In Überzahl überfordert
Landesliga Südwest: TSV Jetzendorf verliert mit 1:3 gegen den doppelt dezimierten TSV Gilching-Argelsried

02.04.2023 | Stand 17.09.2023, 0:05 Uhr
Horst Kramer

Konnten aus der doppelten Überzahl kein Kapital schlagen: Benedict Geuenich, der hier über Gilchings Marco Brand springt, und der TSV Jetzendorf unterlagen mit 1:3. Foto: Kramer

Zwei Nachspielminuten hatte der TSV Jetzendorf noch Zeit, um aus einem 1:2 gegen den TSV Gilching-Argelsried in der Landesliga Südwest zumindest ein Remis zu machen.

Eben hatte Schiedsrichter Christian Babjar den Gilchinger Stürmer Amine Benouachkou mit einer Zeitstrafe vom Feld geschickt, weil er Jetzendorfs Wlad Beiz an der Mittellinie umgegrätscht hatte. Die Heimelf hatte weiter zehn Feldspieler plus Keeper Jeremy Manhard auf dem Feld, ihre Gäste nur noch neun. Denn Murat Ersoy hatte schon nach 31 Minuten die Rote Karte gesehen, weil er den Oberilmtaler Florian Radlmeier mit einem Kopfstoß attackiert hatte.

Erst zu Beginn der Nachspielzeit waren die Gäste in Führung gegangen: Dank Routinier Fabio Leutenecker, der einen 40-Meter-Freistoß von Marcel-Pascal Ebeling aus kurzer Distanz über die Linie drückte (1:2, 90.+1). Nun war der 19-jährige Lorenz Kirmair ausersehen, das Leder von der Mittellinie in den Gäste-Strafraum zu befördern. Der junge Innenverteidiger hatte zuvor eine starke defensive Leistung gezeigt und zudem bewiesen, dass er für lange Bälle eine gutes Auge hat. Alle Jetzendorfer versammelten sich im Gilchinger Sechzehner, einschließlich Manhard. Kirmair führte den Freistoß aus, allerdings nur bis in die erste Reihe der gegnerischen Defensive. Manhard sprang hoch, kam nicht an die Kugel – sie fiel vor die Schlappen von Marko Ralic, ein Mittelfeldmann der Gäste. Der 22-Jährige versuchte jedoch nicht, den leeren Jetzendorfer Kasten aus der Distanz zu treffen, sondern sprintete los. Und weil ihm keiner der Gastgeber zu folgen vermochte, rannte er fast 90 Meter, bevor er das Leder über die Linie stupste (1:3, 90.+3).

Die Jetzendorfer schlichen bedrückt vom Spielfeld. Kein Wunder, nach mehr als einer Stunde in Überzahl, zum Schluss sogar mit zwei Mann. Mehr noch: Die komplette zweite Halbzeit agierten die dezimierten Gäste überlegen, sie ließen die Kugel nach Belieben laufen und erarbeiteten sich einige Chancen, um die Partie schon früher zu entscheiden. Etwa durch einen Schuss von Ebeling aus Rechtsaußen-Position, der am linken Pfosten vorbei strich (67.). Oder durch einen 30-Meter-Freistoß von Ebeling, den ein Jetzendorfer über die Querlatte lenkte (80.). Der Zauberfuß aus dem Brucker Land hat zwar einige Pfunde zugelegt, am Ball hat er indes nichts verlernt. Wie ja auch in Jetzendorf spätestens seit der 2:3-Niederlage aus dem Hinspiel bekannt seit dürfte, zu der Ebeling zwei Treffer beigetragen hatte. Das einstige Top-Talent war es auch, das für den frühen Rückstand der Hausherren gesorgt hatte. Die Partie war gerade fünf Minuten alt, als eine Flanke in den Jetzendorfer Strafraum flog. Die Grün-Weißen brachten die Kugel nicht weg, sie landete bei Ebeling. Der fackelte nicht lang (0:1, 6.).

Es dauerte zehn Minuten, bis sich die Hausherren gefangen hatten. David Raabe, der den kurzfristig erkrankten Max Kreitmair vertrat, passte scharf vor den Kasten – Gilchings Fabio Leutenecker klärte ins Toraus (14.). Benedict Geuenich köpfte den folgenden Eckball knapp daneben (15.). Stefan Nefzger kam bei einem Steilpass eine Schuhspitze zu spät (16.). Dominic Reisner startete beim folgenden Angriff eventuell einen Sekunden-Bruchteil zu früh (17.). Bis zu Ersoys Platzverweis waren die Jetzendorfer drückend überlegen (31.). Immerhin gelang Raabe der Ausgleich noch vor der Pause – mit einem Kunstschuss vom Strafraumeck (1:1 40.).

Umso enttäuschender war die zweite Hälfte. Vom Geschehen nach dem Seitenwechsel ist einzig ein Raabe-Solo erwähnenswert (80.). Ansonsten landeten alle Angriffsversuche im Nirwana oder in den Reihen der Gäste. „Wir waren überfordert, weil wir das Spiel machen mussten“, analysierte Jetzendorfs Spielertrainer Alexander Schäffler nach dem Abpfiff.

Dank der jüngsten erfolgreichen Wochen ist nicht viel geschehen. Der TSV Jetzendorf ist weiter Sechster. Der Abstand zum Relegationsrang 14 beträgt immer noch zwölf Zähler. Am Karsamstag besucht die Schäffler-Elf Liga-Primus 1. FC Sonthofen (14.30).

PK


TSV Jetzendorf: Manhard – Radlmeier, Kirmair, Els, Öttl – Nefzger (66. Schäffler), Grauvogl (78. Fassl), W. Beiz, Geuenich (87. Peuker), Raabe (81. Liebl) – Reisner, Raabe. – Tore:
0:1 Ebeling (6.), 1:1 Raabe (40.), 1:2 Leutenecker (90.+2), 1:3 Ralic (90.+3). – Schiedsrichter: Babjar (SG Tüßling-Teising). – Rote Karte: Ersoy (31.). – Zeitstrafe: Benouachkou (90.+2).