Rohrbacher Urgestein hört auf
„Es gibt nur 100 Prozent oder gar nicht“

Nach acht erfolgreichen Jahren erklärt Stefan Klos als Trainer des TSV Rohrbach seinen Rücktritt

10.11.2022 | Stand 22.09.2023, 2:44 Uhr
Matthias Gabler

Mister Rohrbach sagt Servus: Nach acht Jahren, in denen er mit dem TSV stets den Klassenerhalt schaffte, verlässt Stefan Klos zur Winterpause den Fußball-Bezirksligisten. Foto: Stolle

Rohrbach – Beim TSV Rohrbach geht in der Winterpause eine Ära zu Ende: Nach acht Jahren hört Stefan Klos als Trainer desFußball-Bezirksligisten auf. Das hat der 37-Jährige jetzt in einem Statement über die sozialen Medien publik gemacht. Der Verein hat dem Fußballfachmann viel zu verdanken. Alleine, dass es der TSV schaffte, in Klos Zeit stets in der Bezirksliga zu bestehen, ist zu großen Teilen sein Verdienst. Im Interview spricht der Fußballfachmann über die Gründe für seinen Rücktritt und erklärt, warum er dem TSV solange die Treue gehalten hat.

Herr Klos, Sie haben in Ihrem jüngst veröffentlichen Statement, in dem Sie Ihren Rücktritt zum Jahresende öffentlich gemacht haben, geschrieben, der Entschluss dazu sei bereits im August gefallen. Diese beiden Zeitpunkte sind ja eher ungewöhnlich, oder?
Stefan Klos: Ja, aber sie haben drei Gründe. Der erste und wichtigste: Im August war es spruchreif, dass im Februar 2023 unser zweites Kind auf die Welt kommt. In der Vorbereitung auf die Bezirksliga steht der Trainer fünf- bis sechsmal pro Woche auf dem Platz. 50 Prozent Papa und 50 Prozent Trainer, das würde nicht klappen. Zudem wird unsere andere Tochter ja auch erst zwei Jahre alt. Ich wollte einfach mehr Zeit für die Familie haben.

Und was sind die weiteren Gründe?
Klos: Ich habe viele Spieler des aktuellen Kaders persönlich vom Wechsel zu uns überzeugt. Wenn ich im Winter gehe, haben sie ein halbes Jahr Zeit, um zu merken, dass es auch ohne mich in Rohrbach schön ist. Bei einem Wechsel im Sommer wäre die Gefahr eines Bruchs im Team größer. Drittens glaube ich, dass frischer Wind dem Team für die Restrunde und die weitere Zukunft gut tun wird.

Der Rücktritt erfolgt also unabhängig von Ergebnissen?

Klos: Definitiv. Ich wäre auch als Tabellenführer gegangen.

Wann haben Verein und Mannschaft vom Rücktritt erfahren?
Klos: Meinen Ansprechpartnern im Verein habe ich schon im August gesagt, dass ich zum Jahresende gehen möchte, wenn sie mir keine Steine in den Weg legen. Die Mannschaft hat es letzte Woche in der Spielersitzung erfahren.

Wie waren die Reaktionen?
Klos: Der Verein hat natürlich erst mal nach Lösungen gesucht, um mich als Trainer zu behalten. Für mich gibt es aber nur 100 Prozent oder gar nicht. Mein Wunsch wurde dann ohne Wenn und Aber akzeptiert. Die Mannschaft hat mit der Leistung und dem Sieg in Dornach überragend reagiert. Dabei habe ich mit dem Zeitpunkt extra gezögert, weil ich keinen Leistungsabfall provozieren wollte. Vielleicht hätte ich eher was sagen sollen (lacht).

Wie haben Sie es geschafft, acht Jahre erfolgreich beim selben Verein zu arbeiten?
Klos: Ich war ja vor meiner Zeit als Trainer in Rohrbach kein Unbekannter, weil ich hier schon als Spieler und Co-Trainer tätig war und bin mit vielen Spielern befreundet. Eine kleine Anekdote: Ich habe im Dezember 2014 in Rohrbach unterschrieben. Im November 2014 hat der TSV ein Spiel in der Bezirksliga extra verschoben, damit die Mannschaft meinen 30. Geburtstag mitfeiern konnte. Da war noch keine Rede davon, dass ich Trainer werde. Ich bin Teil des Teams, wir feiern, verlieren, gewinnen, freuen uns und ärgern uns zusammen.

Hätten Sie gedacht, dass Sie acht Jahre bleiben?
Klos: Ehrlich gesagt musste ich überredet werden, um überhaupt anzufangen. Ich hatte grade erst als Jugendtrainer beim FC Bayern aufgehört und wollte ein Jahr Pause machen. Ich habe mir auch die Frage gestellt, ob ich nicht zu nah dran bin, weil viele Spieler meine Freunde sind. Als es dann gut lief, dachte ich mir schon, das könnte länger laufen.

Was macht den TSV Rohrbach als Verein aus?
Klos: Es geht hier sehr familiär und entspannt zu. Ich konnte immer in Ruhe, ohne Druck und größere Erwartungshaltung arbeiten. Dass von August bis jetzt nichts von meinem Rücktritt durchgesickert ist, spricht für sich. Viele Spieler bleiben lange hier oder spielen sogar nie für einen anderen Verein. Der Zusammenhalt ist enorm.

Wenn Sie auf Ihre Zeit zurückblicken, was war Ihr Highlight?


Klos: Es gibt eigentlich kein einzelnes. Jedes Trainingslager war ein Highlight. Klar war es super, wenn wir mal den Tabellenführer geschlagen haben. Ich sehe das eher zusammengefasst: Der TSV Rohrbach hat nicht die Möglichkeiten wie viele andere Bezirksligisten und trotzdem haben wir es acht Jahre lang geschafft, die Klasse zu halten und nur einmal in den letzten Wochen vor Saisonende noch in Abstiegsgefahr zu schweben. Meistens konnten wir sogar die zweite Mannschaft noch unterstützen. Der Kern der Mannschaft ist dabei über die Jahre zusammengeblieben. Das ist mein persönliches Highlight.

Das Gespräch führte
Matthias Gabler

Zum letzten Mal vor eigenen Fans

Rohrbach – Klar, dass das Bezirksliga-Heimspiel des TSV Rohrbach gegen den BC Attaching für Stefan Klos ein besonderes wird. Nach acht Jahren als Coach wird der 37-Jährige an diesem Samstag (14 Uhr) zum letzten Mal vor heimischer Kulisse in Rohrbach an der Bande stehen.

Nach der Verkündung seines Rücktritts vergangene Woche sei die Reaktion der Mannschaft mit dem Sieg in Dornach überragend gewesen, berichtet der Coach. „Von daher gehe ich davon aus, dass die Basics – Motivation und Einsatzbereitschaft – auch gegen Attaching stimmen werden.“ An das Hinspiel haben die Hallertauer keine guten Erinnerungen. Beim 0:0 gab es kaum klare Chancen, zumal der Gegner alles dafür tat, keinen Spielfluss aufkommen zu lassen. Klos selbst war seinerzeit nicht dabei, hat sich aber mit seinem Co-Trainer Michael Humbach besprochen. „Er hat mir berichtet, dass die Jungs quasi gefoult wurden, sobald sie über die Mittellinie kamen. Gefahr kam, wenn überhaupt, auf beiden Seiten nur nach Standards auf. Wir müssen uns also auf ein kampfbetontes Spiel einstellen, aber das können wir.“ Aufsteiger Attaching hat bereits 17 Punkte gesammelt und damit nur einen weniger als der TSV. Darauf weist Klos hin und betont, dass der Gegner auch einige gute Einzelspieler habe, auf die sein Team achten müsse.

Personell ist Johannes Fortshofer nach seinem Comeback in Dornach wieder ein Kandidat für die Startelf. Hinter dem Einsatz von Ugur Genc steht dagegen ein Fragezeichen. Er war ebenfalls in Dornach wieder dabei, hat sich dort aber am gerade erst genesenen Bein verletzt, wenn auch nicht an der selben Stelle. Bleibt noch die Frage, was sich Klos für sein letztes Heimspiel wünscht? „Ich würde es schon gerne gewinnen“, gibt er zu. Seine Jungs würden ihm den Gefallen sicher gerne tun.

gam