„Wollen gegen Top-Nationen punkten“
WM-Debütant Leon Hüttl vom ERC über Zimmergenosse Stachowiak, Sticheleien, das System und den Start

12.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:16 Uhr

Leon Hüttl vom ERC Ingolstadt spielt nach seiner starken Saison und der Vizemeisterschaft mit den Panthern nun seine erste Weltmeisterschaft. Am späten Donnerstagnachmittag trainierte die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) erstmals in der Arena von Tampere. Foto: Imago Images

Mit acht Turnier-Neulingen ist die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft nach Finnland gereist. Zwei davon kommen vom Vizemeister ERC Ingolstadt: Stürmer Wojciech Stachowiak und Verteidiger Leon Hüttl, die sich im Teamhotel in Tampere ein Zimmer teilen.

Vor dem Auftakt gegen Schweden an diesem Freitag (19.20 Uhr/Sport1 und Magenta Sport) sagte Hüttl im Telefongespräch mit unserer Zeitung: „Das Ziel heißt Viertelfinale.“

Herr Hüttl, im vergangenen Jahr haben Sie mit dem Nationalteam die ganze Vorbereitung bestritten, sind aber kurz vor dem Turnier aus dem Kader gestrichen worden. Diesmal sind Sie erst kurz vor dem Turnier dazugekommen – und spielen nun bei Ihrer ersten Weltmeisterschaft. Macht das für Sie eine sehr gute Saison zu einer fantastischen?
Leon Hüttl: Noch habe ich die WM ja nicht gespielt! Klar finde ich es cool, dass ich dabei bin, aber zu einer absolut geilen Saison gehört noch eine gute Weltmeisterschaft dazu.

Mit Wojciech Stachowiak ist überraschend ein weiterer WM-Debütant vom ERC dabei, insgesamt stehen acht Neulinge im deutschen Kader. Müssen Sie sich noch gegenseitig kneifen?
Hüttl: Ja, vor allem mit dem „Wojo“. Mit ihm bin ich auch auf dem Zimmer. Bei ihm ging es besonders schnell, mit seinem Debüt gegen die USA am Dienstag und direkt seiner ersten WM. Für mich ist es ja auch die Premiere, deswegen ist es besonders, das zusammen zu erleben.

Bei einer WM gastieren traditionell alle Teams in einem Hotel. Haben Sie sich schon zum Frühstück mit Ihrem Ingolstädter Teamkollegen Charles Bertrand von den Franzosen oder Ex-Panther Frederik Storm von den Dänen verabredet? Oder zum Zocken auf dem Hotelzimmer?
Hüttl: Ich weiß nicht, ob alle Teams, die in Tampere spielen, in einem Hotel sind, aber in unserem sind zumindest sechs Mannschaften untergebracht. Es ist echt witzig: Gerade eben haben wir Bertrand unten beim Mittagessen getroffen und ,Stormy’ am Mittwoch im Stadion. Aber grundsätzlich haben alle Teams ja unterschiedliche Trainingszeiten, da sieht man sich gar nicht so oft.

Laufen ERC-interne Wetten? Gibt es gar Sticheleien vor den Duellen gegen Dänemark (18. Mai) und Frankreich (23. Mai)?
Hüttl: Noch nicht. Vielleicht wenn die Spiele näher rücken.

Aber dafür mit den Münchner Nationalspielern? Vor drei Wochen standen Sie sich noch im Finale um die deutsche Meisterschaft gegenüber und wollten die Münchner unbedingt schlagen. Ist es nicht komisch, jetzt in einem Team zu spielen?

Hüttl: Ein bisschen schon. Es gibt schon die eine oder andere Stichelei, bei der man noch mal über die Spiele redet. Aber das ist absolut harmlos.

Wie gefällt Ihnen die ultramoderne Arena in Tampere, die 13500 Plätze hat und im Dezember 2021 eingeweiht wurde?

Hüttl: Das ist ein Riesengebäude, oben sind sogar Hotelzimmer drin. Die Halle hat die perfekte Größe. Die Kabine ist auch sehr besonders, da hat man alles, was man braucht.

Die Teams des neuen Bundestrainers Harold Kreis sind eher defensiv eingestellt und auf Sicherheit bedacht. Wie schwierig ist die Umstellung vom aggressiven Spielsystem des ERC unter Mark French?

Hüttl: Im Umschaltspiel ist es auf jeden Fall anders. In der defensiven Zone sind die Systeme aber wiederum ziemlich gleich. Vor allem muss man insgesamt schneller spielen, weil man international weniger Zeit hat.

Ihnen steht ein schwieriger Auftakt bevor: erst gegen Schweden, dann gegen Titelverteidiger und Olympiasieger Finnland, dann gegen die USA. Wie kann man diese Top-Nationen stoppen?
Hüttl: Die deutsche Mannschaft hat schon häufiger auch große Gegner geschlagen. Es ist also alles möglich, zumal diese Nationen ja auch nicht ihre besten NHL-Spieler dabei haben. Wir gehen auf jeden Fall nicht mit der Einstellung rein, dass wir die ersten drei Spiele wahrscheinlich verlieren. Wir wollen auch in diesen Partien Punkte holen. Das wird schwer, aber wir werden unser Bestes geben.

DK



Das Gespräch führte Alexander Petri.