„Wir sind stocknarrisch“
Zeller Stockschützen blicken einmal mehr auf eine erfolgreiche Saison zurück – Talent Johannes Paulus holt doppelt Gold

09.08.2023 | Stand 12.09.2023, 23:50 Uhr
Hans Peter Gleisenberg

Die Zeller Maximilian Halbig (hinten von links), Christoph Öttl, Doppel-Gold-Gewinner Johannes Paulus, Alexander Paulus sowie der stellvertretende Vorsitzende Manuel Paulus mit einigen Nachwuchsschützen. Foto: Gleisenberg

Bei den Zeller Stockschützen ist die oft zitierte „stade Zeit“, besonders seit der Saison 2022/23, ein Fremdwort. „Die vereinseigene Halle an der Sonnenleite ist aktuell besser frequentiert denn je, denn nach den großen Erfolgen in der abgelaufenen Saison, die die 360-Seelen-Gemeinde wieder nachhaltig in den Fokus der europäischen Stockschützenvereine gerückt haben, geht der Blick und der Trainingseifer schon wieder in Richtung neuer Aufgaben, wo erzielte Erfolge verteidigt werden sollen und neue Meisterehren oder zumindest gute Platzierungen angestrebt werden“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Manuel Paulus. Mit in der Gesprächsrunde waren Jugendleiter Alexander Paulus und Ex-Weltmeister Christoph Öttl, der beim SC für alle Belange des Spielbetriebs zuständig ist und dem Vereinsleben immer wieder neue Impulse gibt.

Im Mittelpunkt des Gesprächs stand zunächst der Sieger in den Teamwettbewerben mit der Nationalmannschaft beim Euro Grand Prix U16, Johannes Paulus. Über Platz eins bei der bayerischen und Platz sieben bei der deutschen Talentsichtung hatte sich Johannes Paulus die Einladung für die U16-Nationalmannschaft abgeholt. Die Austragung des Euro Grand Prix fand dann am vergangenen Wochenende in Oberwart, einem Ort im österreichischen Burgenland, statt. Nach einem guten siebten Platz im Einzel-Zielschießen durfte der Zeller Nachwuchsschütze dann auch beim Team-Zielschießen ran. Dabei riefen er und seine drei Kameraden eine starke Leistung ab und verwiesen die Lokalmatadoren aus Österreich deutlich auf den zweiten Platz. Im Mannschaftsspiel am Sonntag überzeugte Johannes Paulus erneut. Nachdem das deutsche Team II um das SC-Talent die Vorrunde als Erster überstanden hatte und mit einem knappen Sieg über Deutschland I ins Finale eingezogen war, war es auch gegen Österreich I nicht mehr aufzuhalten. Die zweite Goldmedaille für perfekt.

Der erfolgreiche Stockschütze zeigte sich im Gespräch am Dienstag recht bescheiden. Auf die Frage, ob er denn die beiden Goldmedaillen auch dabei habe, zog er sie dann aber aus der Hosentasche. Im Hause Paulus tritt Johannes in die Fußstapfen von Vater Alexander, der als erster aus dem 1981 gegründeten Verein die Ehre hatte, ins Nationalteam berufen zu werden. Auch Onkel Manuel ist erfolgreicher Stockschütze in Zell und Mitglied des Bundesliga-Teams.

Doch nicht nur dieser Erfolg führt zu zufriedenen Gesichtern in Zell. Denn auch über den Klassenerhalt der Bundesliga-Mannschaft kann sich der Verein freuen. Zeit zum Feiern hatte das Team um Öttl aber noch nicht, denn die Vorbereitungen auf das Champions-League-Finale (ab 30. September im österreichischen Feldbach) laufen auf Hochtouren. Hier treffen die besten 16 Teams in Vierergruppen aufeinander. Auch zwei weitere deutsche Vereine werden dort vertreten sein. „Durch den letztjährigen Vizemeistertitel haben wir uns die Starberechtigung geholt und wollen bei diesem Event wider einmal auf uns aufmerksam machen“, sagt Öttl, der sich als Bester im Kreis und Bezirk und als Dritter bei den bayerischen Meisterschaften zudem für die deutschen Titelkämpfe qualifiziert hat. Erfreulich ist auch der Meistertitel der zweiten Mannschaft in der Bezirksklasse. Alexander Paulus, Stefan Heinze, Thomas Halbig sowie Christian und Thomas Schober sind somit ab der kommenden Saison in der Bezirksliga dabei.

Der SC Zell hat sich im Stockschützensport längst nachhaltig etabliert. Der Fokus liege deshalb auch auf der Jugendarbeit, um zeitnah adäquaten Nachwuchs für die beiden erfolgreichen Erwachsenen-Teams auszubilden. Jugendleiter Alexander Paulus macht hier deutlich, dass man beim SC aktuell 15 junge Damen und Herren im Training habe, wovon acht bereits mit einem Spielerpass ausgestattet sind: „Erfreulich ist dabei die Tatsache, dass auch junge Damen immer mehr zum Stockschützensport finden. Aktuell befinden sich zwei Nachwuchsteams im Spielbetrieb.“ Auch bei den Erwachsenen ist ein weiblicher Trend erkennbar, denn laut Öttl sind nun schon sechs Damen in zwei Mixed-Teams im aktiven Spielbetrieb eingebunden.

Darüber hinaus hat der Zeller Nachwuchs Aufsehen erregt. Johannes Paulus gehört bereits zum D-Kader der Nationalmannschaft (U16), aber auch Bastian Öttl sowie Jonas Fehlner sind auf dem Sprung. Wie ehrgeizig Jung und Alt in Zell sind, zeigt auch die Tatsache, dass viele bis zu fünfmal die Woche trainieren. Öttl brachte es abschließend sehr prägnant auf den Punkt: „Wir Zeller sind halt sprichwörtlich stocknarrisch.“

DK