Trockentraining im Wohnzimmer
Magdalena Bauer aus Hofstetten will mit maßgeschneiderter Schießkleidung zur WM

21.02.2024 | Stand 21.02.2024, 6:00 Uhr

Gewöhnt sich noch an ihre neue Schießkleidung: Die 16-jährige Hofstettenerin Magdalena Bauer Fotos: Privat

Ihr Ziel ist hochgesteckt: Die Hofstettenerin Magdalena Bauer will zur Junioren-WM nach Peru. Dafür hat sich die 16-jährige Nationalkader-Schützin sogar eine Schießkleidung maßschneidern lassen, an die sie sich erst einmal gewöhnen muss – unter anderem mit Trockenübungen im Wohnzimmer.

Das dauert laut Bauer mehrere Wochen oder sogar Monate. „Ich muss meine bisherigen Stellungen im Kleinkaliber und Luftgewehr komplett umstellen“, sagt die 16-Jährige, die zuvor immer mit der gebrauchten Kleidung ihres älteren Bruders Simon schoss. Das Material sei anfangs sehr steif, man komme nicht mehr in den gewohnten Anschlag. Bauer muss beispielsweise aufrechter stehen und das Gewehr näher am Körper führen. Drei- bis viermal die Woche macht sie für bis zu 60 Minuten Trockentraining im Wohnzimmer. Dafür visiert sie eine Papierscheibe an. Ein Laser stellt darauf den Zielweg dar. Vor allem im Dreistellungswettbewerb mit dem Kleinkaliber, bei dem erst kniend, dann liegend und zuletzt stehend geschossen wird, muss das Körpergefühl in allen drei Anschlägen perfekt sein.

Magdalena Bauer ist bereit, das Material nicht

Der internationale H&N Cup sollte ein Test für Bauer und die neue Kleidung werden. Kurios: Fast hätte die Junioren-Nationalschützin nicht in München schießen können. Die Jacke und die Hose waren bei den ersten beiden Materialkontrollen noch zu hart. Die Bekleidung reagiert aber auf Körperwärme und weicht auf. Durch langes Tragen und Kneten entsprach die Kleidung bei der dritten Kontrolle der Norm, Bauer konnte starten. Sie zeigte gute Ansätze, aber mit 615,4 und 617,4 Ringen reichte es erst einmal nur zu einem Mittelfeldplatz. „Du darfst dir auf diesem Niveau keinen Ausreißer erlauben, sonst hast du hier keine Chance“, ist sich Bauer bewusst.

Seit Dezember weiß Bauer, wie es sich anfühlt, im Nationalkader auf diesem Niveau gegen die Luftgewehr-Elite der Junioren zu schießen. Als eine der jüngsten trat die 16-Jährige im Dezember bei der Sichtung für die Jugend-Europameisterschaften an und wurde 19. von 36. „Ich wurde von den anderen und erfahrenen Kolleginnen sehr nett aufgenommen und mit Xenia Mund ist ja jemand aus  Bayern im Team, mit der ich mich auch sehr gut verstehe“, beschreibt Bauer die Eindrücke bei ihrem ersten Nationalmannschaftslehrgang in Wiesbaden. „Ich konnte die Ergebnisse nicht wie gewohnt abrufen. Man merkt das Knistern, wenn man in die Halle kommt, weil natürlich jede zur EM fahren will. Und da ist man auf sich alleine gestellt“, erzählt die Nachwuchsschützin. Ihr EM-Traum war erst einmal ausgeträumt. Als 2007er Jahrgang kann Bauer allerdings noch vier Jahre bei den Juniorinnen schießen und nächstes Jahr erneut die Teilnahme anvisieren.

Fokus auf das Kleinkaliber

Jetzt heißt es weiter an sich zu arbeiten, um bis März die Defizite abzustellen und mit dem Kleinkaliber (Dreistellung) erfolgreich sein zu können. Trainer Florian Finsterer ist positiv gestimmt: „Magdalena ist eine Kämpferin und hat sich in der Vergangenheit schon alles erarbeiten müssen. Ich bin mir sicher, mit dem Umfeld der Eltern und dem Verein werden wir wieder zu alter Stärke zurück finden.“ Ihre nächsten Ziele mit der neuen Kleidung sind, viel Wettkampferfahrung zu sammeln, um im Frühjahr an der Ausscheidung zur Weltmeisterschaft im Kleinkaliber konkurrenzfähig zu sein.

Denn Bauer, die mit dem SV Petersaurach II den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga Süd erreicht hat, richtet ihren Fokus mittlerweile auf den Dreistellungswettkampf mit dem Kleinkaliber. Der internationale Wettkampf ISAS in Dortmund (15. bis 24. März) wird der nächste Test für Bauer und ihre neue, maßgeschneiderte Schießkleidung sein.

avo