Fußball-Regionalliga
Türkgücü spielt wirklich Regionalliga – im Münchner Olympiastadion

Drittliga-Absteiger präsentiert auf letzten Drücker doch eine Spielstätte

05.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:33 Uhr

Doppelte Ansage, wohl beides richtig: Die Türkgücü-Anhänger dürften mit dem Pleiteklub tatsächlich ins Münchner Olympiastadion zurückkehren – das auch ohne den umstrittenen Investor Hasan Kivran. −Foto: Imago Images

Von Christian Rehberger

München. Das kleine Imagevideo von Sonntagmittag nahmen viele noch nicht ernst: „Regionalliga wir kommen!“ So stimmte Türkgücü München als Drittliga-Absteiger bereits am Wochenende auf die neue Spielzeit ein – und die wird der Pleiteklub aus der Landeshauptstadt allen Unkenrufen zum Trotz tatsächlich in der höchsten bayerischen Spielklasse absolvieren. Genau 48 Stunden nach der vermeintlich mutigen Botschaft und einer weiteren Absage für eine Spielstätte später hat Türkgücü vom Bayrischen Fußball-Verband (BFV) tatsächlich – wie die anderen 19 Bewerber übrigens auch – die Zulassung für die Regionalliga Bayern erhalten. Dabei schien das für die Öffentlichkeit bis zur letzten Sekunde Spitz auf Knopf zu stehen.

Für die BFV-Zulassungskommission konnte der insolvente Skandalklub bis zur Frist am Dienstag um 12 Uhr nach mühsamer Suche doch noch eine weitere Spielstätte vorweisen: Die Münchner spielen wie in der 3. Liga nicht nur als dritte Kraft (neben 1860 und den Bayern-Amateuren) im Grünwalder Stadion (bis zu zwölf Partien), sondern laufen auch wieder im genauso ehrwürdigen wie für die Regionalliga noch mehr überdimensionierten Olympiastadion auf, das erneut als Alternative einspringt. Nur wenige Tausend Fans fanden sich schon zu Drittliga-Zeiten bei den vermeintlichen Top-Spielen Türkgücüs gegen die Fan-starken Gegner (wie 1860 oder Magdeburg) dort ein. Wie das nach dem Sturz aus dem Profifußball in die nominelle Amateurliga aussieht, kann sich jeder selbst ausmalen.

Wie es von der Olympiapark GmbH gegenüber „Fußball Vorort“ hieß, darf Türkgücü bis zu zehn Spiele in der alten Bayern- und Löwen-Heimat austragen. Und: „Das Stadion hat seine Größe und seine Kosten.“ Die dürften für die Pacht deutlich im fünfstelligen Bereich pro Partie liegen.

Zuletzt hatte es nach außen hin nicht unbedingt danach ausgesehen, als würde der Verein von Präsident Taskin Akkay überhaupt irgendwo unterkommen – und die Regionalliga-Lizenz damit platzen. Wie mehrfach berichtet, war der Klub in Fürstenfeldbruck zwischen die Fronten eines offenbar lange schwelenden Zwists des dortigen Oberbürgermeisters mit dem Präsidenten des Stadionnutzers FC Fürstenfeldbruck geraten. Der Stadtrat der Kreisstadt lehnte nach langem Hin und Her eine Anfrage von Türkgücü ab.

Und wenige Stunden vor Ablauf des Ultimatums folgte am Montag die Absage aus Unterschleißheim, wo der Migrantenverein im Lohhofer Stadion unterkommen wollte. Nun scheint Türkgücüs nähere Zukunft aber tatsächlich geklärt zu sein und in der Regionalliga zu liegen – auch wenn das vielen Verantwortlichen der arrivierten bayerischen Klubs nach der finanziellen Amokfahrt des Emporkömmlings im Vorjahr nach wie vor nicht gefallen dürfte.

− DK