auf Hotel, Trainingshalle und Flughafen.

HK