Er sorgte 2022 für Schlagzeilen (4):
„Ein unvergesslicher Abend für mich“

Einstiger Aufstiegsheld Sebastian Ritzer hat seine Karriere als Basketballer beendet

09.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:54 Uhr

Sebastian Ritzer als umsichtiger Kapitän der Schrobenhausen Green Devils in der Basketball-Bayernliga: Seit dem 30. April 2022 gibt es das nicht mehr mehr zu sehen. Aber trotz seines Rücktritts im Frühling blickt der 35-Jährige auf ein für sich selbst sehr positives Jahr zurück. Foto: M. Schalk

Schrobenhausen – Matthias „Matcho“ Straub, Thomas Assenbrunner, Uli Steiner, Sebastian Lippka, Florian Grille, Marcus Burg, Andreas Märten, Jonas Edler, Florian Gerressen, Claus-Jürgen Ludwig, Chefcoach Andreas Bernitt sowie Sebastian Ritzer: Ihre Namen werden immer verbunden sein mit einem der allergrößten Erfolge in der Schrobenhausener Basketballgeschichte – nämlich dem souveränen Gewinn des Meistertitels 2013/14 in der Bayernliga Mitte. Keine neun Jahre ist das her, aber den Green Devils von damals erhalten geblieben ist lediglich noch Topscorer Ludwig.

Der bislang letzte, der von Bord ging – beziehungsweise gehen musste: „Basti“ Ritzer. Immer wieder hatten ihm schwere Rückenprobleme zu schaffen gemacht, immer wieder war er zurückgekehrt – um im Frühling 2022 doch einen Schlussstrich unter seine Laufbahn zu ziehen. Die Fußstapfen, die er als Leistungsträger sowie Kapitän hinterließ: riesengroß. Aber komplett weg von seinem Sport ist der mittlerweile 35-Jährige natürlich nicht. Er verfolgt das Geschehen im Basketballbereich weiterhin mit Interesse – bei seinem Heimatverein in Schrobenhausen ebenso wie im Profibereich.

Basti, was bleibt Dir (hauptsächlich in sportlicher Hinsicht) ganz konkret vom vergangenen Jahr in Erinnerung?
Sebastian Ritzer: Ganz klar, im persönlichen Bereich mein Karriereende als aktiver Basketballer Ende April. Alle Freunde sowie meine gesamte Familie waren bei meinem letzten Bayernliga-Punktspiel für die Green Devils vor Ort, das Ganze wurde ein unvergesslicher sowie höchst emotionaler Abend für mich.

In Sachen Profisport denke ich noch ausgesprochen gerne an die Basketball-Europameisterschaft 2022 zurück. Ich war in Köln sogar live in der Halle, als Dirk Nowitzki offiziell vom Deutschen Basketball-Bund verabschiedet wurde. Als sein Trikot im Rahmen der feierlichen Zeremonie unter das Hallendach gezogen wurde und ihn sogar Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Rahmen einer Rede würdigte, das war wirklich etwas Besonderes. Da musste einfach jeder Basketballfan Gänsehaut bekommen.

Wer sind Dein Sportler des Jahres 2022, Deine Sportlerin des Jahres 2022 sowie Deine Mannschaft des Jahres 2022 und warum (kann in Sachen Lokalsport, aber auch in Sachen "großer Sport" sein)?
Ritzer: Bei den Teams ist es doch klar, dass ich zunächst auf meine Sportart schaue. Also fällt meine Wahl auf die deutsche Basketball-Nationalmannschaft, die bei der EM 2022 immerhin auf Rang drei landete und dadurch erstmals seit sehr langer Zeit wieder eine Medaille holte. Aber auch die Kicker von Eintracht Frankfurt mit dem Gewinn der Europa-League sowie die deutsche Damenfußballvertretung mit Alexandra Popp als echte Führungspersönlichkeit an ihrer Spitze leisteten 2022 Großes.

Meine Sportlerin des Jahres hieß schließlich Gina Lückenkemper aufgrund ihrer doch etwas überraschenden Glanztaten als Sprinterin in der Leichtathletik – während mir bei den Herren jetzt spontan so recht niemand einfällt. Nun gut: Franz Wagner hat 2022 einen tollen Aufstieg hingelegt und vor allem bei der Europameisterschaft gezeigt, dass man von ihm in Zukunft noch eine Menge erwarten kann – aber bei ihm wären wir halt schon wieder beim Basketball (schmunzelt)...

Wenn Du die Möglichkeit hättest: Was würdest Du nun anders machen, als Du es 2022 getan hast?
Ritzer: Das ist eine schwierige Frage – denn im vergangenen Jahr ist für mich alles so gelaufen, wie ich mir das erhofft hatte. Ja, ich war mit 2022 hundertprozentig zufrieden – in Sachen Beruf ebenso wie im privaten Bereich.

Das hört sich wirklich sehr gut an. Welche Ziele hast Du Dir für 2023 gesetzt? Gibt es irgendwelche gute Vorsätze für 2023 – wobei diese nicht nur rein in sportlicher Hinsicht sein müssen?
Ritzer: Das kann ich schnell beantworten – denn wenn im neuen Jahr alles so weiterlaufen würde, wie es 2022 getan hat, wäre ich rundum glücklich. Ich kann mich nur wiederholen: Egal, ob in beruflicher oder privater Hinsicht bin ich aktuell komplett zufrieden – auch wenn mir das Basketballspielen vielleicht doch ein bisschen abgeht. Aber aus gesundheitlichen Gründen geht das eben nicht mehr, damit muss ich mich abfinden – und damit habe ich mich auch abgefunden.

Wie hat sich Deiner Meinung nach der Sport ganz allgemein im vergangenen Jahr entwickelt, nachdem Corona jetzt anscheinend immer mehr auf dem Rückzug ist?
Ritzer: Die Stadien sind wieder voll, die Hallen sind wieder voll – und das ist doch etwas sehr Schönes. Die Menschen wollen nach den vielen Einschränkungen wieder raus, möchten Sport hautnah erleben. Mir geht’s da nicht anders. Auch ich bin regelmäßig im Münchner Audi Dome, um dort Basketballspiele des FC Bayern anzusehen. Und dass mir das viel Spaß macht, brache ich nun wohl nicht groß zu betonen.

SZDie Fragen stellteRoland Kaufmann