Vor Duell mit Bremerhaven
Ziga Jeglic über die Rekordsaison der Pinguins und den Titel 2014 mit dem ERC Ingolstadt

26.02.2024 | Stand 26.02.2024, 14:56 Uhr

Eishockey-Profi mit Lausbubengesicht: 2014 holte Ziga Jeglic sensationell den deutschen Meistertitel mit dem ERC Ingolstadt. Foto: Bösl

Für Pinguins-Macher Alfred Prey ist er ein „genialer Denker und Lenker“, dazu die Lok des „Karawanken-Express“: Ziga Jeglic hat mit Bremerhaven eine echte Chance auf den Eishockey-Titel – zehn Jahre nach seinem Coup mit dem ERC Ingolstadt, bei dem die Pinguins an diesem Dienstag (19.30 Uhr) gastieren.



Herr Jeglic, warum fühlen sich die Slowenen an der Küste so wohl? Gibt’s in Bremerhaven eine gute Krainer Wurst?

Ziga Jeglic: (lacht) Nicht dass ich wüsste. Wir fühlen uns hier wirklich wohl, es herrscht eine tolle Atmosphäre. Jetzt ist ja sogar der vierte Slowene gekommen (Verteidiger-Nachverpflichtung Blaz Gregorc, d. Red.). Wir machen auch abseits des Eises viel zusammen, unsere Frauen haben Gesellschaft und wir können uns in unserer Sprache unterhalten. Das gilt aber nicht nur für uns Slowenen, wir verstehen uns alle gut und sind ein echtes Team.

Gefällt Ihnen eigentlich der Spitzname „Karawanken-Express“ für Ihr Sturmtrio mit Jan Urbas und Miha Verlic?

Jeglic: Den haben wir uns nicht selber ausgedacht, das kam eher von den Medien. Aber mir gefällt der Name, ja. Er war anfangs witzig gemeint, aber irgendwie ist er hängengeblieben.

Fehlen nur noch Ihre Ex-Teamkollegen Robert Sabolic und Rok Ticar, die in Österreich spielen. Können die beiden nicht ohne die Berge?

Jeglic: (lacht) Die wollen ein bisschen näher an Zuhause sein. Robert spielt in Villach und lebt in Slowenien, er pendelt. So hat es auch Rok gemacht, als er noch in Klagenfurt unter Vertrag stand. Wir sehen uns im Sommer. Jetzt spiele ich mit anderen Slowenen zusammen. Jan kenne ich schon aus der Jugend, auch in der Nationalmannschaft haben wir in einer Reihe gestürmt. Ich war mir sicher, dass wir in Bremerhaven daran anknüpfen – und so war es auch.

Vor genau zehn Jahren durften Sie alle bei Olympia in Sotschi spielen – wo Sie zum Topscorer der Slowenen wurden, unter anderem mit zwei Treffern gegen die Russen um Alexander Owetschkin und Jewgeni Malkin. Inzwischen ist die „Goldene Generation“ Mitte, Ende 30. Kommen neue Talente nach?

Jeglic: Ich denke schon, viele Kinder spielen Eishockey. Auch wenn wir mit Ljubljana wieder ein Team in der österreichischen Liga haben, gehen die Talente mit etwa 16 ins Ausland. Aber das kann ja nicht schaden.

Jeglic: Hager ist eine Legende des deutschen Eishockeys

In Bremerhaven rollt der „Karawanken-Express“, doch schon ab Dezember 2013 spielten beim ERC die „Original Oberkrainer“ auf: Nachdem Sie zu den Panthern gekommen waren, bildeten Sie mit Sabolic ein bärenstarkes Duo. Bis heute sind viele Panther-Fans davon überzeugt, dass Sie beide einen entscheidenden Unterschied für den Titelgewinn gemacht haben. Woran denken Sie, wenn Sie Ingolstadt hören?

Jeglic: Ich hatte die Saison in Finnland begonnen, wo ich wirklich unglücklich war. Ich arbeitete hart, aber die Trainer gaben mir keine echte Chance. Also war ich froh, als ich die Möglichkeit bekam, nach Ingolstadt zu wechseln. Dass Sabolic schon dort war, erschien mir perfekt. Ich denke, dass er auch so empfunden hat. Wir haben schnell unsere alte Chemie entwickelt, und speziell in den Play-offs mit Travis Turnbull lief es großartig. Um einen Titel zu gewinnen, braucht man einen tief besetzten Kader – und den hatten wir. Die erste Reihe bestand aus Greilinger, Hahn und Laliberte, die zweite war unsere, und in der dritten spielten Hager, Oblinger und andere gute Leute. Schauen Sie, was Hager für eine Karriere hingelegt hat, er ist Olympia-Silbergewinner und eine Legende des deutschen Eishockeys!

Kann man sagen, dass Sie ein Schnäppchen für den ERC waren?

Jeglic: (lacht) Absolut. Bei meinem Wechsel nach Ingolstadt ging es nicht ums Geld, sondern um die Chance zu spielen. Das bot mir der ERC. Vor allem Olympia hat mir geholfen, einen Vertrag in der KHL zu bekommen. Meiner Meinung nach ist es nicht so wichtig, wie viel man verdient – speziell wenn man jung ist.

Pre-Play-off-Sieg gegen Eisbären Berlin „unvorstellbar“

Zwischen Erfolg und Misserfolg ist ein schmaler Grat: Im dritten Pre-Play-off-Spiel beim amtierenden Meister Eisbären Berlin waren Sie an Benedikt Schoppers legendärem Siegtreffer in der Verlängerung beteiligt, der den ERC ins Viertelfinale brachte. Haben Sie sich je vorgestellt, was passiert wäre, wenn Berlin gewonnen hätte? Wären Sie dann in Ingolstadt geblieben, oder hatten Sie da schon bei Slovan Bratislava in der KHL unterschrieben?

Jeglic: Ich glaube, dass ich da schon unterschrieben hatte, das passierte recht zügig nach Olympia. Ich erinnere mich, dass Tim Hamblys Ausgleichstreffer zuvor, der uns erst in die Overtime gebracht hatte, von den Referees wegen einer möglichen Torhüterbehinderung meinerseits überprüft wurde. Niemand von uns glaubte, dass wir Berlin schlagen könnten, die Eisbären waren in den neun Jahren zuvor siebenmal Meister geworden. Es war unvorstellbar, dass wir dort gewinnen (lacht).

Im Vergleich zu den schwächelnden Ingolstädtern von 2014 spielen Sie mit Bremerhaven aktuell eine Rekordsaison, nie zuvor hatten die Pinguins so viele Punkte. Sehen Sie trotzdem Parallelen zwischen beiden Mannschaften?

Jeglic: Die Spielzeiten sind unterschiedlich, aber wir haben hier auch gute Charaktere im Team. Jeder kennt seine Rolle und hängt sich rein. Wir hoffen, dass wir die Hauptrunde gut zu Ende und in den Play-offs dann unser Bestes bringen.

Bremerhaven ist längst kein Underdog mehr, aber so weit oben hätte die Pinguins kaum einer erwartet. Was macht Sie so stark?

Jeglic: Das Management ist sehr loyal, der Klub schafft eine familiäre Atmosphäre. Wir versuchen, jedes Jahr ein Stück zu wachsen und die Mannschaft im Kern zusammenzuhalten. Wir wollen Spaß haben und uns nicht zu viel Druck machen.

Aber als Tabellenzweiter, der sich so früh für das Viertelfinale qualifiziert hat, hat man schon Druck, nun auch das Halbfinale zu erreichen – erstmals in der Klubgeschichte.

Jeglic: Auf jeden Fall. Das ist unser großes Ziel, weil wir es noch nie geschafft haben. Das nervt uns, und so wie wir spielen, werden wir im Viertelfinale der Favorit sein. Da müssen wir beweisen, dass wir es auch in den Play-offs draufhaben.

Denken Sie, dass die Konkurrenz Sie immer noch unterschätzt?

Jeglic: Das glaube ich nicht, zumindest fühlt es sich nicht so an. Alle wissen, dass wir ein unbequemer Gegner sind.

Gegen Ingolstadt haben Sie in dieser Saison alle drei Duelle gewonnen, aber stets war es knapp. Auch diesmal?

Jeglic: Bestimmt, ja. Gegen Ingolstadt ist es immer hart. Sie haben ein gutes Team und einen tollen Trainer, auch wenn die Tabelle das nicht unbedingt aussagt. Sie haben gerne den Puck. Es wird hart für uns – wie in den bisherigen Duellen.

ZUR PERSON

Ziga Jeglic (36) wurde 2014 als Nachverpflichtung des ERC Ingolstadt Deutscher Meister (32 DEL-Partien/24 Punkte). Danach verdiente der Center sein Geld sechs Jahre lang in der russischen KHL und in Tschechien. Seit 2020 bestritt er für Bremerhaven 198 Partien und sammelte 183 Scorerpunkte. In der laufenden Saison sind es in 48 Partien 46 Zähler, 19 davon in Überzahl (Liga-Bestwert). Mit der slowenischen Nationalmannschaft nahm Jeglic an zwei Olympischen Spielen und fünf A-WM-Turnieren teil. Zu seiner Historie gehören jedoch auch ein übler Schlittschuhtritt gegen den Schweizer Thomas Rüfenacht bei der WM 2017 und ein positiver Doping-Test auf ein Asthma-Mittel bei Olympia 2018.