Football
Teuer erkaufter Sieg im Spitzenspiel

Ingolstadt Dukes festigen mit 24:23-Erfolg bei den Fursty Razorbacks die Tabellenführung in der 2. Liga – Beklagen aber zahlreiche Verletzte

06.06.2022 | Stand 06.06.2022, 20:25 Uhr

Musste nach einer Schulterverletzung früh raus: Quarterback Luis Wittmann. Foto: Lüger

Von Elmer Ihm

Fürstenfeldbruck – Die Ingolstadt Dukes haben das Spitzenspiel der 2. Football-Bundesliga (GFL2) bei den Fursty Razorbacks mit 24:23 (0:0, 14:14, 3:3, 7:6) gewonnen und damit die Tabellenführung gefestigt. Headcoach Eugen Haaf hätte allen Grund gehabt, sich über den verdienten Erfolg seiner Truppe zu freuen. Doch nach der Partie erlebte man einen sichtlich niedergeschlagenen Übungsleiter.

„Das war ein extrem teuer erkaufter Sieg, unsere Verletztenliste ist länger als von hier bis zum Böhmerwald“, versuchte er das Erlebte in Worte zu fassen. Es ging schon damit los, dass sich Quarterback Luis Wittmann (Foto) nach drei Minuten eine Schulterverletzung zuzog, die das frühe Aus bedeutete. „Damit war unser Gameplan schon frühzeitig wertlos. Wenn der Quarterback ersetzt werden muss, ist das Schlimmste eingetreten was eintreten kann“, klagt Haaf und gibt gleichzeitig zu bedenken: „Unser Problem ist die Tatsache, dass wir bisher keinen zweiten Quarterback haben. Darüber müssen wir uns Gedanken machen.“

Und wie hat er das Problem am Samstag gelöst? Top-Receiver Gabe Boccella übernahm Wittmanns Rolle, und das durchaus überzeugend. Dabei hatte der sich auf diese Rolle noch überhaupt nicht vorbereiten können. „Ich musste ihn einfach ins kalte Wasser werfen, aber das kann man eigentlich nicht bringen“, sieht Haaf das Ganze durchaus kritisch. Wobei durch diese Umstellung mit dem US-Importspieler die Offense erheblich geschwächt wurde. Doch glücklicherweise schlüpfte Leo Blumentritt perfekt in dessen Rolle und legte mit seinen beiden Touchdowns gegen seinen ehemaligen Verein den Grundstein zum Sieg.

Dabei begann die Partie für die Dukes ausgesprochen zäh. Im ersten Quarter kamen sie nicht einmal auch nur in die Nähe des Fieldgoal-Bereichs. „Wir sind weder mit dem Pass- noch mit dem Laufspiel vorangekommen. Die Razorbacks hatten sich aber auch sehr gut auf uns eingestellt“, zollte Haaf dem Gegner Respekt. Noch dazu leisteten sich die TV-Footballer einige unnötige Raumverluste durch Offsides und auch die Snaps waren alles andere als perfekt. „Da hat uns die Defense im Spiel gehalten“, konnte Haaf einmal mehr seine Abwehr loben. Denn daran bissen sich die Gastgeber immer wieder die Zähne aus. So hatten sie im ersten Viertel lediglich eine vielversprechende Situation, als sie an der 15-Yard-Linie ein Fieldgoal versuchten, doch Niko Perdek war damit nicht erfolgreich.

Im zweiten Viertel ging dann auf beiden Seiten mehr zusammen, wobei die Fürstenfeldbrucker den besseren Start erwischten. Zunächst konnte Anton Liu noch zweimal in höchster Not retten, dann aber schaffte es Anthony Walker doch, die Dukes-Defense zu überlisten und sein Team mit 7:0 in Führung zu bringen. Das aber rief bei den Dukes eine entsprechende Trotzreaktion hervor. Zweimal jagte Boccella einen Ball über große Distanz in die Endzone, wo Blumentritt den Ball sicher herunterfing. 32 Sekunden vor der Halbzeitpause eine Führung, mit der die Dukes zuversichtlich in Halbzeit zwei gehen konnten. Doch sie hatten die Rechnung ohne die Furstys gemacht, die es in der kurzen Zeit tatsächlich noch schafften, durch Walker erneut auszugleichen.

Im dritten Viertel gaben wieder weitgehend die Defensivreihen den Ton an, weshalb es auf beiden Seiten nur zu einem Fieldgoal reichte. Für die Gastgeber traf Perdek dieses Mal und auf der anderen Seite erwies sich Philipp Ponader einmal mehr als sehr treffsicher. Dann wurde es noch einmal richtig dramatisch. Als dem erneut überzeugenden Lane Barnes eine Interception gelang und er bis zur gegnerischen 8-Yard-Linie laufen konnte, nutzten dies die Dukes durch einen cleveren Pass von Boccella auf Normen Schumm, der den Ball in der Endzone sicher fing. Ponader verwandelte den Extrakick sicher, was am Ende den Ausschlag geben sollte. Denn auch den Bruckern gelang durch ihren deutschen Quarterback Philipp Kettl noch ein Touchdown, doch beim Extrakick patzten die Gastgeber und die Dukes konnten den Vorsprung in den verbleibenden 70 Sekunden ins Ziel retten. „Das war eine komplette Teamleistung, da will ich gar keinen herausheben“, sprach Haaf seiner Truppe ein dickes Lob aus, warnte aber schon vor der kommenden Aufgabe am Samstag in Gießen.

„Ich muss erst einmal schauen, wer mir da überhaupt noch zur Verfügung steht. Am Mittwoch muss ich jetzt trainingsfrei geben, weil die meisten Spieler auf dem Zahnfleisch daherkommen“, verdeutlicht Haaf die Situation, die verschärft wird, da mit Liu sein bester Defense Back wegen einer Sperre ausfällt, die er sich nach einem Foul im zweiten Viertel einhandelte. Haaf und seine Trainerkollegen sind vor dem vierten Spiel in Folge nicht zu beneiden.

PK, Foto: Lüger