Toxische Mischung

FCI lässt beim 1:2 gegen Aue gute Chancen aus und ist in der Defensive anfällig

18.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:15 Uhr

Ging mit seiner offensiven Ausrichtung ins Risiko und wurde nicht belohnt: FCI-Trainer Rüdiger Rehm. Foto: Bösl

Von Gottfried Sterner

Ingolstadt – Neues Jahr, altes Muster: Immer wenn der FC Ingolstadt die Chance hat, in der 3. Liga näher an die Spitzenpositionen heranzurücken, versagen die Schanzer. Das war so am sechsten Spieltag (2:3 gegen Wehen Wiesbaden), am 14. Spieltag (1:3 gegen Viktoria Köln) und nun am 18. Spieltag beim 1:2 gegen Erzgebirge Aue. Dreimal ging es schief, dreimal im Audi-Sportpark.

Die Ernüchterung war groß, vor allem weil nun das schwere Auswärtsspiel bei Spitzenreiter SV Elversberg (Samstag, 14 Uhr) ansteht und man anstatt mit gestärktem Selbstvertrauen mit einem schweren Rucksack dort antritt. Das weiß auch FCI-Trainer Rüdiger Rehm. „Wir müssen gut regenerieren und dann wieder angreifen. Wir stehen unter Druck, am Samstag etwas mitzunehmen, sonst ist es ein scheiß Start“, formulierte es der 44-Jährige drastisch.

Denn auch Rehm muss sich nach dem unbefriedigenden Auftritt gegen den Tabellenvorletzten einige Fragen stellen. War es gegen die bekannt kampfstarken Sachsen eine gute Wahl, ohne den verletzten Abwehrchef Visar Musliu an der Dreierkette festzuhalten und zudem mit Rico Preißinger die Sechserposition nur einfach zu besetzen? Zumal davor mit Tobias Bech und Maximilian Dittgen, der nach halbjähriger Verletzungspause zudem erstmals im Team stand und 90 Minuten durchspielte, zwei extrem offensiv orientierte Mittelfeldspieler standen. „Das hat in den Testspielen gegen Heidenheim und Chemnitz gut funktioniert. Aber die Frage werden wir uns stellen müssen, ob wir einen Tick defensiver agieren. Wir müssen eine bessere Balance finden“, räumte Rehm ein, hielt aber auch den verbesserten Spielfluss dagegen: „Ich weiß nicht, ob wir in den Spielen zuvor schon viel bessere Aktionen hatten. Wir hatten acht klare Chancen. Es ist ärgerlich, dass wir nicht mehr daraus machen.“

Tatsächlich kam mit dem 21-jährigen Justin Butler und Dittgen mehr Wucht und Dynamik in das Angriffsspiel der Schanzer. Butler wurde immerhin für sein Nachsetzen belohnt, als er ein haarsträubendes Missverständnis zwischen Aues Innenverteidiger Korbinian Burger und Torwart Martin Männel zum frühen 1:0 nutzte (9.). Doch freuen konnte sich der Deutsch-Amerikaner nach seinem ersten Startelfeinsatz und ersten Saisontor nicht wirklich. „Wir haben gleich die erste Chance genutzt, hatten dann noch zwei, drei Möglichkeiten, aus denen wir mehr machen müssen. Letztlich wird man bestraft, wenn man seine Chancen nicht nutzt“, meinte Butler. Tatsächlich hatten Bech (30. und 56.) und Dittgen (44. und 56.) nach flüssigen Spielzügen gute Gelegenheiten für weitere Treffer.

Aber andererseits taten sich auch immer wieder Lücken in der FCI-Defensive auf, weil das Mittelfeld zu einfach zu überspielen war und die Dreierkette direkt Druck bekam. Vor allem Calvin Brackelmann fehlte ohne seinen erfahrenen Nebenmann Musliu Sicherheit, und Hans Sarpei agierte im Strafraum zu ungestüm und verursachte einen Elfmeter. Überhaupt sahen alle Innenverteidiger, auch Maximilian Neuberger, der ebenfalls erstmals in dieser Saison in der Startelf stand, die Gelbe Karte – Brackelmann und Sarpei hatten sogar Glück, dass sie nicht vom Platz flogen. Die Folgen waren auch so gravierend: Kurz vor der Pause kassierten die Schanzer durch Antonio Jonjic den Ausgleich, und Dimitrij Nazarov verwandelte den Strafstoß zum 1:2 (66.).

So haderte der FCI-Trainer am Ende auch mit dem mangelnden Durchsetzungsvermögen seiner Jungs. „Wir hatten Phasen, in denen ich mit der Zweikampfqualität nicht so zufrieden war. Jetzt müssen wir aus den Fehlern lernen“, meinte Rehm. Dittgen blickte bereits voraus: „Wir müssen weiter mutig Fußball spielen. An der Qualität, die auf dem Platz steht, liegt es nicht. Wir müssen die Stärken der Mitspieler kennen und weiterarbeiten. Dann fahren wir nach Elversberg, um drei Punkte zu holen.“

Aues Trainer Pavel Dotchev, der im elften Duell mit Rehm zum sechsten Mal als Sieger hervorging, freute sich über den gelungenen Coup am Beginn seiner dritten Amtszeit im Erzgebirge. Er hatte vielleicht den besten Tipp parat. „Ich habe meinen Spielern gesagt, dass sie die große Chance haben, ein Ausrufezeichen zu setzen. Das haben sie gemacht“, verriet der 57-jährige Rekordtrainer der 3. Liga seine Devise vor dem Spiel. Jetzt liegt es an den Schanzern, beim Spitzenreiter selbst ein Ausrufezeichen zu setzen.

DK