Schanzer in der Einzelkritik
Zwischenzeugnis für die Profis des FC Ingolstadt: Jannik Mause ist Musterschüler

22.12.2023 | Stand 22.12.2023, 13:12 Uhr

Ingolstadts bester Torjäger: Jannik Mause bedankt sich beim besten FCI-Vorlagengeber, Pascal Testroet. Der Neuzugang aus Aachen erzielte in seiner ersten Drittliga-Saison überhaupt bereits 13 Treffer. Foto: Bösl

Nach einem schwachen Start liegt der FC Ingolstadt zur Winterpause der 3. Liga mit 32 Punkten auf Platz fünf. Klassenbester ist ein Neuzugang. Wir haben die Leistungen der Schanzer Profis im ersten Halbjahr der Saison unter die Lupe genommen. Ein Zwischenzeugnis.



TOR
MARIUS FUNK

Obwohl die Schanzer mehr Gegentore (26) kassiert haben als nach 20 Spielen der Vorsaison (21), zählt der Keeper zu den großen Gewinnern der Hinrunde. In der Strafraumbeherrschung und dem Passspiel deutlich verbessert, mit klaren Kommandos und ohne größere Patzer. Funk machte aufgrund des Vertrauens von Trainer Köllner, der sich früh auf den Ex-Fürther als Nummer eins festlegte, und der erfahrenen Spieler vor ihm im Zentrum einen deutlich sichereren Eindruck und bewahrte die Ingolstädter einige Male in kritischen Spielphasen vor einem Rückstand. Note: 3+

MARKUS PONATH

Trainiert fleißig und auf konstant hohem Niveau. Doch wenn Funk sich nicht verletzt und weiterhin so stabil bleibt, sind die Perspektiven des 22-jährigen Pfaffenhofeners auf Einsätze lediglich gering. Note: –

VERTEIDIGUNG


LEON GUWARA

Der frühere Regensburger muss um seinen Platz kämpfen. Dem 27-jährigen Linksverteidiger fehlt das Tempo seines teaminternen Konkurrenten Seiffert, defensiv hat er die Nase noch etwas vorne. Note: 4+

RYAN MALONE

Der US-Amerikaner steht für Robustheit und weite Einwürfe. Bisher ist der 31-Jährige in der Innenverteidigung eine feste Größe. Spielerische Defizite und mangelnde Schnelligkeit könnten seinen Status bei voller Besetzung gefährden, aber der kopfballstarke Defensivmann ist ein Kämpfer. Note: 3-

MLADEN CVJETINOVIC

Bis zu seiner schweren Schulterverletzung im Training im Oktober ein steiler Aufstieg für Cvjetinovic. Jung (20 Jahre), furchtlos und resolut im Zweikampf. Grätschte sich im Audi-Sportpark gegen Saarbrücken (2:2) mit einer sensationellen Rettungsaktion rasch in die Herzen der FCI-Fans. Seine Rückkehr in die Innenverteidigung der Schanzer im neuen Jahr wird auch von Köllner sehnlichst erwartet. Note: 2-

TOBIAS SCHRÖCK

Der dienstälteste Schanzer im Kader hat seinen Stammplatz verloren. Ließ bei seinen sechs Einsätzen die bekannte Zweikampfstärke aufblitzen, offenbarte jedoch auch Tempodefizite. Im Endspurt der Hinrunde machte ihm eine hartnäckige Nebenhöhlenentzündung zu schaffen. Hat einen schweren Stand. Note: 4

MARCEL COSTLY

Konservierte seine starke Form aus dem letzten Drittel der Vorsaison. Fabelauftritt am zweiten Spieltag mit zwei Toren und einer Vorlage gegen Halle (4:0). Nach zweimonatiger Pause wegen einer Achillessehnenverletzung feierte Costly am ersten Advent sein Comeback. Wichtige Stütze für die Köllner-Elf auf der rechten Seite. Note: 2-

MORITZ SEIFFERT

Hatte zu Beginn der Hinrunde auf der Linksverteidigerposition das Nachsehen gegenüber Guwara und im Derby gegen den Jahn (2:4) einen rabenschwarzen Tag, als er den vorentscheidenden Elfmeter verursachte. Die 23-jährige Frohnatur erkämpfte sich aber einen Stammplatz und überzeugte gegen Mannheim auch auf der für ihn ungewohnten Position im linken Mittelfeld. Note: 3-

DONALD NDUKA

Für den 1,92 Meter langen Innenverteidiger ist diese Saison ein Geduldsspiel. Nach acht Startelfeinsätzen in der Vorsaison bei Köllner wurde der 20-Jährige bisher erst fünfmal berücksichtigt. Der Verein baut aber auf den Münchner und verlängerte dessen Vertrag bereits bis 2026. Note: -

SIMON LORENZ

17 seiner 18 Drittliga-Spiele im FCI-Trikot bestritt der Innenverteidiger über die volle Distanz – der 26-Jährige ist auf Anhieb zur festen Größe bei den Schanzern geworden. Anfänglich verriet der 84-fache Zweitliga-Profi einige Unsicherheiten, jetzt besticht er durch seine Übersicht und Ballsicherheit. Der Ex-Kieler sollte ein Stabilitätsfaktor in der FCI-Abwehr bleiben.Note: 3

HERBERT PAUL

Als die Schanzer Außenverteidigernot am größten war, warf Köllner den 28-Jährigen aus der Zweiten Mannschaft für 20 Minuten ins Team. Paul erledigte seinen Job auch dank der Erfahrung aus bereits 55 Einsätzen für die Löwen in der 3. Liga souverän. Note: -

THOMAS RAUSCH

Der 23-Jährige bleibt ein Pechvogel. Gerade als der Rechtsverteidiger nach mehreren Verletzungen wieder Fuß gefasst hatte, zog er sich bei seinem zweiten Saisoneinsatz nach einem Foul des Bielefelders Sarenren Bazee einen Innenbandriss im Knie zu. Note: -



MITTELFELD


BENJAMIN KANURIC

Der hoch veranlagte Neuzugang aus Bielefeld zeigte sein großes Potenzial bereits. Robust, ballsicher und mit der besten Schusstechnik im Schanzer Kader gesegnet. 90 konstante Minuten gelangen dem 20-Jährigen bislang aber zu selten, er ist dennoch ein Gewinn für den FCI. Bereits fünf Treffer, wittert Abspielfehler und übt durch Tempoläufe Druck auf das Tor des Gegners aus. Wird der „letzte Pass“ des Österreichers noch präziser, ist er für die Schanzer von noch größerem Wert als ohnehin schon. Note: 3

YANNICK DEICHMANN

Der Ex-Löwe ist ein echter Führungsspieler. Immer wieder angeschlagen hielt der 29-jährige Allrounder in 15 von 19 Spielen 90 Minuten lang durch. Nur einmal musste der Aushilfsrechtsverteidiger wegen einer Knöchelverletzung dann doch passen – ein 0:4 in Bielefeld war die Folge. Ansonsten gilt bei Köllner: Energiebündel Deichmann spielt immer. Note: 2

DAVID KOPACZ

Der gebürtige Iserlohner ist einer der Gewinner im FCI-Team. Nach einer verletzungsgebeutelten Premierensaison im Schanzer Trikot avancierte der dribbelstarke Mittelfeldspieler mit sechs Treffern und vier Vorlagen zum zweitbesten Scorer. Könnte bei etwas mehr Übersicht noch wertvoller werden, seine Abschlussqualität ist allerdings herausragend. Zuletzt wieder im Pech, als er aufgrund einer Sprunggelenksverletzung die letzten beiden Heimspiele des Jahres verpasste. Note: 2



LUKAS FRÖDE

Der neue Kapitän ist ein Fixpunkt in der FCI-Achse und füllt seine Rolle außerhalb des Platzes so gelassen aus wie er auf dem Rasen unspektakulär, aber verlässlich die Defensivzentrale im Mittelfeld besetzt. Körperliche Präsenz, Zweikampfhärte und Kopfballstärke (zwei Tore) sind seine Attribute. Das gleicht das Manko im Spiel nach vorne aus.Note: 3+

FELIX KEIDEL

Das Eigengewächs knüpft nahtlos an seinen kometenhaften Aufstieg in der Vorsaison an. Bereits elfmal brachte ihn der FCI-Trainer in der Startelf. Der wendige Mittelfeldspieler blüht an der Seite von Fröde auf und legt auch in punkto Zweikampfführung immer mehr zu. Das Schanzer Talent ist technisch versiert, passsicher und sucht auch mutig den Abschluss. Der 20-Jährige hat seinen Vertrag bis 2026 verlängert.Note: 3+

BRYANG KAYO

Sein Start bei den Schanzern im Sommer verlief sehr verheißungsvoll. Dann kam die schwere Sprunggelenksverletzung im Test gegen Gladbach. Nach seinem Comeback wollte der US-Amerikaner zu schnell zu viel. Muss sich in der Rückrunde steigern, darf dabei aber nicht überdrehen.Note: 4

ANGRIFF


PASCAL TESTROET

Der Torjäger hatte bei Michael Köllner einen schweren Stand. Nach langer Verletzung und schlechter Chancenverwertung zu Beginn hat sich der erfahrene Stürmer mit Beständigkeit und vielen Fitnesseinheiten ins Team gearbeitet. Nun nimmt er eher die Rolle des Vorbereiters ein, um seinen Sturmpartner Mause oder andere Mitspieler in Position zu bringen. Der 33-Jährige (drei Tore/acht Vorlagen) wirkt aber auch wieder torgefährlicher und selbstbewusster. Note: 3+



JANNIK MAUSE

Die Entdeckung dieser Saison! Der Neuzugang aus Aachen erlebte in seiner ersten Drittliga-Saison ein märchenhaftes Halbjahr. Mit 13 Toren (3 Assists) liegt der 25-Jährige auch ligaweit ganz vorne. Hatte Glück, dass er nach dem brutalen Foul von BVB-Keeper Marcel Lotka und seinem Nasenbeinbruch nur ein Spiel verpasste. Note: 1

DAOUDA BELEME

Die Leihgabe vom HSV II kommt noch nicht zurecht. Zeigt sich in den Trainingseinheiten zwar engagiert, wirkt bei seinen Einsätzen in der Liga aber oft wie ein Fremdkörper. Noch ohne Torerfolg.Note: 4

ARIAN LLUGIQI

Der 21-Jährige zählt bisher zu den Verlierern im Team. In der Vorsaison mit 21 Einsätzen auf dem Weg zum Durchbruch und folglich mit fünf Länderspielen in Kosovos U21-Nationalteam belohnt, dauerte es bei Trainer Köllner lange, bis er dem Offensivallrounder in der laufenden Spielzeit das Vertrauen schenkte. Kam erst im November zum ersten von mittlerweile sechs Einsätzen. Note: 4

JULIAN KÜGEL

Mit 26 Jahren nutzte der Pförringer seine überraschende Chance auf eine späte Profikarriere. Mit zwei Toren und drei Vorlagen bei 17 Einsätzen kann der 1,89 Meter große Mittelstürmer absolut zufrieden sein. Mit seinem Platzverweis beim 2:1-Sieg gegen Essen zahlte er allerdings Lehrgeld. Note: 3

JEROEN KRUPA

Nach seiner Vertragsverlängerung im Juli warf den 20-Jährigen eine Knieprellung zurück. Verpasste beim Saisondebüt seinen Premierentreffer in der 3. Liga nur knapp, als er in Lübeck am Pfosten scheiterte.Note: -

DENIZ ZEITLER

Der A-Jugendspieler avancierte gegen Essen zum jüngsten Profidebütanten in der Geschichte des FCI. Köllner steht auf die „brutale Geschwindigkeit“ Zeitlers. Der 17-Jährige dürfte zu weiteren Einsätzen bei den Profis kommen. Note: -

MICHAEL UDEBULUZOR

Fünfmal gehörte der 19-Jährige dem Kader an, doch es reichte bisher nur zu fünf Spielminuten für den kopfballstarken Nationalstürmer Hongkongs. Weitere Jokereinsätze sind wahrscheinlich, wenn der 1,86-Meter-Mann konstanter wird. Note: -

Anm. d. Red.: Benotet wurden nur Spieler, die – unabhängig von ihrer jeweiligen Einsatzdauer – in mindestens sechs Spielen zum Einsatz kamen.



FAZIT
Der Start nach dem erneut großen Umbruch im Sommer verlief holprig. Immer wieder verletzungsbedingte Ausfälle und Sperren verhinderten eine raschere und kontinuierliche Entwicklung. Doch Trainer Michael Köllner schaffte es dennoch, seiner Mannschaft ein offensives Spielsystem zu vermitteln, mit dem die Schanzer trotz etlicher Rückschläge auch ordentlich punkteten. Neuzugänge wie Jannik Mause und Mladen Cvjetinovic erwiesen sich als Glücksgriff, Yannick Deichmann als die erhoffte Verstärkung und Lukas Fröde als neuer Defensivanker im Mittelfeld. Dazu steigerten sich Marius Funk, Marcel Costly, David Kopacz gegenüber der Vorsaison deutlich, und Eigengewächs Felix Keidel nahm eine enorme Entwicklung. Bleibt das Team von weiteren Verletzungen verschont, ist im neuen Jahr noch einiges zu erwarten.